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Ist der 15er ein Einzelfall oder werden bald mehr Linien eingestellt? Bild: Pinterest

Wegen Corona: VBZ prüfen weitere Linien-Einstellungen

Von: Sacha Beuth

18. Januar 2022

Die temporäre Einstellung der Tramlinie 15 am 10. Januar könnte nur der Anfang gewesen sein. Weil die VBZ aufgrund der Corona-Situation immer mehr krankheitsbedingte Ausfälle beim Fahrdienstpersonal zu beklagen haben, wird eine weitere Angebotsreduktion geprüft.

Bei den VBZ wird die Personalsituation beim Fahrdienst wegen der zahlreichen krankheitsbedingten Corona-Ausfälle immer gravierender. «Bei den VBZ sind zurzeit etwa zehn Prozent der Mitarbeitenden nicht einsatzfähig, Tendenz steigend», sagt Tobias Wälti von der Medienstelle der Verkehrsbetriebe Zürich. Selbst die Verkürzung der Quarantänefrist durch den Bund – welche die VBZ grundsätzlich begrüssen – habe nur wenig Linderung bringen können, da die Quarantänefälle nur einen kleinen Teil der Personalausfälle ausmachen würden. Gut möglich also, dass die am 10. Januar erfolgte Einstellung der Tramlinie 15 auf unbestimmte Zeit nicht die einzige Massnahme bleibt. Das bestätigt auch Wälti: «Bei weiteren Ausfällen von Fahrdienstmitarbeitenden werden zusätzliche Anpassungen des Angebotes notwendig.» Auf die Frage, welche Linien betroffen sein könnten, wird jedoch nicht eingegangen. «Die Planung dazu erfolgt dynamisch, die aktuelle Situation wird laufend beurteilt.»

Doch wird die Situation nicht noch problematischer, wenn wegen der Ausdünnung des Fahrplans wiederum mehr Passagiere die gleichen ÖV-Kompositionen nützen und so wegen des Gedränges Corona noch leichter übertragen werden kann? «Die VBZ versuchen das gesamte Angebot zu fahren und alle Verbindungen anzubieten. Anpassungen erfolgen erst, wenn sie notwendig werden und ausschliesslich, weil das entsprechende Fahrpersonal krank- heitshalber ausfällt. Das Angebot wird also nur angepasst, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Das Fahrgastaufkommen an der Referenzhaltestelle Hardbrücke der VBZ ist seit Mitte Dezember 2021 übrigens stark gesunken, sodass zurzeit viel weniger Fahrgäste unterwegs sind als noch im November 2021», erwidert Wälti.

Aussagen unterschiedlich

Nichtsdestotrotz gibt bereits die aktuelle Angebotsreduktion zu reden. Obwohl bei der Einstellung des 15ers die Einschränkungen für die Fahrgäste möglichst tief gehalten wurden, da auf dessen gesamter Streckenlänge eine parallele Führung zu anderen Tramlinien besteht und alle Haltestellen weiterhin bedient werden, lassen sich Unannehmlichkeiten nicht vermeiden. Das sorgt gemäss einer Umfrage von «Nau.ch» für Unmut. Offenbar nerven sich die Pendler, dass sie deswegen umsteigen müssen und Zeit verlieren. Dagegen scheinen diesbezügliche Beschwerden bei den VBZ kein Thema zu sein. «Beim Kundendienst sind fast keine Reaktionen zur Einstellung der Linie 15 eingegangen», betont Wälti. «Wir danken den Fahrgästen für das Verständnis.»

Mit Personalmangel wegen Corona haben übrigens auch die SBB zu kämpfen, die für den ZVV die S-Bahn-Linien im Raum Zürich betreiben. Allerdings sei dieser Bereich gegenwärtig nicht betroffen, sondern bislang nur Verbindungen in der Westschweiz und im Tessin. «Wir beobachten die Situation aber laufend und bereiten uns mit unterschiedlichen Szenarien vor. So wäre es etwa denkbar, dass bei Personalengpässen im Fahrdienst fachkundiges Personal zum Einsatz kommt, das eigentlich eine andere Stelle innehat wie Kader oder Ausbilder», erklärt SBB-Mediensprecher Martin Meier.

Ein Ansatz, um dem Problem des Personalmangels wegen coronabedingter Ausfälle Herr zu werden, ist die vor allem in der Privatwirtschaft vorgenommene Massnahme der Impfpflicht für Angestellte. Doch das Gesundheits- und Umweltdepartement der Stadt Zürich, das in dieser Frage auch zuständig für die VBZ-Mitarbeitenden ist, winkt ab. «Eine allgemeine Impfpflicht für alle Stadtangestellten ist kein Thema. Die Stadt orientiert sich an den Vorgaben des Bundes und des Kantons», heisst es zu einer entsprechenden Anfrage. Und so schwebt das Damoklesschwert der temporären Linieneinstellungen vorerst weiter über Zürich.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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