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In Zürich profitierten Detailisten wie die Migros (gr. Bild) zumindest teilweise von den Coronamassnahmen. Bild: Migros

Viel Schatten und wenig Licht für das Stadtzürcher Gewerbe

Von: Sacha Beuth

04. Mai 2020

WIRTSCHAFT Die meisten Branchen in Zürich haben wegen der Coronakrise enorm zu leiden. Besonders hart trifft es Hotelerie, Fitness- und Gastrobranche. Es gibt aber auch Gewerbe, die profitieren.

Die von den Behörden verordneten Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus und zum Schutz der Bevölkerung haben zwei Monate nach Beginn des Shutdowns bei den Stadtzürcher Gewerbetreibenden bereits heftige Spuren hinterlassen. «Genaue Zahlen liegen uns zwar nicht vor, aber man kann davon ausgehen, dass die Geschäfte Verluste von jeweils 20 Prozent und mehr zu verzeichnen haben», erzählt Nicole Barandun, Präsidentin Gewerbeverband Stadt Zürich. Ähnlich sieht es Milan Prenosil, Präsident der City-Vereinigung. Er schätzt, dass die der City-Vereinigung angeschlossenen Unternehmen Einbussen «im neunstelligen Bereich» verkraften müssen. Dabei können sich je nach Branche deutliche Unterschiede ergeben.

Besonders stark betroffen sind laut Barandun Gastronomie und Hotelerie aus. «Da machen wir uns grosse Sorgen. Gerade bei Letzteren, denn die Hotelgäste in Zürich kommen zum überwiegenden Teil aus dem Ausland.» Zwar gäbe es laut Prenosil «einige piffige und kreative Gastro-Unternehmer», welche die Ausfälle mit neuen resp. zusätzlichen Dienstleistungen wie Home-Delivery zu kommpensieren versuchen würden. «Aber mit diesen Massnahmen können bestenfalls meist nur die Fixkosten gedeckt werden.» Zu den grossen Verlieren zählen auch Coiffeursalons, Nagelstudios und Boutiquen. «Für viele sind die Ausfälle existenzbedrohend., denn sie hatten in den zwei Monaten keine Chance, die Ausfälle zu minimieren, geschweige denn auszugleichen», so Barandun. In der Fitnessbranche sieht es ebenfalls sehr düster aus. «Einige Studios haben zwar versucht, mit Instruktionen per Video die Kunden bei der Stange zu halten. Doch das stiess nur auf gerninge Resonanz. Die Leute wollen grundsätzlich eine 1:1-Betreuung.», sagt Roland Steiner, Vizepräsident des Schweizerischen Fitness- und Gesundheits-Center Verbandes.

Miete ist Hauptproblem

Als Hauptproblem haben alle Branchenvertreter die Mieten ausgemacht. «Hier muss dringend etwas geschehen. Es kann nicht sein, dass wir Miete zahlen für eine Periode, in der wir kein Geld verdienen durften», so Steiner. GastroZürich und weitere Verbände hat sich deswegen auch mit einem Offenen Brief bez. Herabsetzung des Mietzines für Geschäftsmieten an den Nationalrat gewandt. Das Thema wurde gestern Dienstag behandelt, Ergebnisse lagen bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe aber noch nicht vor. Das Heft mit Preiserhöhungen oder -senkungen selber in die Hand zu nehmen, halten die Branchenvertreter für heikel. «Die Preise zu heben dürften die Kunden in den wenigsten Fällen goutieren. Und Preissenkungen liegen wegen der eigenen Kosten nicht drin – obwohl vermutlich einige Hotels nicht darum herum kommen werden», glaubt Barandun.

Eine relativ ausgeglichene Bilanz kann dagegen die Finanzbranche ziehen. «Die ersten veröffentlichten Ergebnisse nach dem 1. Quartal 2020 waren durchwegs gut bis sehr gut», sagt Christian Bretscher vom Zürcher Bankenverband. «Wir gehen davon aus, dass wir keine grösseren Verluste erleiden werden.»

Es gibt aber tatsächlich auch Gewinner. «Treuhänder und die IT-Branche konnten ein klares Umsatzplus verzeichnen», so Barandun. «Allerdings schlägt sich deren Mehraufwand nicht in gleichem Mass bei den Mehreinnahmen nieder.» Und auch die Detailisten hätten teils profitiert. «Trotz eines Minus im Non-Food-Bereich dürfte es wegen der geschlossenen Grenzen ein Plus im Foodbereich gegeben haben.» Auf welcher Seite man auch immer steht, schlussendlich wünschen sich alle Branchen ein Ende der Einschränkungen und eine möglichst schnelle Rückkehr zur Normalität.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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