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Post liefert elektrisch

Von: Ginger Hebel

25. August 2020

Elektromobilität: In Zürich-Enge wird die Post neu nur noch mit E-Fahrzeugen verteilt. Bis 2025 sollen alle Pakete in der Stadt C0₂-frei bei den Kunden ankommen. 

Paketbote Marcel Hunziker ist startklar. Morgens um sieben bricht er zu seiner ersten Zustell-Tour durchs Enge-Quartier auf. Zwischendurch fährt er zurück in den allerersten Zürcher City-Logistik-Hub in der Enge neben der Postfiliale, um Pakete nachzuladen. Die Schweizerische Post hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2025 Briefe und Pakete in den grösseren Städten ausschliesslich mit elektrischen Fahrzeugen zu verteilen.

In der Stadt Zürich baut die Post deshalb lokale Umschlagplätze – sogenannte City-Logistik-Hubs – auf. 15 000 Zürcherinnen und Zürcher erhalten ihre Post bereits CO₂-frei zugestellt. «Es wird immer schwieriger, in die städtischen Zentren vorzudringen, daher bauen wir solche City-Logistik-Hubs auf», erklärt Martin Schneider, Leiter Distributionszone Zürich. Von hier aus werden Briefe und Pakete mit elektrischen Dreiradrollern, Kurier-Fahrrädern und Elektro-Lieferwagen verteilt.

Schneller und effizienter

Die Zeiten, in denen man zwei, drei Tage auf sein Päckli warten musste, sind vorbei. Heute wollen die Leute bestellen und ihre Lieferung möglichst noch am selben Tag oder am nächsten Morgen erhalten. «Die Kunden können ihr Paket online oder auf dem Handy verfolgen und bestimmen, um welche Uhrzeit sie es zugestellt haben wollen», sagt Marcel Hunziker. Die Paketboten stehen dadurch unter erhöhtem Zeitdruck. «Der Verkehr in der Stadt hat stark zugenommen. Es gibt viel mehr Velofahrer, man muss für alle mitdenken, immer konzentriert sein.»

Der 51-Jährige arbeitet seit über dreissig Jahren bei der Post, hat schon die Lehre hier gemacht. Seit langer Zeit verteilt er Pakete im Quartier Enge. Er kennt jede Strasse, jeden Schleichweg. «Die Enge ist wie mein zweites Zuhause. Ich mag den Kundenkontakt und die selbständige Arbeitsweise.»

Pakete immer schwerer

Die Corona-Krise hat den Online-Handel weiter vorangetrieben. «Wir liefern Getränke harassenweise, immer mehr Lebensmittel, aber auch Drucker, Blumenerde und Fitnessgeräte», sagt Marcel Hunziker. Die Pakete würden immer schwerer. An Spitzentagen verteilt er 300 Pakete bis vor die Haustür, im Ganzen lädt er täglich mehrere Tonnen ein und aus. «Es ist eine Frage des richtigen Hochhebens, aber ich spüre es abends schon im Rücken», sagt Marcel Hunziker. Er ist stolz darauf, bei einem Grossunternehmen zu arbeiten, das Klimaziele verfolgt. Immer wieder erhält er Reaktionen von Leuten, wenn er mit dem E-Lieferwagen vorfährt. «Sie gelten noch immer als exotisch.» Die Fahrzeuge der Marke SAIC Maxus stammen aus China, denn im europäischen Fahrzeugmarkt sind noch kaum Elektro-Lieferwagen verfügbar. Eine Ladung mit Schweizer Ökostrom reicht für 190 Kilometer.

Noch liefern mit Diesel betriebene Lastwagen die Pakete aus den grossen Verteilzentren zu den regionalen Stellen und in den neuen City-Logistik-Hub Enge. Doch auch diese Transporte sollen in Zukunft mit alternativen Antriebsformen erfolgen, darunter auch mit Wasserstoff. «Es wird immer mehr Pakete geben, darum ist es wichtig, dass wir umweltfreundliche Lösungen suchen und umsetzen», sagt Logistiker Martin Schneider. Die grüne Strategie lässt sich das Unternehmen etwas kosten. Jedes Paket kostet die Post dadurch rund 5 bis 12 Prozent mehr, dafür entsteht durch die Elektro-Fahrzeuge weniger Lärm und Feinstaub.

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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