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Das Schauspielhaus Zürich, das grösste Theater der Schweiz, erhält von der Stadt jährlich 38 Millionen Franken. Mit dem neu vorgeschlagenen Steuerungssystem soll der Kanon an Häusern, die im Fördersystem fest etabliert sind, ein Stück weit aufgebrochen werden, und kleinere Akteure sollen eine Chance auf den Geldtopf bekommen. Bild: Zürich Tourismus

Stadt will mehr für Tanz und Nachwuchstheater tun

Von: Stine Wetzel

05. Juni 2018

Die Stadt legte den Schlussbericht zum Evaluationsprojekt «Tanz- und Theaterlandschaft» vor – die Basis für die künftige Kulturförderung. Ein Massnahmenkatalog und ein neues Fördersystem sollen die Zürcher Bühnenlandschaft stärken – und einiges verändern.

Schlecht steht es nicht um die Zürcher Bühnenlandschaft: Das Angebot sei zwar gross, aber auf dem Level vergleichbarer Städte wie Frankfurt, Stuttgart oder Genf – weder Überangebot noch Überschneidungen, aber Verbesserungspotenzial lautet die Diagnose des Expertenteams von Integrated Consulting Group (ICG) aus Graz.

Die letzte Bestandesaufnahme ist fast 30 Jahre her. Die ICG hatte den Auftrag der Stadt, die Zürcher Tanz- und Theaterlandschaft unter die Lupe zu nehmen und entwickelte unter Einbezug von rund 70 Personen aus der Zürcher Tanz- und Theaterszene ein Förderkonzept. Letzte Woche stellten Stadtpräsidentin Corine Mauch, Kulturdirektor Peter Haerle und die Experten aus Graz nun den Schlussbericht vor.

Aufgrund des Berichts – der Nachwuchs, die Freie Szene und  zeitgenössischer Tanz kämen zu kurz – wurde ein Massnahmenkatalog erstellt, um der Bühnenwelt mehr Substanz zu geben:

• Ein Kinder- und Jugendtheater-Haus soll als Kompetenzzentrum eingerichtet werden, entweder angegliedert an ein bestehendes Haus oder als eigene Institution, mit oder ohne festem Ensemble.

• Zeitgenössischer Tanz sei in Zürich nicht ausreichend verankert. Es fehle etwa an festen Anbindungen von Tanzkompanien an ein Haus. Die Sparte Tanz wolle man insgesamt stärken.

• Die Stadt will Leistungsvereinbarungen für alle – auch für Häuser, die ständig Subventionen erhalten – einführen, um für Transparenz und Profilsteuerung zu sorgen.

• Die Freie Szene soll ein Produktionsbüro für administrative Belange als Hilfestellung bekommen.

• Die Stadt will dabei helfen, einen unkuratierten Aufführungsraum für Experimente und spontane und niederschwellige Formate der Freien Szene zu etablieren.

Wie die Massnahmen umgesetzt werden sollen, wird mit den Akteuren der Tanz- und Theaterlandschaft bis Ende 2018 ausgearbeitet.

Der Bericht gab ausserdem Anstoss, das Fördersystem zu überdenken – es sei verbesserungswürdig, so die Experten. Die Empfehlung an die Stadt: eine periodische Konzeptförderung. Das Modell läuft unter dem Titel «Öffnung». Bisher gebe es einen historischen Kanon – wer im Geldtopf drin sei, sei drin, neue Impulse seien fast chancenlos. Das wolle man mit einer Teilung der Kulturförderung aufbrechen. Einerseits gäbe es eine fixe Förderung für definierte Spielstätten, andererseits eine flexible Förderung, für die man sich alle vier bis sechs Jahre mit einem Konzept bewerben könne. Nach diesem Modell würde der Gemeinderat den Rahmenkredit sprechen, nicht aber zu den einzelnen Theatern Stellung nehmen, wie das bisher der Fall war – für die Konzeptbeurteilung wäre eine Jury zuständig. Kern- und Knackpunkt des Systems: Welche Spielstätten zu den langfristig Subventionierten, mehr oder weniger Unangetasteten zählen werden. Auch darüber soll in einem halben Jahr Klarheit herrschen.

Die Neuerungen werden im Kulturleitbild 2020 bis 2023 festgesetzt. Über die definitive Realisation entscheiden Stadtrat, Gemeinderat, gegebenenfalls die Stimmberechtigten. Die ersten Massnahmen könnten bereits 2020 greifen, das neue Förderkonzept ab 2022.

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