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Zoodirektor Severin Dressen vor der Illustration der geplanten Kongo-Anlage für Gorillas, Okapis und Co. Bild: SB

Vom Kongo-Dschungel bis zur pazifischen Meeresküste

Von: Sacha Beuth

21. September 2021

ZOO Der Tiergarten auf dem Zürichberg will mit innovativen Wegen weiter am Zoo der Zukunft bauen. Zu diesem Zweck wurde der «Entwicklungsplan 2050» als Fortsetzung des letzten Masterplans erarbeitet. Am letzten Mittwoch präsentierten Zoopräsident Martin Naville und Zoodirektor Severin Dressen die Details – die von einem sumpfigen Urwald für Gorillas bis zu begehbaren Pinguinanlagen mit Unterwassertunneln reichen.

«Als Alex Rübel den Stab des Zoodirektors an Severin Dressen weiterreichte, sagten mir viele: Der Arme, der Zoo ist doch gebaut, was soll er denn jetzt noch machen?», erzählt Zoopräsident Martin Naville am letzten Mittwoch bei der Präsentation des «Entwicklungsplanes 2050» und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn: «Das Gegenteil ist der Fall. Es geht immer weiter, vor allem, wenn man den Nimbus als einen der weltbesten Zoos behalten will».

Ein Jahr haben Dressen und sein Team an den Plänen zum «Zoo der Zukunft» gearbeitet. «Wir stehen vor grossen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Biodiversitätsverlust, Umweltzerstörung und globaler Wandel», sagt Dressen. Hier stehe auch der Zoo Zürich in der Verantwortung, um Gegensteuer zu geben. «Wir werden darum etwa unser weltweites Engagement in verschiedenen Naturschutzprojekten noch weiter ausbauen.» Im Mittelpunkt stehe aber die Absicht, die Leute für die genannten Probleme noch stärker zu sensibilisieren und sie zu motivieren, selber etwas zu tun. «Etwa in Sachen Naturschutz, indem man seinen Menüplan ökologischer gestaltet.» Zentral für die Wissensvermittlung beziehungsweise Sensibilisierung ist dabei ein hoher Erlebnisfaktor. Den erreicht man unter anderem natürlich mit weiteren naturnahen Tieranlagen. Wie vormals Alex Rübel will auch Severin Dressen hier neue, innovative Wege gehen. Den Anfang machen wird die – wie im «Tagblatt» vom 27.10.2020 bereits angekündigte – Übernetzung der Pantanal-Anlage. Dadurch brauchen die Federn der darin lebenden Flamingos und Hyazintharas nicht mehr länger beschnitten werden, sondern sie können frei zusammen mit weiteren Vögeln wie Sonnensittichen über die Köpfe der Besucher hinwegfliegen. Bis zur Eröffnung 2025 wird die Anlage im Land- und Wasserbereich ebenfalls angepasst, um den Ansprüchen einer neuen Tierart, dem Riesenotter, gerecht zu werden.

Auf der heutigen Wiese der Dahomeyrinder wird dagegen eine komplett neue Anlage entstehen: der Kongo-Dschungel. Dessen tierischen Bewohner werden die Westlichen Flachlandgorillas, die gegenwärtig noch im alten Menschenaffenhaus leben, sowie Okapis (neu) und Zwergflusspferde (Rückkehrer) sein. Auch Bärenstummelaffen, Drills, Meerkatzen, Bongo-Antilopen, diverse Vögel und verschiedene Fischarten sind für die einer sumpfigen Lichtung nachempfundenen Anlage angedacht. Sie soll 2029, also zum 100. Geburtstag des Zoos, eröffnet werden.

Zwischen 2030 und 2050 geplant ist der Bereich Slow Island (Ergänzung des aktuellen Australienbereichs unter anderen mit Komodowaranen), eine Übernetzung der Elefanten-Aussenanlage für Dop- pelhornvögel und Siamang-Gibbons als «Übermieter» der grauen Riesen sowie der Katzenwald. Letzterer ist mehrheitlich eine Auffrischung der bereits bestehenden Anlagen für Tiger, Löwen, Schneeleopard und Kleinen Pandas, allerdings mit der Besonderheit, dass den einzelnen Arten nicht mehr nur ein, sondern im Wechsel mehrere Gehege zur Verfügung stehen. Die grössten Projekte für diese Periode sind jedoch der Sumatra-Regenwald und die Meeresküste. Erstgenannter wird das neue Zuhause für die ebenfalls im Menschenaffenhaus wohnhaften Sumatra-Orang-Utans, welche die Besucher über Baumwipfelpfade beobachten können. Neu hinzu kommen Schabrackentapire, Sunda-Gaviale (eine Krokodilart) und – obwohl zoogeografisch völlig unpassend – Karibische Nagelmanatis. Diese Seekuh-Art soll das an der Küste Sumatras vorkommende Dugong repräsentieren, welches nicht aus anderen Zoos beschafft werden kann. Bei der pazifischen Meeresküstenanlage ist der Begriff «neue Wege gehen» sogar wörtlich zu nehmen. Denn es ist vorgesehen, dass die Besucher das vergrösserte Gehege der Humboldtpinguine künftig durchlaufen und Pinguine und die neuen Stellerschen Seelöwen über Unterwassertunnel bestaunen können.

Kino und Indoorspielplatz

Nebst den neuen Tieranlagen sollen weitere neue Attraktionen mithelfen, Menschen für die Natur zu begeistern. So ist im Entwicklungsplan 2050 ein Naturschutzzentrum enthalten, das im Ausstellungsbereich des Masoala-Regenwalds entstehen soll und auf dessen Wände überdimensionale Filme zu verschiedenen Naturschutzprojekten projiziert werden (Eröffnung 2023). Hinzu kommt eine Forschungsstation im Exotarium, wo man ab 2025 Untersuchungen wie etwa die über die Auswirkungen des Klimawandels auf verschiedene Tierarten mitverfolgen kann. Etwas länger warten muss man dagegen auf den 5000 Quadratmeter grossen Indoorspielplatz beim Masoala-Regenwald, dessen Eröffnung erst nach 2030 angedacht ist. Last but not least sei an dieser Stelle das bereits vor 17 Jahren lancierte Projekt Zooseilbahn erwähnt. Dieses ist gegenwärtig beim Verwaltungsgericht hängig. Der Zoo hofft aber, dass es bis 2028 realisiert werden kann «und dann nicht nur eine weitere Attraktion, sondern auch die wichtige zweite und äusserst umweltgerechte Verkehrsachse bildet», so Zoopräsident Naville. Er rechnet für den Ausbau der nächsten 20 Jahre mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 300 Millionen Franken.

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