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Viele ältere Personen getrauen sich nicht mehr aus dem Haus. Täglich melden sich mehr Freiwillige bei der Nachbarschaftshilfe und erledigen Einkäufe. Bilder: PD

Solidarität in harten Zeiten

Von: Sibylle Ambs / Ginger Hebel

31. März 2020

Von einem Tag auf den anderen ist alles anders. Doch wer schaut auf die Kinder? Wer kauft ein für Ältere, wer geht mit dem Hund raus? Zürcherinnen und Züricher organisieren sich.

Auch bei der Nachbarschaftshilfe Zürich melden sich aktuell viele freiwillige Helferinnen und Helfer. Täglich kommen aber auch neue Hilfsgesuche hinzu. Einkaufen steht an erster Stelle. 

In der Not sind die Zürcherinnen und Zürcher füreinander da. Die vierzehn Nachbarschaftshilfen in der Stadt Zürich erhalten aktuell viele Hilfsangebote von Freiwilligen, von Tag zu Tag kommen aber auch weitere neue Hilfsgesuche hinzu. «Personen, die zur Risikogruppe gehören, suchen jetzt jemanden, der für sie einkauft», sagt Kathrin Winzeler von der Nachbarschaftshilfe. Auf der Wunschliste ganz oben: Milch, Brot und frisches Gemüse.

Bis vor kurzem hätten viele von ihnen aber noch gezögert. «Gerade der älteren Generation fällt es oft schwer, Hilfe anzufordern», beobachtet Kathrin Winzeler. Viele seien stolz darauf, auch im Alter noch alles selber erledigen zu können. Doch die Corona-Krise zwingt jetzt auch sie dazu, Hilfe zuzulassen.

Einkaufsdienste boomen

Kathrin Winzeler ist im Vorstand der Nachbarschaftshilfe und freut sich über die grosszügige Bereitschaft all jener, die in diesen schwierigen Zeiten anderen Menschen helfen wollen. «Es melden sich viele junge Frauen, die aktuell in den ‹Zwangsferien› sind oder im Homeoffice arbeiten und Zeit haben, um Einkäufe zu tätigen.» 20 bis 40 neue Freiwillige haben sich seit dem Ausbruch des Corona-­Virus bei den einzelnen Nachbarschaftshilfen in den Quartieren gemeldet, je nach Ort sind es sogar bis zu 80 Personen. «Wir hoffen natürlich, dass einige von ihnen auch noch bleiben, wenn die Krise vorüber ist», betont Winzeler.

Die Nachbarschaftshilfe ist in der Stadt Zürich gut verankert und mit der Kirche, den Alters- und Gemeinschaftszentren, Quartiervereinen, aber auch mit der Spitex und Pro Senectute vernetzt. 1000 Freiwillige stehen durchschnittlich im Einsatz.

1987 wurde die erste städtische Nachbarschaftshilfe im Kreis 9 gegründet, sie umfasst die Gebiete Altstetten, Albisrieden und Grünau. Bis heute ist sie mit 180 Freiwilligen die grösste der Stadt. Monika Dohner ist Vermittlerin aus Leidenschaft. «Diese Arbeit ist in meinen Augen vielseitig und sinnvoll», sagt die 60-Jährige. Sie arbeitete früher als Lehrerin, im Reisebüro und in der PR-Branche. Mit 40 Jahren bekam sie Kinder und suchte nach einer neuen beruflichen Herausforderung. Seit mittlerweile 15 Jahren arbeitet sie bei der Nachbarschaftshilfe im Kreis 9 und koordiniert die Freiwilligeneinsätze.

«Heutzutage melden sich vermehrt Personen für Kurzeinsätze. Die schnelle Hilfe ist gefragt: Bilder aufhängen, Computer flicken, Fernsehsender programmieren.» Die Nachbarschaftshilfe lebe aber auch von den langjährigen, treuen Beziehungen. Doch gerade diese persönlichen Kontakte bleiben durch die Corona-Krise vorübergehend auf der Strecke. Sehbehinderte müssen auf ihren geliebten Spaziergang mit der Nachbarin verzichten, weil sonst die Abstand-Regel nicht eingehalten werden kann, auch Nachhilfen werden aktuell aus Schutzgründen nicht mehr angeboten. Stattdessen boomen die Einkaufs-Dienste. «Aktuell zählt einfach das gute Gefühl, gebraucht zu werden.»

Weitere Informationen:

Die Nachbarschaftshilfen arbeiten mit Freiwilligen. Melden Sie sich in der Nachbarschaftshilfe in Ihrem Wohnquartier.

Nachbarschaftshilfe Kreis 9

Infos unter Telefon 044 432 82 22

info@nachbarschaftshilfe.ch

www.nachbarschaftshilfe.ch

 

Hilfsangebote in der ganzen Stadt

Seit zwei Wochen steht das öffentliche Leben in Zürich still. Raus gehen sollte nur noch, wer unbedingt muss, Risikogruppen wird empfohlen, gänzlich zuhause zu bleiben. Die Massnahmen kamen nicht überraschend, aber sie kamen schnell. Zuerst wurden die Schulen geschlossen, es folgte der flächendeckende Lockdown mit der Schliessung der Cafés, Restaurants, Kinos, Sportzentren, kurz: Alles zu, die Zürcherinnen und Zürcher sollen zuhause bleiben. Das stellt viele vor grosse Herausforderungen: Wer schaut auf die Kinder? Denn das Pflegepersonal sowie verschiedene andere Berufsgruppen müssen nach wie vor zur Arbeit. Auch für ältere Personen oder Menschen mit Immunkrankheiten, die sogenannte Risikogruppe, wird es schwierig. Einkaufen? Mit dem Hund raus? Trotz sozialer Distanz noch ein bisschen Kontakt zur Aussenwelt, zum Beispiel telefonisch?

 

Nicht jedermann hat Verwandte oder Freunde, die einspringen können. Schnelles und unkompliziertes Handeln ist gefragt. Und die Zürcherinnen und Zürcher haben gezeigt, wie das geht. Innert kürzester Zeit bildeten sich online zahlreiche Gruppen, die schnell und unkompliziert Hilfestellung für alle möglichen Alltagsdinge anbieten. Eine davon ist die Facebook-Gruppe «Gärn gscheh – Züri hilft». Die Gruppe ist ein Ableger, deren Ursprung liegt in Basel. Inzwischen gibt es Splittergruppen in vielen Regionen der Schweiz. In Zürich bieten inzwischen über 6500 Mitglieder von Online-Zeichnungskurs für Kids über Hundesitting bis hin zu freien Zimmern in der Stadt für Pendler alles an, was helfen kann, diese aussergwöhnliche Zeit zu überstehen.

Nicht alle sind online unterwegs

Neben den Angeboten gibt es auch Menschen, die Hilfe suchen. Doch die sind auf der Online-Plattform eher in der Minderzahl. Gerade für die Risikogruppe, die meist über 65 ist, sind noch viele nicht ständig digital unterwegs oder gar Mitglied auf Facebook. Wie können sie erreicht werden? Die Gruppe teilt unter anderem auch Vorlagen, Flyer, Infoblätter in verschiedenen Sprachen, die in Hauseingängen aufgehängt werden können. Zudem ist jeder angehalten, in der Nachbarschaft direkt – und mit der nötigen räumlichen Distanz natürlich – das Gespräch zu suchen, die älteren Menschen anzusprechen und Hilfe anzubieten. Um die Menschen noch besser zu erreichen, hat das Tagblatt beschlossen, eine Auswahl der Angebote hier zu publizieren. Die Hilfeleistungen erstrecken sich über alle Kreise und Quartiere Zürichs.

«Gärn gscheh» – hier gibt es Hilfe

Kreis 1

Telefonischer Anker für Menschen, die in dieser Zeit alleine sind oder Angst haben: Christine Walder ist einfach da, hört zu, begleitet, beruhigt und hat ein paar nützliche Tricks auf Lager. Sie ist Somatic Experiencing Practitioner SEP (Traumatherapeutin). Bitte vorab eine SMS schicken.
Infos unter Telefon 079 441 34 72

Kreis 3

Die Solidarischen Nachbar*innen Kreis 3 gehen einkaufen, besorgen und liefern Medikamente aus der Apotheke oder helfen einfach mit einem Gespräch.
Infos unter Telefon 078 961 66 78

Einkäufe aller Art oder Botengänge bietet auch Sissy Fiffikuss. Sie hat ausserdem einen Drucker zuhause für dringende Druckaufträge. Sie wohnt bei der Schmiede Wiedikon.
Infos unter Telefon 078 922 27 82

Mehr als 30 Helferinnen hat Ann-Sophie Bosshard organisieren können. Für Unterstützung und Hilfe aller Art.
Infos unter Telefon 079 907 59 56 sowie Telefon 079 566 20 84

Valentina Schnell kann Einkäufe machen, Medikamente besorgen und sonstige Erledigungen vornehmen. Infos unter Telefon 076 392 00 58

Kreis 4

Lola Scheerer-Nachtigall geht mit Hunden spazieren oder nimmt sie auch gleich vorübergehend bei sich auf. Auch für Einkäufe und Erledigun­-
gen steht sie zur Verfügung. Infos unter Telefon 079 420 42 06

Valérie Jost kann einkaufen gehen und andere Besorgungen erledigen, Kinder betreuen, mit dem Hund spazieren gehen etc. Sprachen: Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch.
Infos unter Tel. 078 345 70 70

Kreis 7

Einkaufen und mentaler Support bietet Niculin P. Parli. Er ist mobil mit Töff unterwegs.
Infos unter Telefon 079 302 37 24

Kreis 9

Neveed Khan hat ein Auto und kann damit im Quartier Grünau Besorgungen erle­digen. 
Infos unter Telefon 079 460 18 19

Wipkingen

Besorgungen aller Art für ältere Menschen bietet Patrick Tippelt und seine gesamte WG. Sie stehen rund um Wipkingen gerne im Einsatz.
Infos unter Telefon 076 250 52 11

Schwamendingen

Jris Shane Suara macht nicht nur Einkaufe oder geht zur Post, sie nimmt auch Ihren Hund mit auf einen Spaziergang. Sie ist selber Hundebesitzerin und wohnt in der Nähe des Tierspitals.
Infos unter Telefon 078 661 41 90

Kreis 10

Franziska Reich bietet in Höngg ihre Dienste an, geht für Sie einkaufen und erledigt Botengänge. Sie hat ein Auto.
Infos unter Telefon 079 568 21 01

Zürich-Enge

Katrin Färber macht gerne Einkäufe für Sie!
Infos unter Telefon 077 421 54 65

Altstetten

Lakshimi Natarajan und ihr Mann können nicht nur Einkäufe erledigen oder mit dem Hund spazieren gehen. Sie bieten auch telefonischen Support und können sich auf Deutsch oder Englisch mit Ihnen unterhalten oder Ihnen vorlesen.
Infos unter Telefon 077 447 75 32

Hirzenbach

Das Café Coffe & Deeds ist bis auf Weiteres geschlossen. Deshalb bietet die Belegschaft Hilfe für die Nachbarschaft an und geht für Sie einkaufen. Infos unter:
info@­coffee-deeds.ch

 

Kontaktverbot - haben Sie eine Nachricht für Ihre Liebsten?

Gerade Menschen aus der Risikogruppe müssen sich zurzeit stark isolieren. Grosseltern dürfen ihre Enkel nicht mehr sehen, Menschen mit Immunkrankheiten müssen Distanz zu ihrem Freundeskreis halten. Zum Glück gibt es das Telefon, Skype, E-Mail und – das «Tagblatt»: Möchten Sie einem lieben Menschen eine Nachricht zukommen lassen? Ein Gruss ans Grosi, den Opa oder die gute Freundin? Schicken Sie uns Ihren Text (allenfalls mit Bild!) und wir publizieren Ihre Botschaft im nächsten «Tagblatt». Maximale Textlänge 200 Zeichen und vergessen Sie nicht, Ihren Namen darunterzusetzen (siehe Inserat Seite 3! in der Zeitung)

Texteinsendungen bis Freitag, 3. April 2020, an:

verlag@tagblattzuerich.ch

 

 

 

 

 

Beispiel:

 

 

 

 

Liebes Grosi!

 

Es ist so schade, dass wir Dich nicht sehen dürfen zurzeit! Wir denken ganz viel an Dich und haben Dich lieb! Deine Enkel Lia, Kevin und Emma!

 

 

Weitere Informationen:

www.hilf-jetzt.ch

 

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