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Die schöne Seite des Tierpflegerberufs: Jugendliche beim Füttern von Pinguinen. Symbolbild: PD

"Schnuppergebühr" - es geht auch anders

Von: Sacha Beuth

20. August 2013

Im Gegensatz zum Zoo ist Schnuppern in den Tierpflegeberufen bei ­anderen Stadtzürcher Institutionen gratis. Bei einer erhält der Jugendliche sogar einen Batzen.

Wie Pilot ist auch Tierpfleger nach wie vor der Traumberuf vieler Schulabgänger. Entsprechend gross ist die Nachfrage für Schnupperkurse bzw. -lehren. Der Zoo Zürich wird mit diesbezüglichen Anfragen geradezu überschwemmt. Um die Nachfrage etwas einzudämmen, verlangt der Tiergarten von Jugendlichen unter 16 Jahren für die einwöchige Schnupperlehre eine Gebühr von 50 Franken. «Dieser Beitrag soll einen Teil unserer Betreuungskosten decken und zugleich dafür sorgen, dass sich nur diejenigen bewerben, die wirklich ein Interesse am Tierpflegeberuf haben», erklärt Kurt Plattner, Personalchef des Zoos ­Zürich.

Mit dieser Vorgehensweise steht der Zoo jedoch in der Stadt Zürich ziemlich allein da, wie Recherchen des «Tagblatts» bei anderen Anbietern im Bereich Tierpflege ergaben. Im Wildnispark Zürich hat man gemäss Mediensprecher Martin Kilchenmann zwar ein gewisses Verständnis für derartige Massnahmen bei grosser Nachfrage. «Bei uns jedoch sind die 3-tägigen Schnupperkurse nach wie vor kostenlos, obwohl auch wir – gerade während der Schulferien – haufenweise Anfragen erhalten.» Man müsse vielen absagen oder sie auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten. Pro Jahr kommen im Wildnispark 35  Personen in den Genuss einer Schnupperlehre. Auch im Tierheim des Zürcher Tierschutzes ist Schnuppern gratis. «Im Schnitt haben wir jede zweite Woche eine Schülerin oder einen Schüler, denen wir einen betreuten Einblick in den Tierpflegeberuf gewähren», erzählt Maja Spoerli vom Zürcher Tierschutz. Anders als im Zoo würde die Nach­frage dem Angebot entsprechen.

Bei Sandra Leuch, Geschäftsführerin und Inhaberin der Tierhandlung Aquarium Seerose, sorgt die Politik des Zoos für Kopfschütteln. «Es ist schade, wenn fürs Schnuppern Geld verlangt wird. Die Jungen stehen vor einer grundlegenden Entscheidung, da sollten sie kostenlos Einblick in die verschiedenen Berufswelten erhalten dürfen.» So handhabt sie dies in ihrem Betrieb, und darüber freuen sich jährlich 35  bis 40 Schnupper­lehrlinge.

Finanziell gesehen am besten ergeht es denen, die im Tierheim Surber für eine Woche schnuppern. «Bei uns bekommen die Schnupperstifte 50 Franken, statt diese zu bezahlen. Zudem ist die Verpflegung kostenlos», erklärt Inhaberin Rita Surber. Kein Wunder, herrscht jeweils grosser Andrang auf die 35 bis 40 Schnupperplätze, die das Tierheim pro Jahr anbietet.

Darauf angesprochen, erwidert Plattner: «Der edukative Wert einer Schnupperlehre im Tierheim lässt sich nicht mit dem eines Zoos vergleichen. Bei uns werden pro Jahr 250 Schnupperkurse absolviert. Und: Wir bieten den Schnupperstiften zusätzlich vergünstigte Verpflegung, Arbeitskleidung und eine gute Betreuung.» Für Veronique ­Polito, Zentralsekretärin beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund, greift diese Argumentation zu kurz: «Das ­Signal, das der Zoo grundsätzlich mit der Schnuppergebühr aussendet, ist nicht zielführend. Wenn eine Schnupperlehre eine Belastung für den Betrieb darstellt, dann ist es besser, nur wenigen das Schnuppern zu ermöglichen, dafür kostenlos und gut betreut.» 

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