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Und plötzlich ist das Velo weg

Von: Clarissa Rohrbach

08. November 2016

Stehen Velos 30 Tage am selben Ort, werden sie abgeschleppt. Egal ob sie jemandem gehören oder nicht. Letztes Jahr sammelte die Stadt 3700 Fahrräder ein.

Vergessen, verstossen, verrostet. In Zürich steht so manches Velo herum, das niemand mehr will. Oder vielleicht sind die Besitzer nur für längere Zeit in die Ferien verreist. Egal. Nach 30 Tagen am selben Platz werden die Fahr­räder eingesammelt. Dass das so sein muss, hält ein Beschluss des Stadtrats fest. «Würden wir die Velos nicht einsammeln, gäbe es bald keinen Platz mehr», sagt Leta Filli, Sprecherin von Entsorgung und Recycling (ERZ), das für die Räumungen verantwortlich ist. Dies sei die einzige Möglichkeit, um die Abstellplätze zu bewirtschaften.

Doch wie weiss ERZ, welche ­Räder nicht gebraucht werden? Mit viel Aufwand. Vier Experten der Veloordnung klappern jeden der 16 000 Abstellplätze in der Stadt ab. Mit einer Kreide kennzeichnen sie die Reifen. Nach frühestens 30 Tagen kontrollieren sie die parkierten Velos wieder. Ist dann die Markierung immer noch da – das Fahrrad also nicht gefahren worden –, sammelt sie ERZ ein und  bringt sie in ein Lager unterhalb der Kornhausbrücke. Dort sind die Velos bis unter die Decke gestapelt. Einige sind unbrauchbar, andere teure ­Luxusmodelle. Einmal sei sogar ein Rennvelo im Wert von 12 000 Franken darunter gewesen, berichtete der «Tages-Anzeiger».

Bei der Einlagerung registrieren die Behörden die Velos. Dann gleicht sie die Stadtpolizei mit den Daten der eidgenössischen Fahrzeugfahndung ab. So finden gestohlene Räder zu ihren Besitzern zurück, sofern der Verlust bei der Polizei gemeldet wurde. Weniger Glück haben diejenigen, die es einfach nur vergessen haben. Laut Filli gibt es keine Möglichkeit, die Besitzer zu informieren. Wer seinen Drahtesel vermisst, muss sich selbstständig auf der Website der Stadt erkundigen. Von den 3700 Velos, die letztes Jahr abgeschleppt wurden, fanden 15 Prozent zu ihrem Besitzer zurück. Die Rückgabe erfolgt kostenlos. Allerdings muss man beweisen können, dass einem das Fahrzeug auch wirklich gehört. Entweder mit dem Beleg der Velovignette oder einem passenden Schlüssel.

Hat sich nach drei Monaten niemand gemeldet, gibt ERZ die Fahrräder an die Sozialen Einrichtungen und Betriebe weiter. Die Velowerkstatt recycelt und repariert rund 500 Stück für die städtische Versteigerung Velogant, der Rest geht nach Afrika. Mit dem Verkauf der herrenlosen Räder macht die Stadt jährlich einen Umsatz von 78 000 Franken.

Velo verschwunden? Vielleicht hat es ERZ mitgenommen:
www.stadt-zuerich.ch/velosuche

Die Stadt versteigert die eingesammelten Velos 5-mal jährlich ab 50 Fr.
www.stadt-zuerich.ch/velogant 

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