mobile Navigation

News

Viele auswärtige Obdachslose hoffen auf einen Platz im Pfuusbus. Bild: zVg

Randständige finden keine Schlafplätze

Von: Clarissa Rohrbach

08. Dezember 2015

Obwohl in der Notschlafstelle noch Betten frei sind, müssen Obdachlose immer wieder abgewiesen werden. Ihr Problem: Sie sind auswärtig.

Der Mann ist den Tränen nahe. Er steht vor der Notschlafstelle, verwirft die Hände, wird laut. «Eine Stunde lang habe ich vergebens auf einen Platz gewartet, das darf doch nicht wahr sein!» Das Problem: Der Obdachlose ist aus Basel, aber in der Notschlafstelle werden nur Stadtzürcher aufgenommen. Verzweifelt zieht er von dannen.


Die Szene wird im Magazin des Sozialdepartements beschrieben und kommt nicht selten vor. «Wir weisen im Durchschnitt jede Nacht eine Person ab», sagt Eveline Schnepf, Einrichtungsleiterin der Notschlafstelle. In Notsituationen werde für eine Nacht eine Ausnahme gemacht. Sonst verweise man die Auswärtigen auf andere Institutionen. In seltenen Fällen müsse die Polizei kommen, um die Personen wegzubegleiten.


Der Mann aus Basel ist nur einer der vielen Obdachslosen, die mit grosser Hoffnung nach Zürich kommen. Tatsächlich gibt es aber in der Stadt neben der Notschlafstelle nur noch zwei weitere solche Angebote, wo sie hingehen können: das Open Heart der Heilsarmee und Pfarrer Siebers Pfuusbus. Die Abweisungen dürften für die Obdachlosen im Winter besonders belastend sein. «Viele kommen zu uns, weil sie die Kälte nicht aushalten», sagt Joseph Keutgens, Seelsorger im Pfuus­bus. Dort herrsche deswegen seit der Eröffnung Mitte November Hochbetrieb. Der Pfuusbus sei fast jede Nacht voll.  «Die Randständigen wissen nicht mehr, wohin», meint Keutgens. Wenn es im Pfuusbus keinen Platz mehr hat, bekommen Obdach­lose trotzdem ein warmes Essen und bei einem Gespräch einen Lösungsvorschlag mit auf den Weg, so Keutgens.


Auch an das Open Heart der Heilsarmee wenden sich viele, die nicht in der Notschlafstelle bleiben dürfen. «Viele kommen nach Zürich, weil sie hier anonym sein können. Auf dem Land ist es schwieriger, obdachlos zu sein», sagt Leiter Walter Sommer. Er bekommt täglich Anrufe von verzweifelten Randständigen. Er muss sie dann vertrösten, weil der Schlafsaal erst am 8. Januar öffnet. In früheren Jahren war das Open Heart überbelegt. Man musste zusätzliche Plätze schaffen.


Die Notschlafstelle der Stadt Zürich ist im Schnitt zu 77 Prozent besetzt. Komplett ausgelastet ist sie nie. Die freien 33 Prozent brauche man, um für Notfälle gerüstet zu sein.

Die Notschlafstelle (52 Plätze) ist von 20 bis 10 Uhr geöffnet. Eine Übernachtung kostet fünf Franken, dazu gibt es eine einfache Mahlzeit, ein Frühstück und Duschmöglichkeiten. Der maximale Aufenthalt sind vier Monate.


Der Pfuusbus (28 Plätze) ist kostenlos und bis Mitte April von 19 bis 9 Uhr geöffnet. Abendessen und Frühstück sind inbegriffen.


Das Open Heart (12 Plätze) ist ebenfalls kostenlos und vom 8. Januar bis am 14. April von 22 bis 8 Uhr geöffnet. Bedingung:  Gültiger Ausweis.

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare