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Der Zürcher Stadtrat (Filippo Leutenegger, Andreas Hauri, Karin Rykart, Raphael Golta, André Odermatt, Corine Mauch, Richard Wolff, Michael Baumer, v. l. n. r., es fehlt Daniel Leupi) wirbt via Youtube fürs Maskentragen. Bild: ZVG

Weibeln für die Schutzmaske

Von: Sacha Beuth

02. Juni 2020

Obwohl das Coronavirus noch immer präsent ist, scheint dies die Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel kaum zu kümmern. Nur wenige tragen in Tram, Bus oder S-Bahn eine Schutzmaske. SBB, VBZ und Stadtrat wollen mit gezielten Aktionen Gegensteuer geben – vermeiden es aber, auf das Thema Maskentragpflicht genauer einzugehen.

«Ich trage in den ÖV keine Mundschutzmaske. Das ist mir zu umständlich. Und ausserdem käme ich mir blöd vor, weil kaum jemand so ein Ding anhat.» Gaby M.*, die im Kreis 4 ein Geschäft führt, ist mit dieser Ansicht bei weitem nicht die Einzige. Laut Franz Kagerbauer, Direktor des Zürcher Verkehrsverbundes, benutzen gerade mal fünf bis zehn Prozent der ZVV-Passagiere eine Schutzmaske. Und sieht man sich an den Bahnhöfen und Bushaltestellen um, entsteht der Eindruck, dass es tendenziell immer weniger werden. Selbst ÖV-Angestellte wie uniformiertes SBB-Sicherheitspersonal begegnen einem im Hauptbahnhof auch wieder «oben ohne», wie der Autor dieser Zeilen kürzlich selber erleben konnte.

Abteile oft wieder voll

Gleichzeitig benutzen nach den Lockerungen wieder mehr Personen die ÖV, was es – trotz ebenfalls wieder erhöhtem Angebot – schwieriger macht, den nötigen Abstand zum Nachbarpassagier zu wahren. Dies gilt insbesondere für die Stadt Zürich. Schon jetzt sind die Abteile in den Trams und S-Bahnen zu den Stosszeiten wieder vielfach voll belegt. So werden denn auch die Forderungen von besorgten Personen nach einer «Maskentragpflicht» in den Kommentarspalten der Zeitungen und Onlinemedien immer zahlreicher.

Die Betreiber der öffentlichen Verkehrsmittel in Zürich und der Stadtrat sind sich des Problems bewusst. Doch statt auf Zwang setzen sie lieber weiter auf Eigenverantwortung und Kampagnen. In einem Youtube-Beitrag (siehe Bild) etwa wirbt der Zürcher Stadtrat für das Tragen der Masken, indem er mit gutem Beispiel vorangeht. Die SBB (die für den ZVV die Zürcher S-Bahnen betreiben) und die VBZ wiederum heben die zahlreichen Durchsagen und Informationen bei Fahrplanabfragen, auf den Monitoren der Fahrzeuge, die Plakate, Inserate, Radiospots sowie die Infoflyer und Buttons des Zugpersonals hervor. Zusätzlich wurden von Seiten der VBZ an stark frequentierten Stellen über Verteilaktionen gratis Masken an Passanten abgegeben.

Auf das offenbar heisse Eisen «Maskentragpflicht» will aber konkret niemand der Verantwortlichen eingehen. Nicht einmal, ob man eine solche Vorschrift für zielführend erachten würde. SBB und VBZ verweisen auf die nationale Verordnung über die Koordination des Verkehrswesens im Hinblick auf Ereignisfälle wie zum Beispiel Katastrophen oder eben aktuell eine Pandemie. Dieser zufolge obliegt die «Systemführerschaft» SBB und PostAuto AG, die in Absprache mit dem BAV die Empfehlungen des BAG für den öffentlichen Verkehr festlegen und weitere Massnahmen schweizweit einheitlich anordnen. Für deren verbindliche Umsetzung sind die einzelnen Verkehrsunternehmen zuständig. «Für die VBZ verbleibt damit kein Spielraum für die autonome Festsetzung einer Maskenpflicht», so Jérôme Weber, Leiter Kommunikation Industrielle Betriebe Zürich.

*Name der Redaktion bekannt

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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