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Sowohl der QV Selnau-City wie der QV Rennweg beanspruchen die Bahnhofstrasse für sich. Bild: SB

Wer vertritt Selnau-City?

Von: Sacha Beuth

12. März 2019

Die Stadt möchte mit einem Projekt die Zusammenarbeit mit den Quartiervereinen neu regeln. Für den Bereich Selnau könnte dies schwierig werden, da sich mit Rennweg und Selnau-City gleich zwei Quartiervereine dafür zuständig fühlen.

Im Herbst letzten Jahres hatte die Stadt Zürich das Projekt «Mitwirkungsverfahren zur Schnittstelle zwischen Stadt und Quartieren» lanciert. Stadtverwaltung, Quartiervereine und quartiervereinsähnliche Organisationen bestimmten Vertreter für eine Spur- und Entwicklungsgruppe, die die erste Grossgruppenkonferenz vorbereiteten. In dieser wurden acht Themen zur Optimierung der Zusammenarbeit zwischen der Stadt und den Quartieren entwickelt, die die Bevölkerung mittels E-Partizipation kommentieren konnte. Nun ist die E-Partizipationsphase abgeschlossen, und die Spur- und Entwicklungsgruppe macht sich an die Auswertung der Vorschläge.

Besonders ein Punkt dürfte für Aufregung sorgen: wer die zentrale Anlaufstelle im Quartier für Behörden und Bevölkerung ist. Bislang waren dies in der Regel die Quartiervereine. Im Gebiet Altstadt-City jedoch schwelt diesbezüglich ein Konflikt, der mit dem Projekt neue Nahrung erhält. Sowohl der Quartierverein Rennweg wie der Quartierverein Selnau-City erheben Anspruch auf Zuständigkeit für das Gebiet zwischen Bahnhofstrasse, Sihlhölzli-/Selnaustrasse und Brandschenkestrasse.

Gebiet schon besetzt

Theoretisch müsste der Quartierverein Selnau-City hier den Vorzug geniessen, da er der ältere der beiden Vereine ist. Er wurde bereits 1878 gegründet und damit rund zehn Jahre vor seinem Kontrahenten vom Rennweg. Dafür aber ist Letzterer im Gegensatz zu Selnau-City Mitglied der Quartierkonferenz, eines Zusammenschlusses von 25 Quartiervereinen. Die Konferenz verfügt über einen Vereinbarungsvertrag mit der Stadt und ist so deren erste offizielle Ansprechpartnerin in Quartierangelegenheiten. Deshalb gilt der Quartierverein Selnau-City auch nicht als «echter» Quartierverein, sondern nur als «quartiervereinsähnliche Organisation». Weshalb er bei der Gründung der Konferenz nicht mitberücksichtigt wurde, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Fakt jedoch ist, dass die Konferenz ein Aufnahmegesuch des QV Selnau-City Ende der 1990er-Jahre ablehnte. «In der Begründung hiess es, gemäss Statuten wären nur 25 Quartiervereine zugelassen, und ausserdem würde das Gebiet schon durch den Quartierverein Rennweg abgedeckt», erzählt Eliane Menghetti, Rechtsanwältin und Vizepräsidentin des QV Selnau-City. Menghetti stört vor allem, dass ihrer Ansicht nach die Belange der Wohnbevölkerung im strittigen Gebiet kaum berücksichtigt werden. «Beim Quartierverein Rennweg dreht sich fast alles um die Interessen des dortigen Gewerbes.» So will das Peter Keck, der ehemalige Präsident des QV Rennweg, nicht stehen lassen. «Wir sind grundsätzlich für alle da.» Aber auch er gibt zu, dass sich der Vereinsfokus zumindest in der Vergangenheit mehrheitlich auf das Gebiet rechts der Bahnhofstrasse (vom See her gesehen) konzentrierte. Zugleich signalisiert er Gesprächsbereitschaft, was die geografischen Grenzen der Zuständigkeit anbelangt. «Würde der Quartierverein Selnau-City mit einer Ostgrenze bis Sihlstrasse/Talacker vorliebnehmen, wäre dies zu überlegen. Aber die Bahnhofstrasse und alles rechts davon muss in unserer Zuständigkeit bleiben.» (Anmerkung der Red.: Das «Tagblatt» bat auch den aktuellen QV-Rennweg-Präsidenten Felix Bär um eine Stellungnahme, die aber wegen Zeitmangels seinerseits ausblieb.)

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