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Seit Mitte April ist ein elektrobetriebener LKW für die Sammlung des Kehrichts auf Zürichs Strassen unterwegs. Mit dem neuen Fahrzeug will ERZ die Geräuschemissionen senken, aber auch ein Zeichen für klimaschonende Technologien setzen. Bild: ERZ Entsorgung + Recycling Zürich

Zürich setzt auf Stromer

Von: Sacha Beuth

11. August 2020

ELEKTROFAHRZEUGE Das Bulletin «Zürcher Umweltpraxis» stellt Projekte und Themen zum kantonalen Klima- und Umweltschutz vor. Teil 5: Alternative Antriebe. 

Was ist in Sachen Ökobilanz vorteilhafter: Ein Fahrzeug mit herkömmlichem Verbrennungsmotor oder eines mit Elektromotor? Die Frage erregt nicht nur die Gemüter, sondern sorgt auch für Kopfzerbrechen in den städtischen und kantonalen Verwaltungen Zürichs. «Wie sollen Entscheidungsträger die richtige Wahl für die Beschaffung neuer Dienst- und Nutzfahrzeuge fällen, wenn praktisch im Wochentakt Studien zu diesem Thema erscheinen, die je nach Gewichtung mal die eine und mal die andere Kategorie als Sieger erscheinen lassen?», fragt rhetorisch Rainer Zah (51), Leiter Geschäftsbereich Umwelt beim Umwelt- und Gesundheitsschutz Zürich. Also beschlossen Stadt und Kanton, eine eigene Studie zu lancieren, die auf die Bedürfnisse von Stadt und Kanton ausgerichtet ist und bezüglich Ökobilanz auch einen Vergleich unterschiedlicher Verkehrsmittel, Fahrzeugtypen und Antriebsformen ermöglicht. Dabei wurden auch Parameter wie etwa Herstellung und Unterhalt von Strassen miteinbezogen, die bei anderen Studien fehlten. Erste Erkenntnisse wurden im Bulletin «Zürcher Umweltpraxis» vom Juli 2020 publiziert.

E-Mobile liegen knapp vorn

Das erste Fazit birgt zwar keine Überraschung, ist aber trotzdem interessant. Von allen Fahrzeugen ist man mit dem herkömmlichen Velo am ökologischsten unterwegs. Es folgen Tram und Zug, danach die Fahrzeuge mit Elektromotor. Am hinteren Ende der Skala landeten, vor allem wegen der schlechten Energieeffizienz, die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. «Letztere erreichen nur einen Wirkungsgrad von etwa 20 bis 25 Prozent, während Elektromotoren bis zu 90 Prozent erreichen», erklärt Zah. Schaut man sich nur die Treibhausgas-Emissionen an, ist der Fall ebenfalls klar. Über die gesamte Herstellungs- und Lebensdauer liessen sich diese Emissionen halbieren, wenn der gesamte Fahrzeugpark von Kanton und Stadt auf Elektrofahrzeuge umgestellt würde. Trotzdem ist die Gesamtökobilanz der Elektrofahrzeuge im Schnitt über alle Typen nur minimal besser als die von Fahrzeugen, deren Motoren fossile Brennstoffe benötigen. Der Hauptgrund liegt in der aufwändigen und energieverzehrenden Herstellung der E-Fahrzeug-Batterien. Und auch deren Entsorgung lässt noch zu wünschen übrig, weil das darin enthaltene Leichtmetall Lithium meist nicht oder nur ungenügend recycelt wird. Hinzukommt die höhere Feinstaubbelastung, da die Standardkomponenten für die Batterien in der Regel aus China stammen, wo vorab mit Kohleenergie gearbeitet wird.

Trotzdem sieht man in Stadt und Kanton Zürich die Zukunft in der E-Mobilität. «Einerseits haben wir den politischen Auftrag der Bevölkerung, bei den Treibhausgasen Netto-Null zu erreichen. Andererseits werden in der mittel- bis langfristigen Entwicklung die Vorteile der Elektrofahrzeuge immer grösser. Darum versucht die Stadt schon jetzt, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor nach deren Lebensende durch solche mit Elektromotor zu ersetzen. Bei normalen PWs klappt das schon ganz gut. Bei Lieferwagen, LKWs und Spezialfahrzeugen ist es etwas schwieriger, weil wir dort auf das angewiesen sind, was die spezifischen Hersteller zur Verfügung haben. Aber wir sind auf gutem Weg.» Als Beispiel erwähnt Zah einen elektrobetriebenen ERZ-Lastwagen für die Kehrichtsammlung, der seit Mitte April im Testbetrieb unterwegs ist und nicht nur das Klima schont, sondern zudem auch noch leiser ist als seine dieselbetriebenen Pendants.

Weitere Infos: www.infras.ch-> Projekte -> Umweltauswirkungen von Fahrzeugen im urbanen Kontext.

 

Was ist Ihre Meinung zum Thema: echo@tagblattzuerich.ch

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