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Alaa Radi, Adam Radi, Ayoub Radi, Lahoussine Kharbouch und Miloud Radi bejubeln zu Hause (kl. Bild) den WM-Halbfinaleinzug... Bild: PD

Wie Zürichs Marokkaner Fussballgeschichte erlebten

Von: Sacha Beuth

20. Dezember 2022

Als erstes afrikanisches Land konnte Marokko ins Halbfinale einer Fussball-WM vordringen. Die in Zürich lebenden Marokkaner unterstützten ihr Team mit mindestens der gleichen Leidenschaft, wie es die «Löwen vom Atlas» auf dem Spielfeld zeigten, und blicken mit Freude und Stolz auf den vierten Rang.

Am Ende hatte es dann doch nicht mehr zum ganz grossen Coup gereicht und waren Frankreich im Halbfinal und Kroatien im Spiel um Platz 3 zu stark gewesen. Trotzdem lässt sich feststellen: Marokkos Nationalteam hat an der Fussball-WM in Katar mit seiner leidenschaftlichen Art nicht nur überrascht, sondern auch begeistert.

Entsprechend gross ist die Freude und der Stolz bei den etwas über 300 in der Stadt Zürich wohnenden Marokkanern. «Nachdem wir bereits 1970 als erstes afrikanisches Team an einer Weltmeisterschaft teilnehmen konnten, haben wir nun als erstes afrikanisches und zugleich erstes arabisches Team einen WM-Halbfinal erreicht», strahlt Lahoussine Kharbouch und fügt dann mit einem Augenzwinkern an: «Schade, wiederholt sich die Geschichte. Im frühen Mittelalter wurde der Siegeszug der Mauren bereits von den Franzosen unter Karl Martell gestoppt. Nun war dies erneut der Fall.»

Als Präsident der Marokkanisch-Schweizerischen Vereinigung ist Kharbouch direkt am Puls seiner Landsleute. Und ist mindestens ebenso fussballverrückt wie sie. So verfolgt der 60-Jährige nicht nur, wenn immer möglich, sämtliche Länderspiele seiner «Löwen vom Atlas», sondern will auch im reiferen Alter überall mitkicken, wenn er auf der Strasse oder in einem Park Leute Fussball spielen sieht. Besonders gerne fachsimpelt er mit Familienangehörigen und Freunden – um dann mit ihnen nach Erfolgen der marokkanischen Nati entsprechend abzufeiern. «Bei den Gruppenspielen war ich noch einigermassen gefasst, wobei natürlich der Sieg gegen Belgien schon etwas Besonderes war.» Doch spätestens nach dem Viertelfinal-Erfolg über Portugal habe es kein Halten mehr gegeben. «Ich habe das Spiel zusammen mit Kumpels in einem italienischen Restaurant beim Einkaufszentrum Letzipark geschaut», erzählt Kharbouch. 15 Marokkaner seien dort gewesen und dazu noch mehrere neutrale Zuschauer, die dann mehrheitlich seinem Team die Daumen gedrückt hätten. Mit «sir, sir, sir» (Arabisch für «lauf», «lauf», «lauf») und anderen Rufen feuerte man die Löwen an. «Ich war wohl der Meinung, dass wir nach dem Sieg gegen die Spanier auch die Portugiesen schlagen können. Doch nach der 1:0-Führung habe ich bis zum Schlusspfiff gezittert wie noch nie.» Anschliessend seien aber alle Dämme gebrochen. «Alle lagen sich entweder jubelnd in den Armen oder kontaktierten Freunde mit dem Ziel, sich auf der Langstrasse zu treffen. Dort haben wir dann unsere Flagge geschwenkt, Autokorsos gebildet und bis in die späte Nacht gemeinsam den Halbfinaleinzug gefeiert – und das friedlich.»

Jubeln mit leerem Bauch

Ganz vorne mit dabei war auch Adam Rati. Der 18-jährige KV-Lehrling hatte nach eigenen Aussagen bereits vor dem Turnierstart Grosses von seinem Team erwartet. «Ich war darum nach dem 0:0 im ersten Gruppenspiel gegen Kroatien eher enttäuscht, dass es nicht zu mehr gereicht hat.» Ab dem Achtelfinal gegen Spanien (3:0-Sieg nach Penal­- tyschiessen) habe ihm dann die Nervosität zu schaffen gemacht. «Ich konnte deswegen den ganzen Tag kaum etwas essen, schon gar nicht während der Partie.» Einzig marokkanischen Tee zur Beruhigung habe er sich gegönnt. «Das Spiel gegen Portugal haben wir uns dann bei einem Kollegen über einen Beamer angeschaut. Dabei ging es hoch her und ich war hernach froh, dass einer freiwillig aufgeräumt hat, während wir anderen zur Langstrasse zogen», grinst Rati.

Dass auf die Überraschung eine 0:2-Niederlage gegen Frankreich im Halbfinal folgte, schmerzt ihn zwar, sei jedoch nicht verwunderlich. «Das Team kämpfte, hatte aber in den Spielen zuvor zu viel Kraft verloren.» Und auch das 1:2 im Spiel um Platz 3 gegen Kroatien sei kein Weltuntergang. «Die Glücksgefühle und der Stolz überwiegen. Marokko hat gezeigt, dass es an einer WM nicht nur Beigemüse ist, und hat Fussballgeschichte geschrieben», finden sowohl Kharbouch wie Rati unisono.

 

Argentinien holt sich in dramatischem Final den Titel

Die argentinische Fussballnationalmannschaft ist nach 1978 und 1986 am Sonntag in Katar zum dritten Mal Weltmeister geworden. Das Team um Superstar Lionel Messi bezwang in einem dramatischen Final Titelverteidiger Frankreich mit 7:5 nach Penaltyschiessen. Nach etwas verhaltenem Beginn hatten die Südamerikaner bald das Spieldiktat übernommen und gingen durch einen von Messi verwandelten Penalty – Dembélé hatte Di Maria gefoult – in der 23. Minute verdientermassen in Führung. In der 36. Minute war es dann Di Maria selbst, der auf Zuspiel von Mac Allister auf 2:0 erhöhte. «Les Bleus» kamen in der Folge kaum gefährlich vor das Tor der Argentinier, bis Otamendi den Franzosen Kolo Muani im Strafraum zu Fall brachte. Mbappé verwandelte den Penalty in der 80. Minute souverän zum 1:2 und sorgte dann mit einer herrlichen Direktabnahme eine Minute später für den Ausgleich. Die Verlängerung wurde zu einem offenen Schlagabtausch mit leichten Vorteilen für Argentinien. Dem 3:2 von Messi in der 108. Minute konnten die Franzosen in der 118. den erneuten Ausgleich durch Mbappé (wieder per Elfmeter) entgegensetzen, so dass ein Penaltyschiessen die Entscheidung bringen musste. Nachdem Mbappé und Messi getroffen hatten, konnte Argentiniens Goalie Martinez den Schuss von Coman halten. Und während nun Dybala für die Albiceleste sicher verwertete, schoss Tchouameni vorbei. Als darauf sowohl Paredes wie Kolo Muani trafen, machte Montiel für die Argentinier alles klar und stürzte sein Land in einen Freudentaumel. 

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