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Schwalbensittich in der Voliere Zürich: erwachsenes Exemplar... Bild: SB

Zürcher Refugium für australische Wandervögel

Von: Sacha Beuth

28. Februar 2023

ARTERHALTUNG In der Voliere Zürich am Mythenquai erfreuen seit über 100 Jahren diverse Vogelarten die Besucher. Doch die Station ist weit mehr als ein Pflege- und Schaubetrieb. So widmet sich das Team um Geschäftsführerin Elisabeth Schlumpf seit einiger Zeit der Erhaltungszucht der hochbedrohten australischen Schwalbensittiche – notabene als freiwilliger, unentgeltlicher Zusatzaufwand im Sinne des Naturschutzes.

Spaziergänger und Jogger, die morgens entlang der Voliere Zürich ihres Weges ziehen, hören sie meist zuerst, bevor sie sie sehen: die Schwalbensittiche. Mit ihren für Papageienverhältnisse schon fast melodiösen Stimmen begrüssen die schillernd grünen, australischen Vögel den Tag. Ein Ritual, das 2018 seinen Anfang nahm, als das erste Schwalbensittich-Paar in die Voliere einzog. Dabei handelt es sich um besondere Vögel. Denn als eine der wenigen Papageienformen sind Schwalbensittiche Zugvögel, die im November vom australischen Festland nach Tasmanien zum Brüten fliegen und auf ihrer Wanderung 1400 km zurücklegen.

Der Grund für die Anschaffung war damals relativ profan: «Die Art passt zu uns, weil wir damit einerseits die Vielfalt der Natur zeigen können. Und weil wir andererseits grosse Erfahrung mit Futterspezialisten haben», erklärt die Geschäftsführerin der Voliere Zürich, Elisabeth Schlumpf. Doch nun ist noch ein anderer Punkt hinzugekommen: Die Erhaltungszucht. Denn um den Schwalbensittich ist es in freier Wildbahn zappenduster bestellt. «Seit wir unser erstes Paar von einem deutschen Züchter erhalten haben, sind die Bestände auf dem australischen Festland und auf Tasmanien völlig zusammengebrochen. Heute leben nur noch etwa 300 Schwalbensittiche in ihrem natürlichen Lebensraum», betont Schlumpf. Hauptursache für den massiven Populationsrückgang ist in erster Linie der Mensch, der auf Tasmanien dickstämmige Eukalyptusbäume, die den Sittichen Nisthöhlen und Nektar als Nahrung bieten, rigoros abholzt. «Geht es so weiter, wird der Schwalbensittich in 20 Jahren ausgerottet sein.»

Dies wollen Schlumpf und ihr Team unbedingt verhindern. Die Voliere am Mythenquai wird sich darum der Gesellschaft für Arterhaltende Vogelzucht (GAV) anschliessen, deren nahes Ziel es ist, die Tiere in menschlicher Obhut zu vermehren und eine gesunde Population aufzubauen. Und die das ferne Ziel hat, die gezüchteten Exemplare wieder in ihrer australischen Heimat auszuwildern. Denn paradoxerweise gibt es gegenwärtig in Zoos, Volieren und bei Privatzüchtern wesentlich mehr Schwalbensittiche als in freier Wildbahn. Auch gilt ihre Zucht als nicht besonders schwierig.

Nicht alle eignen sich

Trotzdem startete das Erhaltungszuchtprogramm für den Schwalbensittich harzig. «Anfangs haben in Europa nur 75 zoologische Institutionen und Privathalter am GAV-Zuchtprogramm mitgemacht.» Der Voliere Zürich kommt somit in der Schweiz eine Vorreiterrolle zu. Als einen der Gründe für die Zurückhaltung an einer Teilnahme nennt Schlumpf den Umstand, dass die Halter ihr Besitzrecht an den Vögeln an den Zuchtkoordinator abgeben müssen. Hinzu kommt, dass sich nicht alle in Gefangenschaft gehaltenen Schwalbensittiche für eine Erhaltungszucht eignen. Sei es, weil sie Inzucht-Mutationen aufweisen oder versteckte Krankheiten in sich tragen. «Um einen gesunden und genetisch vielfältigen Bestand aufzubauen, ist es nötig, die Tiere genau zu untersuchen. Derartige Tests sind jedoch teuer – und die Kosten dazu will nicht jeder Halter tragen.»

Am Mythenquai nimmt man nicht nur diese zusätzlichen Ausgaben, sondern auch Mehrkosten, welche das Spezialfutter für die Schwalbensittiche – insbesondere künstlicher Nektar – mit sich bringt, auf sich. Ebenso den administrativen Mehraufwand wegen des Zuchtprogramms. Und das alles aus eigenen Mitteln und Kräften.

Immerhin zahlt sich die Mühe in Nachwuchs aus. Bereits im zweiten Jahr in ihrem Zürcher Refugium konnten die Schwalbensittiche fünf Junge aufziehen. Inzwischen ist ein zweites Zuchtpaar hinzugekommen und der Bestand auf 8 Vögel angewachsen, so dass sogar eine vorübergehende Zuchtpause eingelegt werden muss. Für Schlumpf und ihr Team eine gute Gelegenheit, einerseits die Besucher auf die Bedrohung und die Besonderheiten der kleinen Papageien hinzuweisen und zugleich zu versuchen, weitere Schweizer Zoos, Volieren und Privathalter für das GAV-Zuchtprogramm zu gewinnen. «Denn auch wenn die Heimat der Schwalbensittiche weit entfernt von uns liegt, so sind die Ursachen für den Schwund ihres Bestandes etwas, das uns alle angeht und wogegen wir alle in irgendeiner Form etwas dagegen tun können.» 

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