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Wenn sich Jugendliche in öffentlichen Bereichen versammeln, kann dies gerade nachts bei älteren Personen Ängste auslösen. Symbolbild: Adobe Stock

Seebach in Sorge

Von: Sacha Beuth

17. Januar 2023

Pöbelnde Jugendliche verbreiten in Seebach laut Medienberichten Angst in der Quartierbevölkerung. Zwar wurden einzelne Vorfälle wohl übertrieben dargestellt, trotzdem besteht offenbar Handlungsbedarf.

Spätestens seit den 90er Jahren gerät Seebach immer wieder mal wegen Fällen von Jugendkriminalität in die Schlagzeilen. So auch vor ein paar Wochen, als «20 Minuten» über eine Gruppe von Jugendlichen berichtete, die Ende letzten Jahres erst in einem Bus der Linie 40 herumgepöbelt und nach dem Verlassen des Busses einen versuchten Raub begangen haben sollen. In einer darauffolgenden Befragung von Passanten gab es Stimmen, die behaupteten, dass Gewalt und Respektlosigkeit von Jugendlichen im Quartier zugenommen und das Sicherheitsgefühl abgenommen hätten und man deswegen wegziehen wolle.

Auf Nachfrage des «Tagblatts» bestätigte die Stadtpolizei zwar, dass sich am 30. Dezember 2022 ein Vorfall in Seebach ereignet hatte, bei dem ein Jugendlicher von anderen Jugendlichen bedroht wurde. Die Täterschaft sei noch vor Eintreffen der Polizeipatrouille geflohen, die Ermittlungen umgehend aufgenommen worden. (Der Hauptverdächtige konnte inzwischen ermittelt werden. Er ist 13-jährig, Ausländer, und wird bei der Jugendstaatsanwaltschaft angezeigt. Die Red.) Von einem versuchten Raub wisse man jedoch nichts. Im Übrigen sei Seebach polizeilich nicht als Hotspot für Jugendkriminalität bekannt.

Alles also nur Panikmache? – Nicht unbedingt. Den Vorfall vom 30. Dezember nehme man laut Stapo-Sprecher Michael Walker ernst, «denn ohne Grund wird nicht wegen Drohung ermittelt». Quartiervereinspräsident Albert Frölich will die Sache ebenfalls nicht auf die leichte Schulter nehmen, wenn er auch Reaktionen wie einen Wegzug aus dem Quartier für übertrieben hält. «In Seebach ist es nicht weniger sicher als in anderen Quartieren. Aber es gab zugegebenermassen vor dem Bericht in den Medien bereits vage Hinweise, dass im Quartier Gruppen von Jugendlichen umherziehen und Leute anpöbeln und ein Klima der Angst erzeugen. Nach dem Bericht erhielt ich dann auch zwei Meldungen von Anwohnern zum Thema. Einer sagte, dass er allein schon wegen der geballten Präsenz der Jugendlichen eingeschüchtert sei. Werde er angepöbelt, scheue er eine Zurechtweisung aus Furcht vor einer gewalttätigen Reaktion. Der andere Anwohner bestätigte wiederum die Schilderungen von «20 Minuten».

Mehr Patrouillen nötig?

Frölich fordert, dass man nun «ohne politische Scheuklappen» die Situation analysiert, allfällige Gemeinsamkeiten der für Angst und Probleme sorgenden Jugendlichen benennt und die Sache gemeinsam angeht. «Leider gibt es seit Jahren keine Quartierwache mehr in Seebach. Laut Stadtpolizei wurde der Wegfall durch Patrouillen kompensiert. Vielleicht wäre es zweckdienlich, wenn diese Patrouillen intensiviert würden. Zugleich ist es wichtig, dass Passanten, die von Jugendlichen angegangen werden, Anzeige erstatten und den Vorfall auch dem Quartierverein melden.» Gemäss Stapo-Sprecher Walker kann unter Umständen schon eine Pöbelei zu einer Anzeige führen. Gemäss allgemeinen Beobachtungen versammeln sich die Jugendlichen in Seebach oft an den ÖV-Haltestellen Seebach und Buhnstrasse sowie um das Gemeinschaftszentrum. Sabine Schenk, Geschäftsführerin der Stiftung Zürcher Gemeinschaftszentren, bestätigt ebenfalls, dass es im Quartier Jugendliche gibt, die durch Pöbeleien auffallen und dass die Ängste deswegen ernst zu nehmen sind. «Der Weg, um dieses Problem zu lösen, führt aber in erster Linie über Prävention. Wir müssen Alt und Jung vermehrt an einen Tisch bringen und gemeinsam nach Lösungen suchen.»

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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