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Wie es mit den mediterranen Nächten weitergeht, ist noch unklar. (Bild: Adobe Stock)

Widerstand bleibt

Von: Christian Saggese

23. August 2022

Die ersten mediterranen Nächte sind vorbei. Das Sicherheitsdepartement zieht ein positives Fazit, eine Anwohnergruppe kämpft gegen eine Wiederholung. 

In den letzten sechs Wochen durften die Stadtzürcher zwei Stunden länger als normal in ihrer bevorzugten Gartenbeiz verbringen. Das Pilotprojekt «Mediterrane Nächte» konnte nach einem längeren Hin und Her durchgeführt werden. Gefordert wurde eine Verlängerung der Gartenwirtschafts-Öffnungszeiten während der lauen Sommernächte bereits 2019. Politiker von links bis rechts hatten diesen Wunsch in einem Postulat geäussert. Den Stadtrat konnten sie schnell von der Idee begeistern, doch verschiedene Rekurse wie auch die Corona-Pandemie machten der Umsetzung einen Strich durch die Rechnung.

Nun war es aber so weit. 159 Restaurants mit Gartenwirtschaft erhielten die Bewilligung, an den Wochenenden während der Sommerferien bis 02 Uhr statt wie gewöhnlich bis um Mitternacht geöffnet zu haben. In 18 Fällen hatten Anwohner allerdings noch vor dem Start des Pilotprojekts Einsprache erhoben, sodass letztlich 141 Betriebe teilnehmen durften. Für Anwohner wurde seitens Gastro Stadt Zürich und der Bar & Club Kommission eine Hotline eingerichtet, bei der sie sich melden konnten, sollte es Probleme oder sonstige Anregungen bezüglich der mediterranen Nächte geben.

Laut Mathias Ninck, Sprecher des Sicherheitsdepartements, seien die mediterranen Nächte aus städtischer Sicht «gut und ohne nennenswerte Vorkommnisse» verlaufen. Die Einsatzzentrale der Stadtpolizei wurde zehnmal angerufen. Ob die mediterranen Nächte fortgesetzt werden, sei aber noch unklar: «Es gibt nun eine Evaluation, zu der auch Gespräche mit Anwohnenden gehören, erst dann wird entschieden, wie es weitergeht», so Mathias Ninck. Seitens Gastro Stadt Zürich sei es derzeit noch zu früh für ein Fazit, man wolle noch das Gespräch mit den weiteren involvierten Parteien abwarten, sagt Präsident Nicolas Kern.


Über 200 Beschwerden

Weiterhin gegen die mediterranen Nächte ist Felix Stocker. Der Präsident des Quartiervereins Zürich 1 und Initiant der Gruppe «Innenstadt als Wohnquartier» hatte bereits früh dazu aufgerufen, das Pilotprojekt nicht umzusetzen, um die Anwohner vor einer zusätzlichen Lärmbelästigung zu schonen. Nach dem Pilotprojekt hat sich seine Meinung nicht geändert: «Die Lancierung der mediterranen Nächte wurde offenbar von vielen als Signal verstanden, dass sie sich an keine Regeln mehr halten müssen.» So rief die Gruppe «Innenstadt als Wohnquartier» bereits nach dem ersten Wochenende dazu auf, Erfahrungen zu melden. «Darauf sind rund 30 Meldungen bei uns eingegangen. Zudem haben wir mit unserer Plattform laermgruppe.ch Informationen gesammelt. Über die gesamte Dauer der mediterranen Nächte sind bei uns rund 200 Lärmbeschwerden eingereicht worden.» Dies zeige, «dass die Quartiere durch die verlängerten Betriebszeiten der Gastrobetriebe belastet wurden.» Die Belastung sei  zu jener Zeit ausserdem auch durch andere Personen im öffentlichen Raum besonders gross gewesen. «Diese führten teils Boomboxen mit sich und brachten Getränke mit, die sie im öffentlichen Raum konsumierten. Durch ihr lautes Verhalten rissen sie die Menschen aus dem Schlaf.» Man werde sich daher weiterhin mit politischen und juristischen Mitteln dafür einsetzen, «dass die Innenstadtquartiere als Wohnquartiere erhalten bleiben.» Und dazu gehöre auch, dass keine weiteren mediterranen Nächte mehr stattfinden sollen.

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