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Trotz Veloabstellplätzen wird wild parkiert. Um den HB herum gibt es nach Angaben der Stadt 1300 kostenlose Veloabstellplätze, 170 kostenpflichtige in der Velostation Nord und seit zwei Wochen 1600 weitere in der Velostation Europaplatz vor der Sihlpost. Bild: SWE

Velostation löst Abstellchaos nicht

Von: Stine Wetzel

03. Oktober 2017

Die unterirdische Velostation am Hauptbahnhof sollte ein Geschenk der Stadt für Velopendler sein. Pro Velo und der VCS sind allerdings skeptisch.

«Auf die Velostation haben wir lange, sehr lange, gewartet», sagt Dave Durner, Geschäftsführer von Pro Velo. «Wir sind aber skeptisch, ob sie zukunftsfähig ist, so wie sie betrieben wird.» Seit zwei Wochen ist die Velostation Europaplatz geöffnet. 1600 Velos haben in der unterirdischen Halle bei der Sihlpost Platz. «Luxustempel» nannte FDP-Tiefbauvorstand Filippo Leuten­egger die Velostation bei der Einweihung. 13,51 Millionen Franken hat die Stadt Zürich hier investiert. Es gibt Abstellplätze für Lasten­räder, Ladestationen für E-Bikes, Schliessfächer, eine Reparaturecke, ein automatisches Zutrittssystem und Videoüberwachung. Bewirtschaftet wird die Velostation von Züri rollt, einem Integrationsprogramm der Asylorganisation Zürich.

Vorwurf Fehlplanung Warum die Velostation einen Rundumservice haben muss, der kostet, sieht Markus Knauss, Co-Geschäftsführer des Verkehrs-Clubs der Schweiz (VCS) und grüner Stadtparlamentarier, nicht ein. «Ziel ist es, die Velos wegzubekommen, wo sie stören. Wenn aber alle Abstellplätze südlich des Bahnhofs kostenpflichtig sind, wird das nie funktionieren.» Pro Tag kostet das Parkieren 2, im Monat 20 und im Jahr 180 Franken. «Mit den Einnahmen sollen lediglich die reinen Betriebskosten gedeckt werden», gibt Mike Sgier, Sprecher des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements (TED), an. Bis Ende Oktober dürfen Velofahrer die Station kostenlos nutzen – ein Schnupperabo. «Das wird die Velofahrer kaum überzeugen», sagt Knauss.

Auch Durner von Pro Velo zweifelt am Erfolg der Velostation: «Wer schnell einen Kaffee trinken will, wird kaum sein Velo dort unten parkieren.» Beim TED ist man trotzdem zuversichtlich und sieht die ersten Zahlen in positivem Licht: «Die Velostation war schon in der ersten Betriebswoche zu rund 20 Prozent ausgelastet», so Sgier. An den wild abgestellten Velos zwischen Hauptbahnhof und Europaallee hat das jedoch nichts geändert. Die «Falsch­parkierer» haben aber zunächst nichts zu befürchten. «Wir beobachten zuerst, wie sich das Ver­halten der Velofahrenden entwickelt», sagt TED-Sprecher Sgier.

Vorwurf Fehlplanung

Der VCS und Pro Velo haben erreicht, dass zumindest die 350 Gratisparkplätze entlang der Sihl bis auf weiteres erhalten bleiben. Ausserdem fordert der VCS, dass die Hälfte der unterirdischen Parkplätze gratis verfügbar ist. Die Forderung wird im Zusammenhang mit dem geplanten Stadttunnel geprüft.

Knauss vom VCS geht mit seiner Kritik aber noch weiter und wirft dem Tiefbauamt und Stadtrat Fehlplanung vor: «Es ist vorgesehen, die Velowege entlang der Sihlpost aufzuheben und Parkplätze zu realisieren.» Dabei seien die Velowege für die Verbindung zwischen dem Raum Central und dem Kreis 4 von «grösster Bedeutung». «Trotz Eintrag im Regionalen Richtplan und ­damit behördenverbindlich müssten sich Velofahrende zwischen parkierten Autos hindurchzwängen – für sie höchst gefährlich.» Eine entsprechende Einsprache gegen die Verkehrsführung in der Kasernenstrasse liegt inzwischen beim Verwaltungsgericht.

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