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Die Ebrietas Bar im Niederdorf wartet weiter auf die Wiedereröffnung. (Bild: SAG)

Zumindest ein Lichtblick

Von: Christian Saggese

02. März 2021

Es bleibt ungewiss, wie sich das Zürcher Ausgangsleben entwickeln wird. Dank der finanziellen Unterstützung durch den Nachtkulturfonds können aber Existenzen gesichert werden, zeigen zwei Beispiele. 

Als vor einem Jahr die ersten Corona-Fälle in der Schweiz auftraten, war es die Kultur, die von Beginn weg bluten musste. Konzerte wurden verboten, ebenso wurden Partys und weitere gesellschaftliche Anlässe im Ausgangsleben untersagt. Die Bars durften in den warmen Sommermonaten zwar nochmals einige Biere servieren, aber unter Bedingungen, die ein wirtschaftlich rentables Business kaum bis überhaupt nicht ermöglichten.

Seit Beginn setzt sich die Bar & Club Kommission Zürich als Interessengemeinschaft für das Nachtleben ein. So wurde Ende 2020 unter anderem das Fundraising «Für e gueti Nacht – Ausgeben statt Ausgehen» gestartet, dessen Spenden dem Nachtkulturfonds zugutekommen. Und mit diesem werden wiederum die Zürcher Kulturschaffenden unterstützt. Kürzlich konnte eine Soforthilfe von insgesamt 70 000 Franken für 14 Anträge ausgezahlt werden.

Zwei Kulturschaffende, die davon profitieren durften, erzählen, wie ihnen dieser Zustupf hilft, positiv nach vorne zu schauen.

Massiver Einbruch

In Zeiten ohne Corona trafen sich an guten Tagen rund 120 Rock- und Metal-Fans in und etwa 50 vor der Ebrietas Bar im Niederdorf. Durchschnittlich vier Konzerte gingen wöchentlich über die Bühne. «Es lief hervorragend für uns», erinnert sich Inhaber Philipp Kessler an diese heute unwirklich erscheinende Zeit.

Dann aber wurden die Konzerte untersagt. «Auf einen Schlag verloren wir 40 Prozent der Einnahmen, die wir dabei jeweils an der Bar generierten.» Schliesslich kam der Lockdown. Und die kurze Wiedereröffnung im Sommer: «Mit den umgesetzten Schutzbestimmungen hatten plötzlich nur noch 16 Personen in und nochmals etwa 16 Personen ausserhalb der Bar Platz. Rentabel arbeiten geht anders», so Kessler. Zudem hatten sie ihre stärksten Umsatzzahlen jeweils zwischen 23 und 3 Uhr erreicht. Bei Schliessungszeiten von anfangs 22 Uhr, dann sogar 19 Uhr: keine Chance.

Die Wochen darauf stiegen die Fallzahlen, die Bars wurden wieder geschlossen. Bis heute. Von einem Mieterlass konnte die Ebrietas Bar nicht profitieren. Die Rechnungen stapelten sich. Die gelagerten Produkte überschritten das Haltbarkeitsdatum. Die Barcrew sass auf mehreren tausend Franken Ware, die sich nicht verkaufen liessen.

Auf die Härtefall-Zahlungen warten die Barbetreiber immer noch, so Kessler. Doch zumindest folgte kürzlich ein Lichtblick: Der finanzielle Zustupf durch den Nachtkulturfonds. «Dank diesem können wir nun die gröbsten Schulden bezahlen. Für diese unerwartete Unterstützung sind wir unendlich dankbar!»

Es ist aber nur ein Tropfen auf dem heissen Stein: «Es fehlt schlicht an Planungssicherheit. Selbst wenn ein Datum für die Wiedereröffnung feststeht, haben wir keine Ahnung, unter welchen Bedingungen wir die Gäste bedienen dürfen. Und es ist auch kein Vergnügen, dass unser Personal ständig Polizist spielen muss, um sicherzustellen, dass rund um das Lokal gegen keine Regel verstossen wird. Regelverstösse, für welche wir letztlich auch noch zahlen müssen, weil hierbei ja nicht das Verursacherprinzip angewendet wird.»

«Helden in der Not!»

Dualism ist ein Duo aus Zürich, das sich vielseitig in der hiesigen Kulturszene als selbstständige DJs, Produzenten, Eventorganisatoren und mehr engagiert.

Sprich: Als Bars, Clubs und weitere Eventhallen die Türen schliessen mussten, sank ihr Arbeitsvolumen praktisch auf null. «Wir haben dann damit begonnen, unser Business mit Online-Lösungen weiterzuentwickeln, doch damit lässt sich auf die Schnelle auch nicht genug Geld verdienen, um langfristig über die Runden zu kommen.» Kleine staatliche Unterstützungen, wie der Corona-Erwerbsersatz, federten die brenzlige Situation zwar etwas ab. «Doch als Selbständigerwerbende haben wir ja keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld.»

Nun wurde dem Paar dank der Auszahlung vom Nachtkulturfonds zumindest ein wenig die Last von der Schulter genommen: «Ein grosses Danke geht an die Bar- und Club Kommission, unsere Heldinnen und Helden in der Not!» Und doch bleibt ungewiss, wie es in Zukunft weitergeht. Das Duo versteht es aber, sich auch in schwierigen Zeiten zu motivieren: «Wir werden sicher weiter unser Online-Geschäft ausbauen. Und zum Glück steht die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern einigermassen stabil da. Wir sind zudem überzeugt, dass die Kulturszene weiterhin so gut zusammenhalten wird. Viele von uns werden sich neu erfinden müssen, doch Kultur wird in Zürich immer präsent sein.»

Weitere Gesuche für den Nachtkulturfonds können voraussichtlich Ende März eingereicht werden.


Weitere Informationen:
Wer den Nachtkulturfonds unterstützen will, macht dies am einfachsten via

www.ausgebenstattausgehen.ch

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