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«Je kürzer der Abstand der Körpermitte zum Boden ist, desto eher legen sich die Tiere hin», sagt Prof. Marcus Clauss von der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere der Universität Zürich. Bilder: Christian Schiffmann

Seitenlage bevorzugt

Von: Isabella Seemann

29. April 2019

Schlafverhalten: Ein Zürcher Forschungsteam versucht zu ergründen, weshalb Säugetiere in unterschiedlichen Positionen ruhen.

Warum schlafen manche Tiere im Stehen, andere im Liegen und einige angelehnt? Wieso liegen manche auf dem Bauch, andere hingegen lieber auf der Seite? Kühe, beispielsweise, sieht man so gut wie nie seitlich ruhen. Der Grund: Wiederkäuern werden im Magen die Futteranteile, die noch einmal gekaut werden sollen, anhand der Schwerkraft aussortiert. Damit dies jederzeit reibungslos funktioniert, muss der Magen im Stehen wie im Liegen die gleiche Position zur Schwerkraft haben. Zürcher Forscher wollten nun herausfinden, ob es bei anderen pflanzenfressenden Säugetieren ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Verdauungssystem und bevorzugter Ruheposition gibt – und erlangten dabei überraschende Erkenntnisse.

Das Forschungsteam um Professor Marcus Clauss von der Universität Zürich ging in zoologische Gärten und beobachtete das Schlafverhalten von 253 pflanzenfressenden Säugetieren, so zum Beispiel im Zoo Zürich die Elefanten, Wasserschweine, Lamas, Vicunjas, Trampeltiere, Hirschziegenantilopen, Ponys, Esel, Zebra, Tapir und ein Spitzmaulnashorn, das mittlerweile ausgewildert ist. Mit direkten Beobachtung sowie per Videoaufnahmen konnten mehr als 29 478 Ruhephasen studiert werden.

Nagetiere schlafen sitzend

Die Zürcher Forscher fanden dabei heraus, dass neben dem Verdauungstyp andere Faktoren wie die Körpergrösse die Ruheposition der Tiere mehr beeinflusst. So ruhen kleine Tiere wie der Klippschliefer generell mehr im Liegen als grosse Tiere – ihre Körperform ist dafür ideal. «Je kürzer der Abstand der Körpermitte zum Boden ist, desto eher legen sich die Tiere hin», sagt Prof. Marcus Clauss von der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere der Universität Zürich. Umgekehrt gilt: Je grösser die Tiere sind, desto häufiger legen sie sich ganz auf die Seite, was bei massigen Tieren bequemer für die Beine ist.

Aber es gibt Ausnahmen: Grosse Tiere ruhen auch im Stehen. Pferde tun dies viel häufiger als ihre nächsten Verwandten, die Tapire oder Nashörner. Dabei «fixieren» sie jeweils im Stand mit ihrer Kniescheibe eines ihrer Hinterbeine, ohne dafür die Muskeln anspannen zu müssen. Eine Eigenschaft, die sich im Fall einer plötzlichen Bedrohung als strategisch günstig erweisen kann. Kamele wie Lamas oder Dromedare würgen wie die Wiederkäuer einen Teil des Mageninhalts wieder hoch; doch anders als die Kühe können sie sich manchmal auf die Seite legen und ihren Verdauungsmechanismus kurzzeitig unterbrechen.

Von allen Pflanzenfressern liegen die Elefanten am häufigsten in Seitenlage. Werden sie jedoch älter und können nicht mehr so gut aufstehen, meiden sie das Ablegen. «Darum ist es wichtig, Elefanten im Zoo Hügel aus Sand zur Verfügung zu stellen. Wenn sie leicht schräg liegen, kommen auch alte Tiere viel leichter wieder hoch», erklärt Christian Schiffmann, der Elefanten-Spezialist im Forscher-Team. Haben die Tiere diese Möglichkeit nicht, lehnen sie sich an Wänden, Pfosten oder Baumstämme an. Zoos sollten immer auf Aussen- sowie Innen-Anlagen adäquate Liegeflächen haben. Nagetiere machen auch gerne einmal sitzend eine Pause.

Als einzigartig unter den beobachteten Zootieren erweisen sich gemäss den Zürcher Forschern die Riesenkängurus: Sie sind nicht nur Zweibeiner wie wir Menschen, sie schlafen offenbar auch wie wir gerne mal auf dem Rücken.

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