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60 431 Kinder und Jugendliche leben in der Stadt. Bild: PD

Zürich, die Stadt der Kinder

Von: Jan Strobel

15. Oktober 2013

Zürich wird nicht nur immer grösser, sondern auch immer jünger. Das stellt die Stadt vor einige Herausforderungen, sagt ein Soziologe.

Noch zu Beginn der 90er Jahre schien es so, als ob der Stadt die Bevölkerung abhandenkäme. Zürich war eine «shrinking city», eine schrumpfende Stadt. Das Wort «Bevölkerungsschwund» hing wie eine dunkle Wolke permanent über den Köpfen der Stadtplaner und Soziologen, die selbst in der neuen S-Bahn 1991 noch eine Bedrohung sahen, weil sie den Einwohnerschwund, so der Befund, zusätzlich verstärken werde.

Heute sind das zumindest in Zürich Nachrichten aus einer tristen Vergangenheit. Seit 2000 wächst die Bevölkerung wieder stetig. Bemerkenswert ist dabei ein Trend: Die Stadt wird immer jünger. Während sich andere Gemeinden bereits für die Überalterung rüsten, ist Zürich «wieder eine Stadt der Kinder», wie es bei der Stadtentwicklung heisst.

Der Nachwuchs, der in der Stadt geboren wird, bleibt zu einem grossen Teil auch in der Stadt. Gemäss dem ersten Quartalsbericht 2013 von Statistik Stadt Zürich lebten 60 431 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 0 und 19 Jahren in Zürich. Verliessen noch vor 25 Jahren Familien scharenweise die Stadt Richtung Agglomeration, ist es heute wieder attraktiv, sich in städtischen Wohnquartieren niederzulassen. Der Wanderungsverlust hat im Vergleich zum ersten Quartal 2012 um 20 Prozent abgenommen. Bis 2025 soll gemäss einem Szenario der Anteil der 15- bis 19-jährigen Zürcher um stolze 42 Prozent ansteigen. Wird die Limmatstadt zum Jungbrunnen Mitteleuropas?

Für Jörg Rössel, Professor am Soziologischen Institut der Uni Zürich, kann von einem Ausnahmefall eigentlich keine Rede sein. Er sieht in der Entwicklung vielmehr einen allgemeinen Trend in europäischen Städten. «Einen starken Einfluss auf die Verjüngung der Städte hat sicherlich die Veränderung der Familienstrukturen», meint Rössel. «Eine Familie, in der beide Eltern arbeiten, braucht die nötige Infrastruktur für die Kinderbetreuung, die auf dem Land so nicht immer zur Verfügung steht.» In der Stadt könnten Eltern Arbeit mit Familie einfacher verbinden. Zudem enspreche die Stadt auch ihrem Mobilitätsverhalten mit möglichst kurzen und kostengünstigen Wegen mit wenig Individualverkehr. Für die Stadt der Zukunft sei es deshalb unabdingbar, Krippenangebote auszubauen oder Schulen laufend zu erweitern.

Und noch eine Herausforderung sieht Rössel auf die verjüngten Städte wie Zürich zukommen: «Die Spannungen zwischen den Generationen könnten durchaus zunehmen, besonders wenn es ums Thema Nachtleben geht. Der Ruf nach mehr Kontrolle und Restriktion könnte in Zukunft lauter werden. Das wäre die andere Seite der Medaille.»

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