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Kurz vor seinem Einstand als Neumünster-Pfarrer rettete Johannes Block gemeinsam mit Passanten an dieser Stelle einen Autofahrer aus der Limmat. Dieser überlebte. «Auch das ist eine Art Ostern.» Bild: Ginger Hebel

Sprung ins kalte Wasser

Von: Ginger Hebel

12. April 2022

Osterfest: Johannes Block hält seine erste Oster-Predigt als neuer Pfarrer in der Altstadtkirche Fraumünster. Er möchte die Sinnlichkeit im Gottesdienst feiern. 

Ein lauter Knall. Pfarrer Johannes Block blickt aus dem Pfarrhaus an der Kämbelgasse und sieht, wie ein Auto in der Limmat versinkt. Er zögert einen Moment, rennt dann aber raus und springt zusammen mit anderen Augenzeugen ins kalte Wasser. «Wir wollten die Autotüren öffnen, doch es gelang uns nicht. Diese Hilflosigkeit, diese Ohnmacht, das war schlimm», erinnert sich Johannes Block. Am 5. November letzten Jahres, kurz vor seinem Einstand als Fraumünster-Pfarrer, rettete er, zusammen mit anderen mutigen Passanten, einen verunglückten Autofahrer. Der Gemeinschaft gelang es, das Auto zu wenden, ein Fenster einzuschlagen und den älteren Mann zu befreien. «Es war beängstigend und gleichzeitig schön zu sehen, wie all diese Menschen halfen, Leben zu retten.» Der Mann überlebte, wie er später erfahren hat. «Durch die Dunkelheit gehen, dem Tod ins Auge blicken und unverhofft ein neues Leben geschenkt zu bekommen. Auch das ist eine Art Ostern.»

Traditionsabbruch

Möchte der neue Fraumünster-Pfarrer auch die Zürcherinnen und Zürcher retten? Johannes Block lächelt. «Helfen, Trost und Zuversicht spenden, das ist auch mein Anspruch als Pfarrer», sagt der gebürtige Deutsche, der zuvor zehn Jahre in Wittenberg predigte. Es wird sein erstes Ostern als Pfarrer in der Altstadtkirche Fraumünster. «Ich freue mich sehr auf diese neue Herausforderung.» Es sei ein grosser Schritt, von der Lutherstadt in die Zwinglistadt. «Es ist spannend, in einer anderen Konfessionskultur noch einmal neu anzufangen. Und fast schon ein bisschen mutig, diese beiden Reformationsflügel zu verbinden», betont Block.

Er beobachtet, wie viele Pfarrerinnen und Pfarrer, einen Traditionsabbruch in der Gesellschaft. «Es ist in der Tat so, dass immer weniger Menschen eine religiöse Bindung haben, um zu wissen, was an Ostern, Auffahrt und Pfingsten genau passiert ist. Die Kirche hat auch einen Bildungsauftrag. Die beste Erklärung von Ostern ist, einen Gottesdienst zu feiern.» Ostern ist das wichtigste christliche Fest, das in allen christlichen Konfessionen gefeiert wird, in der reformierten, katholischen und orthodoxen Kirche. Am Ostersonntag feiern Christen die Auferstehung Jesu und den Sieg des Lebens über den Tod. Der Karfreitag ist ein trauriger Tag. Der Tag, an dem Jesus starb. Die Menschen sind dazu aufgerufen, innezuhalten. Johannes Block spricht eine geistliche Introduktion während der Aufführung des Stabat Mater von Giovanni Pergolesi zur Sterbestunde um 15 Uhr – eine Premiere im Fraumünster. Das Werk, eine mittelalterliche Hymne, stellt das Leid der Mutter Maria angesichts ihres gekreuzigten Sohnes dar.

Johannes Block setzt auf Gottesdienste voller Liturgie und Musik. «Ich möchte die Sinnlichkeit im Gottesdienst feiern. Auf das gesungene Wort lege ich viel Wert. Es erreicht die Herzen», ist der 57-Jährige überzeugt. Pandemie, Klimawandel, Krieg. Vielen Menschen geht es seelisch nicht gut. «Auch ich bin ein normaler Mensch, der ob dieser Entwicklung grosse Traurigkeit verspürt», sagt Johannes Block. Es bedrücke ihn zu sehen, wie die Menschheit in der Lage sei, sich selber auszulöschen. «Aber ich lebe davon, dass es den Regenbogen am Himmel gibt und Zusagen Gottes, dass er die Schöpfung bewahren will. Dazu muss man sich selber immer wieder aufrufen und mutmachende Worte entdecken. Das ist lebenswichtig.»

Weitere Informationen: www.altstadtkirchen-live.ch

www.zhkath.ch

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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