mobile Navigation

News

Die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft (ZSG) befindet sich in einer finanziellen Krise. Der Schiffszuschlag soll

Stürmischer Wellengang

Von: Jan Strobel

20. Februar 2018

SP, Juso, Grüne und EVP gehen bei ihrem Kampf gegen den Schiffszuschlag in die Offensive und haben eine Initiative lanciert. Davon unbeeindruckt halten der ZVV und die ZSG am Zuschlag fest und planen bereits weitere Massnahmen zur Reduzierung des massiven Defizits der Zürichsee-Schifffahrt.

Letzte Woche ging die aufgeheizte Diskussion um den Schiffszuschlag in die nächste politische Runde. Nun soll die Causa Schiffsfünfliber vors Volk. Dazu lancierten SP, Juso, Grüne und EVP eine Initiative, welche die Abschaffung des 5-Franken-Zuschlags fordert. Im Dezember 2016 trat das neue Ticketregime auf allen Schiffen der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft (ZSG), die Teil des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) ist, in Kraft. Im selben Jahr hatte der Regierungsrat im Rahmen des kantonalen Sparprogramms entschieden, dass der Kostendeckungsgrad der ZSG von damals 37 Prozent verbessert werden müsse. «Bei der Zürichsee-Schifffahrt resultiert heute jedes Jahr ein Defizit von knapp 10 Millionen Franken», macht Thomas Kellenberger vom ZVV noch einmal deutlich. Die Einnahmen aus Ticketverkäufen würden die Kosten der Schifffahrt bei weitem nicht decken. Der Zuschlag sei daher eine gezielte tarifliche Massnahme, um die ZSG auf ein solideres finanzielles Fundament zu stellen. 

Der Schiffszuschlag generierte im ersten Jahr nach seiner Einführung Netto-Mehreinnahmen von 2,4 Millionen Franken, allerdings brachen die Fahrgastzahlen um 30 Prozent ein. «Diese Einnahmen», so Kellenberger, «reduzieren das doppelstellige Defizit der ZSG und entlasten die Steuerzahler des Kantons und der Zürcher Gemeinden. Zudem steigt der Kostendeckungsgrad der ZSG dank dieser Mehreinnahmen auf knapp 50 Prozent.» Die SP indes spricht von «katastrophalen Auswirkungen des Schiffszuschlags». Nicht nur seien die Passagierzahlen um ein Drittel eingebrochen; die prognostizierten 3 Millionen Mehreinnahmen seien nicht erreicht worden und hätten mehrere Arbeitsplätze gefordert. «Die 3 Millionen Franken», entgegnet Kellenberger, «sind als langfristiges Ziel zu verstehen.» Preismassnahmen im öffentlichen Verkehr seien stets langfristig angelegt. 

Zehn Entlassungen
Die Leidtragenden des Schiffsfünflibers, monierte Juso-Stadtratskandidatin Nina Hüsser bei der Lancierung der Volksinitiative, seien besonders Rentner, Schüler und Familien. Das lässt Wiebke Sander von der ZSG nicht gelten: «In der emotionalen Debatte um den Schiffszuschlag scheint ein Aspekt stets unterzugehen: Der Zürichsee ist auch mit dem Zuschlag immer noch mit Abstand einer der günstigsten Seen der Schweiz.» Und Thomas Kellenberger vom ZVV schiebt nach: «Gerade für Rentner und Familien schlagen Ausflüge auf anderen Seen viel teurer zu Buche – ausser sie besitzen ein GA. Aber auch für GA-Besitzer kostet eine Fahrt auf dem Zürichsee nur gerade 5 Franken. Fakt ist: Trotz des Rückgangs bei den Passagierzahlen bleibt der Zürichsee ein attraktives und beliebtes Ausflugsziel. Auch mit der Zuschlagspflicht fuhren im letzten Jahr 1,1 Millionen Fahrgäste auf den Kursschiffen der ZSG.» Doch tatsächlich führte der Rückgang der Passagierzahlen besonders bei der Gastronomie zu Schwierigkeiten. «Im Herbst 2017 wurden bei der Zürichsee-Gastro zehn feste Mitarbeitende per Ende Jahr entlassen», bestätigt Wiebke Sander von der ZSG. «Alle diese zehn Mitarbeitenden haben jedoch für dieses Jahr einen saisonalen Vertrag erhalten.» 

Mit dem privaten Unternehmen, das für die Gastronomie zuständig ist, wird jetzt ein neues Geschäftsmodell entwickelt. Das gastronomische Angebot soll gestrafft werden. «Trotzdem stehen die beliebtesten Gerichte nach wie vor auf der Karte», sagt Sander. Auf weniger gefragte, speziellere Speisen werde künftig verzichtet. «Zudem wird es bestimmte Bereiche auf dem Schiff geben, in denen auf Selbstbedienung umgestellt wird.» Im Moment werde noch an der Verfeinerung des Konzepts gearbeitet, welches ab Saisonstart in Kraft trete. 

Seit dem 16. Februar läuft nun die Unterschriftensammlung für die Initiative zur Abschaffung des Schiffszuschlags. Während des kommenden halben Jahres müssen 6000 Unterschriften zusammenkommen. 

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare