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Kostengründe: Ein Mitarbeiter mit Laubbläser sei so effizient wie vier Mitarbeiter mit einem Rechen oder Besen, so der Zürcher Stadtrat. Symbolbild: Clipdealer

Stopp für Laubbläser?

Von: Stine Wetzel

25. September 2018

Sie sind laut, vernichten Bodentiere, und der aufgewirbelte Staub enthält Parasiten, Bakterien und Viren – obwohl der Zürcher Stadtrat Laubbläser als Problem anerkennt, hält er an deren Verwendung fest.

In den Laubmonaten haben sie Hochsaison, um gegen die Blätterflut in Pärken und auf Plätzen anzugehen, aber auch das restliche Jahr werden sie als Besen für alles benützt: Laubbläser. In Österreich sind sie vielerorts schon verboten. Die Gründe: Geräte mit Verbrennungsmotor erreichen einen als gefährlich eingestuften Schallleistungspegel, der aufgewirbelte Staub kann Parasiten, Bakterien und Viren enthalten, und die Luftstösse erreichen bis zu 150 Stundenkilometer und vernichten Bodentiere, wie z. B. Insekten und Asseln.

Auch in Zürich sorgte der Dauereinsatz von Laubbläsern schon für Diskussionen. Weil die Geräte dem Lärm-, Gesundheits- und Naturschutz zuwiderlaufen, fordern die Grünen Stadt Zürich etwa, dass sie auf dem ganzen Stadtgebiet nur im Oktober und November eingesetzt werden dürfen. Die Stadtverwaltung soll als Vorbild gar komplett auf die Laubbläser im öffentlichen Raum verzichten.

«Stadt agiert halbherzig»

2014 versprach der Stadtrat auf die Petition «Stopp Laubbläser» und die Motion der Grünen hin vier Massnahmen: Sich auf eidgenössischer Ebene für ein Verbot von Laubbläsern mit Verbrennungsmotoren einzusetzen, ein Merkblatt zum Geräteumgang im Internet zu publizieren, die eigenen Geräte auf den leiseren Elektrobetrieb umzustellen und die professionellen Hauswartungen in einem Brief aufzufordern, wann immer möglich auf Laubbläser zu verzichten und ebenfalls auf Elektro zu setzen.

Weil die Gemeinderätin Gabriele Kisker (Grüne) an der Umsetzung zweifelte, stellte sie eine Anfrage, die in diesem Jahr vom Stadtrat beantwortet wurde: Drei von vier Massnahmen befänden sich in der Umsetzung. Auf die Infokampagne für die Hauswartungen verzichte der Stadtrat, da er die Wirkung als gering einschätzt – «wirklich ärgerlich und auch ein Wortbruch», findet die Gemeinderätin. Ihr Resümee zu den Massnahmen überhaupt: «Das Engagement der Stadt ist weniger als halbherzig.»

Anstelle der einstigen Geräte mit Verbrennungsmotoren hat Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ) inzwischen ausschliesslich rund 20, Grün Stadt Zürich (GSZ) etwa 100 Elektrobläser im Einsatz. Die Umrüstung der städtischen Geräte goutiert Kisker zwar, «doch die Vernichtung der Kleinlebewesen wurde vergessen, ebenso das Gesundheitsproblem, dass beim Laubblasen viel Dreck und Feinstaub aufgewirbelt wird».

Die Stadt hält aus Effizienzgründen an den Laubbläsern fest. Beim Umgang mit ihnen richten sich die städtischen Abteilungen nach den Empfehlungen des Bundesamts für Umwelt. Zum einen schalte man die Geräte ab, wenn sich Personen nähern. Zum andern tragen die ERZ- und GSZ-Mitarbeiter Schutzbrille und Gehörschutz – «Letzteres aber nicht wegen des Lärms, sondern wegen des Luftstroms», sagt Sprecher Pio Sulzer. Bei ERZ seien zudem Atemschutzmasken Pflicht, weil es da um stärkere Verschmutzungen gehe als bei GSZ.

Die Zürcher Dienstabteilungen sollen Laubbläser generell so wenig wie möglich verwenden, so will es die «Verwaltungsordnung über die naturnahe Pflege und Bewirtschaftung städtischer Grün- und Freiflächen». In der Regel sei GSZ einen Morgen pro Woche mit Laubbläsern auf Friedhöfen unterwegs. ERZ nutze die Geräte ausserhalb der Laubsaison weiterhin punktuell, etwa um Zigarettenkippen an schwer zugänglichen Orten zu entfernen. Über die Anzahl der Einsätze werde keine Statistik geführt, sagt Sprecher Sulzer. Was als minimal gilt, bleibt damit Ermessenssache.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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Leserkommentare

Christine Dobler Gross - Leider hat auch die Stadtregierung immer noch nicht erkannt, wie wichtig es wäre, wenn sie deutliche Signale aussenden und vorbildlich vorausgehen würde. Denn das Hauptproblem sind die privaten Laubbläsernutzer (Hauswarte, Facilitiy-Leute), die neben dem
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Vor 5 Jahren 6 Monaten  · 
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Christine Dobler Gross - Leider hat auch die Stadtregierung von Zürich immer noch nicht erkannt, wie wichtig es wäre, wenn sie deutliche Signale aussenden und vorbildlich vorausgehen würde. Denn das Hauptproblem sind die privaten Laubbläsernutzer (Hauswarte, Facilitiy-Leute), die
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