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Abkühlen in der Badi: Badmeisterinnen haben Verantwortung. Doch oft werden ihre Anweisungen überhört. Der fehlende Respekt macht vielen zu schaffen. Symbolbild: Clipdealer

Viele Badmeisterinnen kämpfen um Respekt

Von: Ginger Hebel

16. Juli 2019

Frauenanfeindung: In Freibädern vermischen sich die Kulturen. Badmeisterinnen benötigen ein dickes Fell, um ihren Job ausüben zu können. Ihre Anweisungen werden von Männern oft schlicht ignoriert.

In einem Bad, vergangene Woche. Ein Mann verschwindet mit seinen Kindern in der Damendusche. Als die Badmeisterin davon Wind bekommt, fordert sie den Mann auf, die Frauengarderobe zu verlassen. Er weigert sich und wird ausfällig. «Sie sind eine Frau. Sie haben mir und meinen Kindern ganz sicher nichts zu sagen», so seine harsche Ansage. Er ignoriert die Anweisung der Badmeisterin einfach. Es bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihren männlichen Kollegen, Badmeister Michel Kunz, zu holen, der den Mann des Bades verweist. «Solche Fälle häufen sich leider», stellt er fest. Michel Kunz fungiert als Präsident des Schweizer Badmeister-Verbands und weiss von den heutigen Problemen einiger Badmeisterinnen, die am Beckenrand um Respekt und Akzeptanz kämpfen. «Die Frauenanfeindung wird zu einem immer grösser werdenden Problem, das man nicht zulassen darf. Für mich als Badmeister ist das nicht tolerierbar. Frauen haben dieselbe Ausbildung wie wir männlichen Badmeister und somit dieselben Rechte.»

Zunge herausstrecken

Betroffen seien weniger die ländlichen Gegenden als vielmehr Freibäder in der Stadt und der Agglomeration, wo sich die Kulturen besonders stark mischen. Männer mit Migrationshintergrund seien es sich oftmals nicht gewohnt, dass Frauen Weisungen und Befehle erteilen. Auch die Badmeisterin eines Zürcher Seebads beklagt sich über den fehlenden Respekt vieler – vorwiegend männlicher – Badegäste. «Das fängt schon bei den Buben an, die sich von uns Frauen nichts sagen lassen und einfach weitermachen oder uns die Zunge rausstrecken.» Sie möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, weil das Sportamt der Stadt Zürich als Sprachrohr dient.

«Verglichen mit den Anzahl Badegästen, 2018 rund 3,7 Millionen Eintritte in die Hallenbäder und Sommerbäder der Stadt Zürich, gibt es glücklicherweise sehr wenig Probleme», sagt Manuela Schläpfer vom Sportamt. «Wenn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit respektlosem Verhalten konfrontiert sind, können die Personen weder nach Herkunft noch nach Geschlecht kategorisiert werden.» Schliesslich würde die Herkunft der Badegäste nicht erfasst.

Immer mehr Frauen arbeiten in Schweizer Bädern als Badmeisterinnen, auch in der Stadt Zürich werden einige Badis von Frauen geleitet. «Die heutige Generation von Frauen schluckt Probleme nicht mehr einfach runter, sondern spricht darüber, das finde ich gut, denn nur so können wir Lösungen finden», sagt Michel Kunz. In internen Weiterbildungen seien Gewaltprävention und Deeskalation zunehmend wichtigere Themen.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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