mobile Navigation

News

Ein Aquarium betört den Sehsinn des Betrachters, doch braucht es viel Fachwissen, damit auch die Zierfische sich pudelwohl fühlen. Bild: PD

Zierfische weinen nicht

Von: Isabella Seemann

21. September 2021

Tierschutz: Aquarien sind en vogue: Rund drei Millionen Zierfische schwimmen in Schweizer Haushalten. Sie artgerecht zu halten, ist äusserst anspruchsvoll. 

Sie leuchten neonfarben, schimmern golden oder silbrig, es gibt sie in den prächtigsten Farben und vielfältigsten Formen: Zierfische gehören neben Katzen und Hunden zu den beliebtesten Haustieren. Nach einer Schätzung des Schweizer Tierschutzes schwimmen drei Millionen in Aquarien in Schweizer Haushalten. Dazu kommen Fische in Teichen, gesamthaft wohl auch noch einmal 1 bis 2 Millionen Tiere.

Keine Deko-Objekte

Seit September 2008 sind Fische im Tierschutzgesetz aufgenommen worden: Bei den Zierfischen gibt es rudimentäre Vorschriften zur Grösse und zur Wassertiefe des Aquariums, zur Einhaltung von Tag- und Nachtrhythmus der Tiere und zur Einsehbarkeit des Beckens. Doch führen noch immer viele Aquarienfische in Cafés, Coiffeursalons, Boutiquen, Restaurants oder in der Stube ein tristes Dasein, weil der Kenntnisstand vieler Fischhalter tief ist. Diesem Missstand begegnet das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) nun mit einer Kampagne. «Aquarienfische sind keine Deko-Objekte», warnt das Bundesamt in einer Kampagne in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Tierschutz STS, fair-fish, der Fachstelle Fischwissen, dem Verband Zoologischer Fachgeschäfte der Schweiz VZFS sowie dem Schweizerischen Dachverband der Aquarien- und Terrarienvereine SDAT.

Viele Aquarienfische haben nur geringe Überlebenschancen. «Wir gehen davon aus, dass ein beträchtlicher Teil der Spontankäufer mit der Pflege eines Aquariums überfordert ist», sagt Kaspar Jörger, Abteilungsleiter Tierschutz beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV. «Viele der spontan gekauften Fische sterben bereits in den ersten Monaten. Bei richtiger Haltung können manche Arten jedoch weit über zehn Jahre alt werden.» Aquarienfische sind laut BLV empfindsame Wesen, verfügen über soziale Intelligenz und sind lernfähig. Sie artgerecht zu halten, sei anspruchsvoll: Es brauche viel Wissen rund um artspezifische Bedürfnisse, Wasserqualität, Aquariengrösse und -einrichtung, Fütterung und Vergesellschaftung. Und es gebe Hunderte unterschiedlicher Arten von Aquarienfischen.

Wenn Fachwissen und Erfahrung fehlen, leiden die Tiere und sterben einen verfrühten, grausamen Tod, warnt das BLV. Denn unerfahrene Fischhalter könnten das Leiden der Fische oft nur schwer erkennen. Der Kauf von Aquarienfischen müsse gut überlegt und geplant sein, von einem Spontanentscheid wird abgeraten.

Vor dem Kauf sollen sich zukünftige Tierhalter umfassend über die Ansprüche der gewünschten Fische informieren. Das Aquarium sollte zudem möglichst gross bemessen sein. Gemeinsam gehalten werden sollten nur Fische mit gleichen Ansprüchen an die Wasserqualität und nie mehr als zwei oder drei Arten zusammen. Wer seine Aquarienfische nicht mehr artgerecht halten könne oder wolle, solle sie in eine Fischauffangstation bringen, rät das Bundesamt in seiner Kampagne, etwa zu Aqua Luz in Sursee.

Aqua Luz arbeitet mit dem Schweizer Tierschutz STS zusammen und hat im Jahr 2020 rund 17 000 Aquarienfische aufgenommen und gepflegt. Für 11 000 Tiere konnten neue Halter gefunden werden.

Weitere Informationen: Die kostenlose Broschüre «Aquarienfische – passende Aquarien, richtige Einrichtungen und geeignete Artenwahl» kann online bestellt oder als PDF heruntergeladen werden auf: www.aquarienfisch.ch

 

 

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir 1 ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare