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«Wo hat es für mich ein Plätzchen?» Während des Umbaus der Himalaya-­Anlage zum Katzenwald muss der Zoo Zürich seine Tiger und übrigen Grosskatzen in anderen Tiergärten fremdplatzieren. Archiv-Bild: Sacha Beuth

Zoo sucht «Tigersitter»

Von: Sacha Beuth

24. Januar 2023

Im geplanten Katzenwald des Zoo Zürich sollen künftig Tiger, Löwe und Co. ihre Gehege wechseln können. Wegen der dafür nötigen Umbaumassnahmen müssen die Raubtiere in anderen Tiergärten fremdplatziert werden, weshalb schon jetzt nach «Hütedienst»-Kandidaten gesucht wird.

Die Tierhaltung stetig zu verbessern, ist ein Credo des Zoo Zürich. Erreicht werden kann dies unter anderem, indem man den Pfleglingen Abwechslung und Beschäftigung bietet, also ihr Verhalten «anreichert» (in Fachkreisen Behavioral enrichment genannt). So sieht der Entwicklungsplan 2050 des Zoos vor, den Erlebnisfaktor seiner Katzen mit dem Umbau der Himalaya-Anlage zum Katzenwald zu steigern. Statt nur immer im gleichen Gehege umherzustreifen, sollen Tiger, Löwe, Schneeleopard sowie gegebenenfalls Kleiner Panda (auch Katzenbär genannt) die jeweiligen Lebensräume wechselseitig nutzen können und so immer wieder neue Gerüche und andere Botschaften der «Vorbesitzer» wahrnehmen.

Zwar soll der Umbau erst nach 2030 stattfinden. Doch schon jetzt ist klar, dass die betroffenen Tierarten während dieser Phase nicht in Zürich bleiben können. Denn der Hintergrundbereich ist für eine längere Überbrückung nicht geeignet. Wie das «Tagblatt» aus Insiderkreisen erfuhr, werden darum bereits diverse Tiergärten zwecks Fremdplatzierung angefragt.

Geeignete Abnehmer zu finden, ist alles andere als leicht. In den meisten europäischen Zoos sind die Hauptanlagen mit eigenen Tieren besetzt, es gibt keine adäquaten Nebenanlagen oder es werden gar selbst Abnehmer für den Nachwuchs gesucht. Und in anderen sind ebenfalls Umbauten geplant oder im Gang. Unpassende Geschlechterzusammensetzung und das Verhindern von Inzucht durch nahverwandte Tiere sind weitere Gründe, welche die Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten einschränken. Je nachdem, wann in Zürich mit dem Umbau begonnen werden kann, könnte sich das Problem aber auch auf andere Weise lösen. Da Grosskatzen um die 15 bis 25 Jahre alt werden, ist es denkbar, dass einige von ihnen schon vorher das Zeitliche segnen und erst dann ersetzt werden, wenn der neue Katzenwald steht.

Wo bleiben die Wölfe?

Der Umbau zu Wechselanlagen dürfte die Zooverantwortlichen vor einige Herausforderungen stellen. Kraft und Kletterfähigkeiten der betroffenen Tiere sind teilweise äusserst unterschiedlich verteilt. Hinzu kommen verschiedene Bedürfnisse (zum Beispiel baden Tiger gerne, Löwen weniger), die dann in allen Anlagen berücksichtigt werden müssen. Vor allem aber müssen sie für alle Arten ausbruchsicher sein. Was die Kleinen Pandas, die allgemein in Zoos als Ausbrecherkönige gelten, in den Fokus rückt. Auch wenn von ihnen nicht die gleiche Gefahr für Besucher ausgeht wie bei entkommenen Grosskatzen, stellt sich doch die Frage, ob sie überhaupt in das Wechselkonzept miteinbezogen werden können.

Das Konzept ist übrigens im Zoo Zürich nicht neu. Schon seit einigen Jahren können die Mongolischen Wölfe nachts eine Tigeranlage mitnutzen (Umgekehrt ist das allerdings nicht möglich). Künftig dürften sie wohl nicht mehr in den Genuss kommen. In der Planung für den Katzenwald sind die Wölfe nicht erwähnt, was den Schluss zulässt, dass sie dauerhaft abgegeben werden sollen.

Für den Zoo ist es nach eigenen Angaben noch zu früh, zum Thema und den offenen Fragen Stellung zu nehmen. Auch, weil viele Antworten noch nicht vorliegen würden. Man wolle dies aber zu einem geeigneten Zeitpunkt nachholen.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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