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Porträt

Bei jedem Applaus stehen ihm die Haare zu Berge

Von: Ginger Hebel

28. Februar 2017

Zum 10-Jahr-Jubiläum der Show kehrt «Ewigi Liebi» ab Donnerstag auf die Bühne der Maag-Halle zurück. Der Zürcher Comedian Helmi Sigg hält mit 815 Auftritten den Rekord.

815-mal verwandelte sich Helmi Sigg in die Murmelimutter Martha – und schwitzte in seinem pelzigen Gewand. «Das Scheinwerferlicht verstärkt alles. Ich verliere auf der Bühne manchmal zwei Liter Wasser, aber man gewöhnt sich daran.» Ab morgen steht der 64-Jährige wieder als Murmeltier auf der Bühne. Nach fünf Jahren Pause kehrt «Ewigi Liebi» – das Mundart-Erfolgsmusical von Autor Roman Riklin und Regisseur Dominik Flaschka – in die Maag-Halle zurück.

Helmi Sigg ist seit der Uraufführung mit dabei. Er spielte unermüdlich, selbst ein gebrochener Fuss, ein Beckenbruch und eine Lungenentzündung konnten ihn nicht davon abhalten. «Man geht mit dem Kopf unter dem Arm auf die Bühne, wenn es sein muss. Das habe ich so gelernt.» Verleidet ist ihm die Rolle all die Jahre nie. «Es hat mir immer Spass gemacht. Jedes Mal sind mir beim Applaus die Haare zu Berge gestanden.» Der Text hat sich in sein Gedächtnis eingebrannt, und die Ewige Liebe geht ihm buchstäblich unter die Haut. Das Musical-Logo hat er sich auf seinen linken Oberarm tätowieren lassen. «Bei jedem Auftritt gibt es so viel Energie im Raum, aber man kann dieses Gefühl nicht mit nach Hause nehmen. Das Tattoo erinnert mich daran», sagt Helmi Sigg.

Obwohl er sich als Komiker längst bewiesen hat: Magenflattern vor dem Auftritt hat er noch immer. «Ich bin aber gelassener als früher, weil ich weiss, dass ich es kann.» Helmi Sigg, geboren in den Fünfzigerjahren als Sohn eines Schreiners und einer Schneiderin, ist gelernter Schriftenmaler. Beim Schweizer Fernsehen arbeitete er als Kabelträger und Kulissenschieber. Die alten Zeiten, sie sind ihm noch sehr präsent. «Ruedi Walter und Margrit Rainer standen auf der Bühne, und ich dachte, das ist toll, was die da machen, das reizt mich auch.» Ehrgeizig wie er war, arbeitete er sich bis zum Regieassistenten hoch.

Privat kein Witzbold

In den 90er-Jahren wurde er als Mitglied der Zürcher Comedy-Truppe Trio Eden mit Guy Landolt und Midi Gottet bekannt. Später wurden die drei als Murmeltierfamilie bei «Ewigi Liebi» engagiert. Und weil das Musical mit Mundart-Hits wie «Alperose» und «Schwan» erfolgreicher wurde als erwartet, wurden sie schweizweit bekannt. «Damit hatte niemand gerechnet, wir waren ja früher alle No-Names», resümiert Helmi Sigg.

Er liebt «Ewigi Liebi» dafür, dass es ein bodenständiges Musical ist. «Es geht um Liebe, Verrat, Missverständnisse. Die Leute können sich mit der Geschichte identifizieren.» Wenn er in die Murmeli-Rolle schlüpft, lachen die Leute, doch privat sei er alles andere als ein Witzbold, er schaue auch selten Comedy-Serien. Der bekennende Alt-Hippie interessiert sich mehr für Abenteuer und blickt in die Abgründe des Lebens. Schon in jungen Jahren dachte er oft über den Tod nach. «Ich hatte schon immer dieses Düstere in mir drin.» Aussenstehende spüren davon nichts, Helmi Sigg beherrscht die «pretending happiness», wie er sie nennt. «Der wahre Helmi ist ein Grübler.» Einer, der zugibt, dass das Älterwerden nicht spurlos an ihm vorbeigeht. «Je älter man wird, desto schneller rast die Zeit.» Im Kopf fühle er sich wie ein 18-Jähriger, doch der Körper verhalte sich adäquat zum Alter.

Er hält sich mit Schritten fit. 10 000 macht er pro Tag. Und er schwimmt gerne. Als Kind planschte er im Wasser, bis er blaue Lippen hatte. «Ich bin ein Seebueb. Ich brauche den See um mich herum.» Gerne wird Helmi Sigg als Tausendsassa bezeichnet. «Das stimmt schon, ich mache viele Dinge. Aber auch, weil ich muss. Das ist der Preis für meine Selbstständigkeit.»

Er ist Komiker, freier Journalist, Buchautor und Fleischproduzent. Letzteres kam so: Als er mit seiner Frau Barbara, einer Fotografin, seinen 60. Geburtstag in New York feierte, sprachen sie über die Zukunft. Er ass eines dieser Pastrami-Sandwichs, die er so gerne mag, und seine Frau meinte, «das wär doch was, mach doch selber Pastrami und nenn es Pastrelmi.» Und weil seine Frau immer recht habe mit dem, was sie sage, entwickelte er mit einem Metzger seine eigene Fleischspezialität und beliefert mittlerweile Gastronomen.

«Ewigi Liebi – das Musical» 2. März bis 14. Mai, Maag-Halle.

www.ewigiliebi.ch

 

Tickets zu gewinnen

Das «Tagblatt der Stadt Zürich» verlost 2×2 Tickets für das Musical «Ewigi Liebi» in der Maag-Halle. Die Gewinner dürfen das Datum wählen (Spieldaten bis 14. Mai). Senden Sie uns ein E-Mail mit Name, Adresse und Telefonnummer sowie dem Stichwort «Ewigi Liebi an:

gewinn@tagblattzuerich.ch

 

 

 

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