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Zürcher Strassen: Todesfallen für Wildtiere

Von: Eveline Schneider Kayasseh

14. Oktober 2014

Über hundert Wildtiere lassen jährlich auf der Strasse ihr Leben. Wie vorbeugen? Sara Wehrli, Wildexpertin vom Schweizer Tierschutz, gibt Tipps.

Die rötlichgelbe Fuchsfähe hat Pech. Jede Nacht überquerte die Füchsin die Strassen ihres Reviers im Kreis 7 – unfallfrei. Doch an diesem Septembertag erwischt es sie auf der Witikonerstrasse kurz vor der Morgendämmerung: Sie übersieht ein Auto, kommt unter die Räder und stirbt. Für den Fahrer geht der Zusammenstoss glimpflich aus.


Die nächtliche Tragödie melden die städtischen Wildhüter der kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltung. Ein Blick in die Fallwildstatistik zeigt: Im Jagdjahr 2013/2014 starben 103 Wildtiere auf Stadtzürcher Strassen, darunter 51 Füchse, 15 Rehe, 13 Steinmarder und 12 Dachse. Die Bilanz des laufenden Jagdjahrs bis Mitte September beträgt insgesamt 88 überfahrene Tiere. Doch die Dunkelziffer dürfte hoch sein: einige Fahrzeuglenker melden den Unfall nicht, oder die Wildhüter entdecken die verletzten Tiere gar nie. Hinzu kommt, dass Igel in der Fallwild­statistik der Jagdverwaltung nicht erfasst werden, da sie eine geschützte Art und nicht jagdbar sind. Sie gehören zu den Säugetierarten, die am häufigsten Opfer des Verkehrs werden.


Tausende Wildtiere leben in Zürich: Amphibien und Vögel, aber auch Rehe, Füchse, Dachse, Marder und Igel. Manche sind in unseren Parks und Wäldern schon lange heimisch, andere sind Zuwanderer. Es gibt auch solche, die kommen und gehen, um zu futtern: Das reichhaltige Nahrungsangebot in der Stadt lockt sie an. Doch diese birgt auch viele Gefahren, allen voran die Strassen, welche die Tiere auf ihren Streifzügen überqueren müssen. Denn der Verkehr in Zürich hat zugenommen. Die Gesamtzahl der zugelassenen städtischen Motorfahrzeuge ist laut dem Kanton in acht Jahren von 163 798 auf 172 681 gestiegen. Zürcher legen durchschnittlich pro Tag 44 Kilometer zurück und sind häufig auch nachts unterwegs, also genau dann, wenn sich Wildtiere auf Futter- oder Partnersuche begeben.


Tipps für umsichtiges Fahren
Wildunfälle in der Stadt sind nicht immer vermeidbar, doch wer umsichtig fährt, kann das Risiko minimieren. Zoologin Sara Wehrli von der Fachstelle Wildtiere beim Schweizer Tierschutz weiss, wie: «Fahren Sie immer mit Licht, und beobachten Sie die Fahrbahnränder. Wenn möglich halten Sie einen Sicherheitsabstand rechts.» Besonders in der Dämmerungszeit sei dies wichtig, wenn die Sicht eingeschränkt ist und besonders viele Wildtiere unterwegs sind. Auch nachts ist Vorsicht angezeigt. «Fahren Sie langsam, denn kleinere Tiere wie Dachse werden im Dunkeln leicht übersehen.» Auf Strassenabschnitten mit dem Gefahrensignal «Wildwechsel» sollte man unbedingt vom Gas gehen und beide Strassenränder im Blick behalten.


Was tun, falls ein Wildtier am Strassenrand auftaucht? Wehrli empfiehlt, das Tempo zu drosseln und die Scheinwerfer auf Abblendlicht zu reduzieren. Und wenn das Wild bereits auf der Strasse steht? «Hupen Sie, schalten Sie den Warnblinker ein, um nachfolgende Automobilisten zu warnen, und halten Sie wenn möglich an.» Denn das Tier bleibt möglicherweise geblendet stehen oder rennt blindlings auf die Lichtquelle zu. Bei Rudeltieren wie Rehen ist die Gefahr meist nicht gebannt, wenn ein Exemplar die Strasse überquert hat. Laut Wehrli folgen häufig ein zweites oder drittes. «Zudem flüchten die Tiere nicht immer auf dem kürzesten Weg, sondern rennen panisch vor dem Auto her.»


Wildtierexpertin Sara Wehrli rät auch, keine Essensreste aus dem Auto zu werfen: Damit locken Sie Wildtiere an den Strassenrand. So gross die Versuchung auch sein mag, den herzigen Jungfuchs zu füttern: Man tut ihm damit keinen Gefallen. «Er verliert die Scheu vor Mensch und Maschine und bringt sich zusätzlich in Gefahr.» Und endet vielleicht wie das Fuchsweibchen in Witikon.

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