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Wer heute Wohneigentum erwerben will, muss wesentlich tiefer ins Portemonnaie bzw. Sparschwein greifen als früher. Bild: iStock

Wird Wohneigentum in Zürich bald unerschwinglich?

Von: Sacha Beuth

18. Juni 2019

In den letzten 10 Jahren sind die Preise für Wohneigentum in der Stadt Zürich um bis zu 64 Prozent gestiegen. Hält der Trend an, müssen viele ihren Traum vom eigenen Häuschen wohl begraben. Und auch für Mieterinnen und Mieter hat die Entwicklung negative Konsequenzen.

Obwohl die Mehrzahl der Stadtzürcher zur Miete wohnt, träumen viele davon, dereinst einmal Wohneigentum zu besitzen. Doch angesichts einer kürzlich von Wüest Partner (WP) publizierten Studie wird dieser Traum immer unrealistischer. Das Immobiliendienstleistungsunternehmen untersuchte die Preisentwicklung von grösseren Eigentumswohnungen sowie Einfamilienhäusern mit 170  Quadratmeter Wohnfläche innert der letzten 10  Jahre. Dabei wurde für die Eigentumswohnungen in der Stadt Zürich eine Preissteigerung von sage und schreibe 64 Prozent festgestellt – derweil die Einfamilienhäuser eine Teuerung von 47 Prozent erlebten. Als Haupttreiber für die Entwicklung haben Wüest Partner die extrem tiefen Hypozinsen und die somit niedrigen Finanzierungskosten ausgemacht. Hinzu kämen die tiefe Arbeitslosigkeit und Inflationsrate sowie das starke Bevölkerungswachstum zwischen 2008 und 2014.

Auf der anderen Seite aber sind die Löhne insgesamt nur moderat erhöht worden. Der Median-Bruttolohn stieg schweizweit lediglich um 8,4 Prozent. Zudem macht vielen die Teuerung zu schaffen. «Die lag zwar allgemein bei null Prozent. Jedoch sind Gesundheitskosten und Krankenkassenprämien stark gestiegen», erklärt Yngve Abrahamsen, Prognose-Leiter an der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich. Das Ganze habe Folgen für die Stadt und ihre Bewohner. «Die Bevölkerungszusammensetzung kann sich ändern. Ärmere verlassen die Stadt, Bessersituierte kommen hinzu. Für Jüngere wird es mehrheitlich nur noch mithilfe von Bürgschaften oder geliehenem Geld möglich sein, Wohneigentum zu erwerben.» Zumal die 5-Prozent-Hürde den Immobilienkauf zusätzlich erschwert (die Banken rechnen heute bei der Hypothekarvergabe meist mit einem fiktiven Zinssatz von 5 Prozent, den der Hypothekarnehmer tragen können muss). «Wer wiederum bereits Wohneigentum besitzt, dürfte von einer Wertsteigerung profitieren.»

Streit um Massnahmen

Während man beim Hauseigentümerverband darum die Entwicklung eher neutral verfolgt, macht man sich beim Mieterverband Zürich doch etwas Sorgen: «Mieterinnen und Mieter sind von den Preissteigerungen der Eigentumswohnungen indirekt betroffen, denn die Hälfte der Eigentumswohnungen wird vermietet. Hier wird bei Weitervermietungen der Markt in der Regel voll ausgenützt», so Walter Angst, Leiter Kommunikation beim MV Zürich. Massnahmen gegen die Immobilienblase seien darum zu begrüssen. «Man sollte dämpfend auf den wachsenden Anteil an Eigentumswohnungen einwirken und etwa in der BZO statt eines Wohnanteils einen Anteil von Mietwohnungen festsetzen.» Für den Hauseigentümerverband ist das hingegen keine Lösung. «Wenn schon, dann sollten Aufstockungen und Umnutzungen leichter ermöglicht werden, damit mehr Mietwohnungen gebaut werden können. Hauptproblem ist der fehlende Platz in der Stadt sowie, dass Zürich für viele Menschen sehr attraktiv ist. Das treibt die Preise in die Höhe», sagt Kathrin Strunk, Volkswirtin beim HEV Schweiz. «Generell sehen wir im Moment aber keinen Grund für irgendwelche Regulierungsmassnahmen.»

Dieser Meinung ist auch Yngve Abrahamsen vom KOF. «Obwohl keine Kehrtwende in der Entwicklung in Sicht ist, sind staatliche Eingriffe im Moment nicht nötig. Ansonsten gilt: Wer Wohneigentum in Zürich erwerben will, jedoch nicht über die nötigen Mittel verfügt, muss eben in die erweiterte Peripherie ziehen.»

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