mobile Navigation

News

Das Tragen des Burkinis ist in den Bädern der Stadt Zürich erlaubt. So können muslimische Frauen trotz religiösen Vorstellungen schwimmen gehen. Bild: AdobeStock

Richtig bekleidet ins Bad

Von: Clarissa Rohrbach

09. August 2022

Trotz Verbot gehen muslimische Frauen in den Zürcher Badis immer wieder mit Alltagskleidung ins Wasser. Das Sportamt duldet das nicht und weist auf die Möglichkeit hin, einen Burkini zu tragen. Islamische Organisationen begrüssen, dass dieser gestattet ist.

Leserin Laura K. traute ihren Augen nicht. Inmitten von Kindern in Badehose sass letztes Wochenende eine muslimische Frau im Schwimmbecken des Freibads Heuried, voll bekleidet. Der Bademeister schien das nicht zu bemerken. Die verhüllte Frau plantschte trotz Verbot fröhlich weiter.

Dass Bademeister, so wie am letzten Wochenende, nicht eingreifen, ist eine Ausnahme. Laut dem Sportamt ist es deren Aufgabe, alle Personen, die in Alltagskleidung ins Wasser gehen, auf die Regeln aufmerksam zu machen. Diese halten fest, dass Baden nur in ordentlicher Badebekleidung gestattet ist. Dies wegen der Hygiene und der Wasserqualität in den Bädern. «Wir behandeln alle Gäste gleich, unabhängig ihrer Religion», sagt Manuela Schläpfer, Sprecherin des Sportamts. So gebe es unter jungen Männern die Mode, Unterhosen unter den Badehosen zu tragen. Auch diese würden auf das Verbot aufmerksam gemacht. «Ausnahmen werden keine gewährt», so Schläpfer.

Burkini, die Alternative

Für muslimische Frauen, die beim Baden keine Haut zeigen wollen, gibt es den Burkini, ein Ganzkörperanzug im gleichen Stoff wie ein Badekleid. Ochsner Sport hat diesen seit 2017 im Sortiment. Auf diese Möglichkeit weist auch die Vereinigung der Islamischen Organisationen Zürich hin. «Der Burkini entspricht der religiösen Vorstellungen der Frauen, so können sie baden und auch ihren Glauben ausleben», sagt Präsident Abduselam Halilovic. Dass Muslimas in Alltagskleidern vom Wasser weggewiesen werden, kann er gut nachvollziehen. Diskriminierend wäre nur ein Verbot des Burkinis, das aber nicht ansteht. Halilovic begrüsst es, dass in der Badeordnung seit 2011 explizit steht: «Das Baden ist ausschliesslich mit ordentlicher Badebekleidung (inkl. Burkini) gestattet.» Damit hole man auch die muslimischen Frauen und ihre Bedürfnisse ab. Dass es trotzdem Frauen gibt, die bekleidet baden, könne verschiedene Gründe haben. «Diese Frauen sind vielleicht kürzlich zugezogen und kennen die Regeln nicht, die Bademeister müssen sie aufklären», sagt er. Ihm sind jedoch keine Frauen bekannt, die in Alltagskleidern baden würden.

Der Zürcher SVP-Nationalrat Mauro Tuena findet, dass sich die Stadt mit dem Erlauben des Burkinis sehr offen zeigt. Man komme damit den muslimischen Frauen entgegen. «Aber baden mit Alltagskleidern, das geht gar nicht», sagt er. Tuena erwähnt hygienische, aber auch kulturelle Gründe. «Wer in einem fremden Land Gastrecht bekommt, muss auch dessen Regeln beachten.» Tuena appelliert an die Bademeister, diese Frauen wegzuweisen, sonst könne es zu Unstimmigkeiten in der Badi kommen.

Auch SP-Gemeinderat Alan David Sangines begrüsst, dass man nur in geeigneter Badekleidung ins Wasser darf. «Die Regeln gelten für alle, aus Hygienegründen darf niemand bekleidet baden.» Für die speziellen Bedürfnisse der Muslimas biete der Burkini eine Alternative. Nur wenn dieser verboten wäre, wie das in Frankreich der Fall ist, würde ein unfairer Ausschluss der Muslimas aus den Badeanstalten stattfinden.

Wollen Frauen unter sich sein, besteht die Möglichkeit, in die Frauenbadi am Stadthausquai zu gehen. Dort sind sie keinen Männerblicken ausgesetzt. Laut Sportamt wird die Frauenbadi auch rege von muslimischen und jüdisch-orthodoxen Frauen genutzt.

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare