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Auch ohne Samichlaus-Einzug an der Bahnhofstrasse machen der Chlaus und sein Schmutzli Hausbesuche und ziehen wieder ins Waldhüsli am Käferberg. (Bild: PD)

Zertifikat machts Samichlaus schwer

Von: Sibylle Ambs-Keller

19. Oktober 2021

Wegen zu hoher Corona-Auflagen fällt der heiss ersehnte Samichlaus-Einzug entlang der Bahnhofstrasse auch dieses Jahr aus. 

Er gilt als offizielle Eröffnung der Nikolaus-Saison: der grosse Samichlaus-Einzug am letzten Sonntag im November. Seit 1950 zieht der Samichlaus mit 15 Sujet-Wagen traditionell entlang der Bahnhofstrasse Richtung Bürkliplatz und verteilt dabei runde Lebkuchen an die Kinder am Strassenrand. Der letztjährige Einzug wurde wegen der Corona-Pandemie abgesagt.

Nach dem Corona-Winter 2020 sieht es jetzt aber ganz so aus, als würde der Samichlaus auch dieses Jahr nicht offiziell einziehen. «Bis anhin, also bis vor Corona, erhielten wir die Bewilligung für den Umzug von der Stadt Zürich. Im Jahr 2019 gab es kleine Anpassungen, und wir mussten zusätzlich ein Sicherheitskonzept einreichen», so Karin Diefenbacher, Präsidentin der St. Nikolausgesellschaft Zürich. Doch 2021 ist alles anders. Auf die Anfrage der St. Nikolausgesellschaft hin verwies die Stadt Zürich auf die Auflagen des BAG. «Wir haben der Stadt alternativ vorgeschlagen, auf den Umzug zu verzichten und den Samichlaus am Bürkliplatz zu platzieren. Doch dafür hätten wir Abschrankungen und Sichtschutz aufstellen müssen, weil maximal 500 Personen zugelassen worden wären. Und dazu noch eine Eingangskontrolle wegen der Zertifikatspflicht. Das wollten und konnten wir nicht, denn es hätten viele Kinder draussen bleiben müssen.» In der Pandemie-Zeit muss die Bewilligung für Grossanlässe beim Kanton Zürich eingeholt werden. Für Anlässe mit mehr als 1000 Personen gilt generell eine Zertifikationspflicht. Beim Samichlaus-Einzug stehen regelmässig zwischen 8000 und 10 000 Menschen entlang der Route. Diese hätte abgesperrt werden müssen, um eine entsprechende Kontrolle zu gewährleisten. «Wir haben kein Gesuch eingereicht beim Kanton. Logistisch und vor allem aus Kostengründen sind solche Massnahmen für uns nicht durchführbar», bedauert Karin Diefenbacher. «Mit dem Geld, das wir für die Samichlaus-Besuche einnehmen, helfen wir in erster Linie Menschen in Not. Wir haben kein Budget, um Kosten für Schutzmassnahmen zu übernehmen.»

Keine Probleme in Glarus

Anders geht der Kanton Glarus vor: Auf Anfrage der Gemeinden klärte das Glarner Arbeitsinspektorat ab, unter welchen Bedingungen die traditionellen Samichlausumzüge organisiert werden können. Der Erlass von Massnahmen für solche Anlässe fällt auch da in den Zuständigkeitsbereich des Kantons. Der Kanton Glarus hat entschieden, dass Sami­chlausumzüge als Anlass der Schulen deklariert werden können. Zudem lasse die stabile epidemiologische Lage die Chlausumzüge ohne Zugangsbeschränkungen zu, da diese im Freien stattfinden. So sind im ganzen Kanton Glarus Chlausumzüge ohne Zertifikationspflicht und ohne Personenbeschränkungen möglich. Der Kanton Zürich nimmt auf Anfrage keine Stellung zum aktuellen Fall des Samichlaus-Einzugs, da kein Gesuch gestellt wurde. Gemäss Auskunft gelten aber im Kanton Zürich die Vorschriften des Bundes für Grossveranstaltungen. Jedes Gesuch würde individuell geprüft, grundsätzlich mit dem Ziel zu «ermöglichen» und nicht zu verbieten. Der Kanton Zürich kommentiere auch nicht, wie andere Kantone ihre Bewilligungspraxis handhaben.

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