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Gestrecktes Cannabis macht aktuell die Runde. (Bild: Alina Rosanova / iStock)

Tödliche Entspannung

Von: Christian Saggese

09. Juni 2020

Das Drogeninformationszentrum warnt vor Cannabis, das in Zürich die Runde macht, aber schwerwiegende Vergiftungen mit sich ziehen kann. 

Cannabis gilt, zumindest im Vergleich zu harten Drogen, als eher ungefährlich. Dennoch müssen Kiffer momentan besonders gut abwägen, von welcher Quelle sie ihr Gras beziehen. Das Drogeninformationszentrum Zürich (DIZ) testete im Mai mehrere Cannabisproben, die akute und schwerwiegende Vergiftungen verursachen können.

Die Dealer verkaufen diese Produkte als THC-haltiges Marihuana. In Wirklichkeit handelt es sich aber um legale CBD-Produkte, deren Cannabisblüten nachträglich mit synthetischen Cannabinoiden versetzt wurden. «So können sie teurer als THC-haltiges Cannabis verkauft werden», sagt Joël Bellmont vom DIZ/saferparty.ch der Stadt Zürich. Dieses synthetische Cannabinoid ist aber gefährlich. Folgen des Konsums sind laut DIZ eine rasche Ohnmacht, Herzrasen, Bluthochdruck, Krampfanfälle, Übelkeit mit Erbrechen, Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit, Verwirrtheit, Wahnvorstellungen, akute Psychosen, starkes Verlangen nachzulegen, aggressives und gewaltsames Verhalten, ja gar ein Herzinfarkt ist möglich. 13 direkte Todesfälle wegen des Konsums wurden bisher weltweit registriert (in der Schweiz noch keiner).

Vorsicht beim Konsum

«Aktuell gibt es leider keine andere Möglichkeit, Unterschiede zum gewöhnlichen THC-Gras zu erkennen, als das Cannabis im Labor testen zu lassen», weiss Joël Bellmont. Konsumenten wird daher dringlich empfohlen, nach dem Kauf maximal zwei bis drei Züge zu nehmen und danach mindestens 20 Minuten abzuwarten, bis sich die Wirkung entfaltet. «Stellt sich eine ungewöhnliche Wirkung ein, sollte unbedingt auf den Konsum verzichtet werden.» Im Idealfall sollte noch eine weitere Person dabei sein, die nüchtern bleibt und im Notfall reagieren kann.

Gibt es eine Erklärung, warum dieses gefährliche Cannabis plötzlich auch in Zürich im Umlauf ist? «Grundsätzlich ist der illegale Substanzmarkt sehr regional», so Bellmont. In Osteuropa sind synthetische Cannabinoide schon seit längerem ein Thema. «In der Schweiz waren diese bis vor kurzem nur sehr marginal, und wenn, dann als solche deklariert verbreitet. Beispielsweise in Heimen und Gefängnissen, da diese bei einem Drogentest nicht erkannt werden.» Dass nun dieser bedenkliche Trend auch den «gewöhnlichen Kiffer» erreicht, könnte mit dem CBD-Markt zusammenhängen. «Da der Absatz für legale CBD-Produkte aufgrund einer Überproduktion schwierig geworden ist, werden die CBD-Produkte nachträglich zu ‹illegalem THC-haltigem Cannabis› umgewandelt, um mehr Profit zu erzielen. Entweder wird dies direkt von den Produzenten gemacht oder aber von Zwischenhändlern», so Joël Bellmont.

Die Schweiz ist im nahen Europa übrigens noch eher ein Sonderfall. «Bei unseren Partnern in Wien wurde der Trend bis dahin noch nicht festgestellt. Auch aus Spanien und Holland sind uns keine Meldungen bekannt.»

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echo@tagblattzuerich.ch

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