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Konnte den Schneemassen nicht standhalten: entwurzelter, rund 80-jähriger Japanischer Schnurbaum im Friedhof Sihlfeld. Bild: Sacha Beuth

Stadtbäume in Not

Von: Sacha Beuth

26. Januar 2021

Die Schneemassen, die vorletzte Woche Zürich heimsuchten, haben unter den Bäumen der Stadt eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Noch immer dauern die Aufräumarbeiten an. Bis das ganze Schadensausmass klar ist, kann es gemäss Grün Stadt Zürich noch Wochen, wenn nicht Monate dauern.

Obwohl es schon fast zehn Tage her ist, seit die Schneelast den prächtigen Japanischen Schnurbaum im Friedhof Sihlfeld fällte, schmerzt Andreas Meier der Anblick des entwurzelten Riesen noch immer. «Dass es diesen rund 80-jährigen Japanischen Schnurbaum erwischt hat, hat uns echt überrascht», so der Leiter Bezirk Sihlfeld von Grün Stadt Zürich. Seinem Team fällt nun die traurige Aufgabe zu, die Überreste des Baumes zu entsorgen und zu zerkleinern – sowie die abgebrochenen Äste Dutzender anderer Bäume im Friedhof Sihlfeld. Und nicht nur dort, sondern in ganz Zürich hinterliess der starke Schneefall ein Bild der Zerstörung.

«Nach einem ersten Eindruck dürften – ganz grob geschätzt – etwa 20 Prozent der rund 62 000 Stadtbäume mittlere bis grössere Schäden aufweisen», sagt Axel Fischer, Leiter Park und Grünanlagen bei Grün Stadt Zürich. Eine genauere Aussage könne zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht abgegeben werden. Die Schadensaufnahme erfordere viel Zeit, da sich manchmal erst nach genauerer Betrachtung zeigt, inwieweit ein Baum Schaden genommen hat und ob die Schäden so schwer sind, dass er gefällt und ersetzt werden muss. «Da sprechen wir von Wochen, wenn nicht sogar von Monaten.» Abgesehen davon habe ein anderer Punkt Priorität. «Im Moment geht es vor allem darum, dafür zu sorgen, dass nicht Personen durch umstürzende Bäume oder abgebrochene und herabfallende Äste verletzt werden», so Fischer. Er und Meier empfehlen darum auch mit Nachdruck, gegenwärtig von einem Besuch der Friedhofsanlagen abzusehen, die Sicherheitsabsperrungen zu beachten und generell beim Passieren von mit Bäumen versehenen Strassen und Anlagen Vorsicht walten zu lassen. Insgesamt sei die Situation aber unter Kontrolle.

Ist der Stress schuld?

Bemerkenswert ist, dass es in der Stadt Zürich weder von der Örtlichkeit noch bezüglich der einzelnen Baumarten, ja nicht einmal beim Alter der Bäume Schadensschwerpunkte gibt. «Doch während sich bei uns insgesamt ein immenses Schadensbild zeigt, sind die Schäden in den angrenzenden Gemeinden und vor allem in deren Wäldern geringer», erklärt Fischer. Auf was dies zurückzuführen ist, darüber kann der Leiter der Park und Grünanlagen nur spekulieren: «Vermutlich sind die ländlichen Bäume robuster als die Stadtbäume, da sie weniger unter Hitze und Trockenheit, Abgasen und konzentrierten Winden zu leiden haben, im Schnitt mehr Wurzelraum zur Verfügung haben und so weniger gestresst sind.»

Zwar werde man laut Fischer versuchen, beschädigte Stadtbäume, wenn immer möglich, durch pflegerische Massnahmen zu erhalten. Trotzdem sei schon jetzt klar, dass es zumindest temporär zu einem markanten Verlust an Grünvolumen kommen wird. «Denn die alten Riesen können nur durch jüngere und kleinere Bäume ersetzt werden. Bis diese die Grösse und den Umfang ihrer Vorgänger erreichen, vergehen mehrere Jahre.»

Klar ist zudem, dass der Baumersatz eine kostspielige Angelegenheit wird. «Zwar kostet ein neuer Baum meist nur wenige Hundert Franken. Der Gesamtaufwand für Ersatz und Entsorgung beträgt dagegen im Schnitt 4000 bis 5000 Franken», sagt Fischer. Gegenwärtig wird abgeklärt ob, und falls ja in welchem Umfang, die Versicherung die Kosten übernimmt.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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