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Noch gibt es wegen knapper Stapo-Ressourcen bei der Sicherheit keine Abstriche: zwei Mitarbeitende der Stadtpolizei Zürich auf Patrouille. Bild: Youtube

Personalnot bei der Stapo spitzt sich zu

Von: Sacha Beuth

06. September 2022

Wegen immer mehr Sondereinsätzen und einem Rückgang an Bewerbungen fehlt es der Stadtpolizei Zürich an Personal. Eine Aufstockung des Bestandes ist geplant, doch ist der Gemeinderat bezüglich der Umsetzung noch uneins. 

Als vor rund einer Woche die Stadtpolizei meldete, dass sie die Öffnungszeiten der Regionalwachen vorübergehend verkürzt werden («Tagblatt» vom 31.8.), schlug das keine grossen Wellen. Dabei ist die Massnahme ein Indikator dafür, wie sehr die Stadtpolizei aktuell mit Personalmangel zu kämpfen hat. «Wir hatten dieses Jahr eine Häufung an Einsätzen. Es gab mehr Veranstaltungen in Zürich – unter anderem bei Fussballspielen und Demonstrationen – und mehr interkantonale Einsätze, bei denen alle Korps Polizeikräfte stellen müssen, als in den letzten Jahren», erklärt Stapo-Mediensprecherin Judith Hödl. Diese Einsätze seien zum Teil sehr kurzfristig erfolgt, was nebst einer Anhäufung von Überstunden immer wieder auch Urlaubssperren zur Folge gehabt hätte. Hinzu käme die gestiegene Zahl an Notrufen. «Im Schnitt erhielten wir 2021 täglich 476 Notrufe, während es 2019 noch 436 gewesen waren. Daraus resultierten im letzten Jahr 192 Einsätze zu 180 im Jahr 2019», so Judith Hödl.

Mit der Reduktion der Öffnungszeiten der Regionalwachen wolle man die Situation entschärfen, ohne dass deshalb die Sicherheit der Bevölkerung darunter leide. «Notrufe werden weiterhin entgegengenommen. Zudem steht für Anzeigen das Internettool Suisse Police zur Verfügung. Aber wir können dank der Massnahme die frei gewordenen Kräfte nun auf der Strasse, etwa im Patrouillendienst, einsetzen.» Die Aktion soll nur vorübergehend sein und nach zwei Monaten am 31. Oktober enden. «Danach wird die Situation analysiert und über das weitere Vorgehen entschieden», sagt Judith Hödl. Hinzu kommt ein Rekrutierungsproblem. «Bisher konnten wir zwar die Polizeischulen füllen, aber wir merken den Rückgang an Bewerbungen. Dieses Jahr konnten wir einen Lehrgang des polizeilichen Assistenzdienstes mangels Bewerbungen nicht durchführen und mussten ihn auf nächstes Jahr verschieben. Insgesamt haben wir derzeit 18 offene Stellen.»

Es erscheint angesichts der Vorzeichen zumindest nicht unmöglich, dass die Massnahme verlängert wird und / oder andere Aufgaben der Stapo reduziert werden. Denn ob die Zahl der Sondereinsätze in den nächsten Jahren wieder sinkt, ist mehr als fraglich. Und mit der Bevölkerungszunahme dürfte rein rechnerisch auch die Zahl der Notrufe weiter ansteigen.

Der Politik sind die Personalengpässe der Stapo an sich schon länger bekannt, weshalb der Stadtrat auch einer Aufstockung des Bestandes um 152 Stellen in den nächsten zehn Jahren zugestimmt hat. Das Thema wird aktuell bei der Sicherheitskommission im Gemeinderat behandelt. Dort würde die SVP laut Gemeinderat Stephan Iten lieber heute als morgen handeln: «Wir haben schon lange darauf hingewiesen, dass wegen der wachsenden Aufgaben die Stadtpolizistinnen und -polizisten überfordert sind. Der Gemeinderat muss die vorgeschlagene Stellenerhöhung bewilligen, ansonsten werden weitere Abstriche bei der Sicherheit folgen.» Für SP-Gemeinderat Severin Meier ist die Forderung nach zusätzlichen Polizeistellen wohl nachvollziehbar. «Allerdings muss noch demokratisch diskutiert und geklärt werden, in welchem Umfang und für welche Schwerpunkte diese Stellen geschaffen werden sollen.»

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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