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Porträt

Albi Matter folgt bei seiner Arbeit einem Motto: «Give the people what they want» – «Gib den Leuten, was sie wollen». Bild: Jan Strobel

Der unermüdliche Macher mit dem «Country-Feeling»

Von: Jan Strobel

14. Januar 2020

Vom 7. Februar bis 22. März steigt im Schützenhaus Albisgütli wieder das Internationale Country Music Festival. Der hochkarätig besetzte Anlass ist weltweit der längste seiner Art. Dahinter steht der umtriebige Zürcher Albi Matter, der bereits in den 1970er Jahren Zürichs Nachtleben mitprägte.

«Es gibt Raucher, und es gibt Geniesser», sagt Albi Matter, während er routiniert seine Zigarre anschneidet. Später wird sich ein holziger, fruchtiger, etwas nussiger Duft im Fumoir des Restaurants Muggenbühl entfalten. «Das ist eine Avo-Zigarre», sagt Albi Matter, während der Rauch sein Gesicht umschmeichelt, «eine Marke aus der Dominikanischen Republik».

So eine Zigarre bekommt, gerade in der heutigen Zeit, fast wieder etwas Rebellisches, etwas Unkonventionelles, sie umweht gleichsam der Nimbus des Unangepassten und des Freigeistigen. Zu einem wie Albi Matter passt das natürlich perfekt. Und könnte einer jetzt eine Musikauswahl zu dieser Raucher-Szene treffen, dann müsste sie auf ein Country-Stück fallen, vielleicht auf eines von Lorrie Morgan, der Country-Ikone aus Nashville, oder dann auf etwas Heimisches, zum Beispiel vom Schweizer Jeff Turner.

Mehr als Musik
Gerade mit Turner verbindet Albi Matter die Wurzeln dessen, was ihn zum Vater des Schweizer Country-Mekkas werden liess. Im Juli 1986 organisierte Matter im Schützenhaus Albisgütli ein erstes Country-Festival, damals noch unter dem Namen «Go Western». Auch Albisgütli-Direktor George Tännler war mit im Boot. Das Programm enthielt einen Reigen zwischen Bluegrass und deftigem Rock’n’Roll. Auf der Bühne standen neben Jeff Turner etwa auch Doris Ackermann, die als «Massstab des Schweizer Coun­try-Gesangs» galt, oder die legendäre Formation Sunday Skifflers. Dazu gab es «Western food and fancy drinks», Rodeo und – authentisch amerikanisch – 1000 Gratis-Parkplätze. Die Präsidialabteilung der Stadt Zürich übernahm dafür das Patronat.

Ein Country-Festival dieser Grösse, das war in der Schweiz ein Novum. Dieses Musikgenre aus den USA lief in jenen Jahren hierzulande «noch auf einem Nebengleis», wie Albi Matter sagt. Plötzlich pilgerten alte Präriehasen und junge Asphalt-Cowboys hinauf ins Schützenhaus.

Mit den Jahren entwickelte sich der Anlass, das längste Country-Festival der Welt, nicht nur zum Sprungbrett für Schweizer Bands, sondern begann auch international an Ausstrahlung zu gewinnen. Wer in Nashville, Tennessee, «Albisgütli» sagte, der konnte in den Music Clubs durchaus mit einer anerkennenden Reaktion rechnen. Für jeweils sieben Wochen machte Albi Matter fortan Zürich zum europäischen Country-Treffpunkt schlechthin – und das ist bis heute so geblieben.

Für Albi Matter ist Country ein regelrechtes Feeling. «Diese Musik», meint er, «ist unkompliziert, sie kommt ohne Allüren aus, es schwingt in ihr eine Natürlichkeit, manchmal auch eine romantische Rauheit mit. Und genauso ist auch das Publikum am Country Music Festival. Mein Motto war von Anfang an: Give the people what they want – Gib den Leuten, was sie wollen.» Aus Albi Matter spricht die Leidenschaft, und fast sieht man sie jetzt vor sich, die Hillbillys mit ihren Mandolinen oder die Arbeiter auf den texanischen Ölfeldern in den Honky-Tonk-Kneipen.   

Aber so nostalgisch-verklärt geht es in der Szene natürlich längst nicht zu. Country erlebt seit einiger Zeit ein regelrechtes Revival, besonders auch bei einem jungen Publikum. Dazu beigetragen haben vor allem auch Country-Popstars wie Carrie Underwood und Taylor Swift, Filme wie «Walk the Line» mit Joaquin Phoenix als Johnny Cash und TV-Serien wie «Nashville» oder «Dolly Parton’s Herzensgeschichten».

Raffinierter PR-Mann
Auch Albi Matter ist es gelungen, fürs diesjährige Country Music Festival eine Top-Grösse aus dem Filmgeschäft fürs Albisgütli zu verpflichten. Schauspieler Kiefer Sutherland («24», «Stand by Me») ist auch Country-Sänger und landete mit dem Album «Down In A Hole» einen viel beachteten Erfolg. Dass der Hollywood-Star jetzt am Country Music Festival auftritt, ist auch der Hartnäckigkeit von Gastgeber Albi Matter zu verdanken. «Vier Monate lang habe ich daran gearbeitet, Kiefer Sutherland und seine Band nach Zürich zu holen.»

Weitere Country-Perlen sind die US-Band Two Tons of Steel mit ihrer Mischung aus Americana und Texas Country oder die US-Sängerin Stacie Collins. Selbstredend darf auch Toni Vescoli, das Aushängeschild der Schweizer Beat- und Folkrock-Bewegung, im Albisgütli nicht fehlen. Und auch die Newcomer spielen wieder auf. Der Zürcher Senkrechtstarter Tobey Lucas wird Musikerin Anna Känzig als Special Guest auf die Festival-Bühne bitten. Die beiden wurden bereits als das neue «Traumpaar» der Schweizer Musikszene gefeiert.

Albi Matters Gespür für neue Impulse, kombiniert mit seiner unstillbaren Verve, Projekte oder Visionen auf die Beine zu stellen, es hat ihn als Taktgeber schon seit den Tagen begleitet, als 1968 Jimi Hendrix im Hallenstadion sein «Monsterkonzert» gab. «Der Veranstalter, Hans-Ruedi Jaggi, war mein Türöffner in diese Welt», erzählt Matter. «Jaggi hatte ich damals in seinem Lokal Blow Up im Niederdorf kennengelernt. Der Schuppen war der Treffpunkt schlechthin. Später war ich auch Stammgast im Revolution an der Zwinglistrasse im Kreis 4.» An den Tresen wurden die Ingredienzen gemixt, die Zürich später zum kreativen Spielfeld für diese Macher werden liess.

Albi Matter arbeitete damals als Buchdrucker und Taxifahrer und schärfte nebenbei sein Talent als raffinierter PR-Mann, das ihn später zum Verkaufsleiter für die Deutschschweiz bei Ex Libris machte. «Ich habe mich unermüdlich hochgeschafft, ich habe richtig gekrampft», sagt er.

Daneben blieb er im Zürcher Nachtleben aktiv. Ende der 1970er-Jahre gründete Albi Matter in Zürich-Altstetten den Klub «Big Apple», der sich zum regelrechten Hotspot entwickelte. Superstars wie Freddie Mercury (Albi Matter: «Ein stiller Typ») oder Bob Marley liessen sich an der Baslerstrasse 80 nach ihren Konzerten blicken. «Getränke mussten damals aber noch selber mitgebracht werden», schmunzelt Albi Matter. Als 1980 Roger Schawinski um die Zukunft seines «Radio 24» kämpfte, konnten seine Unterstützer frisch gedruckte Unterschriftenbögen im Big Apple beziehen. 1981 verkaufte Matter seinen Klub, der sich in den Folgejahren zur Institution der Zürcher Gothic- und New-Wave-Szene entwickelte.

«Für mich war zu diesem Zeitpunkt klar, dass ich in der Musikbranche meine Berufung finden würde», so Albi Matter. Was er dazu brauchte, war eine eigene Agentur, so, wie es sein Bekannter Freddy Burger bereits 1969 vorgemacht hatte.

1985 gründete Matter seine Show and Music AG als Einmann-Betrieb. Management, Booking, Sponsoring; bis heute übernimmt das Albi Matter alles selbst. Mit seiner Agentur vermittelt er Country-, Blues- oder Dixie-Musiker, dazu Entertainer oder Artisten. Albi Matters Steckenpferd ist neben dem Internationalen Country Music Festival unter anderem auch die Country Music Cruise, auf der Country-Fans durchs Mittelmeer kreuzen (siehe unten).

Die geladenen Stars und Musiker holt Albi Matter übrigens seit jeher selber mit dem Auto am Flughafen Zürich ab. Da folgt er wieder ganz dem Country-Feeling: natürlich und ohne Allüren.


Weitere Informationen:
36. Internationales Country Music Festival, Schützenhaus Albisgütli
Fr, 7.2., bis So, 22.3.
Das ausführliche Programm unter:

www.albisguetli.ch/country-music-festival

Country auf hoher See vom 17. bis 24. April 2020: Kreuzfahrt für zwei Personen zu gewinnen!

Neben dem Internationalen Country Music Festival ist Albi Matter auch für das musikalische Programm der Country Music Cruise zuständig, die er zusammen mit seinem Freund Charley Fritzsche und Marco Strub von Hotelplan organisiert. Vom 17. bis 24. April fährt die Ocean Majesty, mit Genua als Ein- und Ausstiegshafen, eine interessante Route durchs Mittelmeer. «Dank der Grösse des eher familiären Schiffs können wir auch einige Häfen anlaufen, die nicht so typisch sind, wie etwa Bonifacio oder Amalfi, aber auch Monte Carlo», erzählt Marco Strub. Natürlich seien auch Malta und Rom ein Highlight.

Musikalisch bieten die neun Bands aus dem In- und Ausland mit gegen 40 Musikern ein breites Spektrum an fantastischem und mitreissendem Country. Zum grossen Unterhaltungs- und Animationsprogramm der Reise gehören auch Line-Dance-Kurse mit den beiden Profis Sigi Strahm und Mike Suter. Die Zürcherin Andrea Benz («Tagblatt» vom 8.10.19) wird die Auftritte der Cowboys gemeinsam mit ihrer Freundin Jessica Wetzel aus Richterswil musikalisch bereichern: Klassischer Country mit zwei Gitarren und zwei Stimmen. Freuen darf man sich, neben vielen anderen virtuosen Musikern, auch auf Toni­ Vescoli, das Aushängeschild der Schweizer Beat- und Folkrock-Bewegung.

Gemäss Marco Strub hat es noch einige wenige Kabinen frei. Und wer detaillierte Infos möchte, kann jeweils den Stand von Hotelplan an der Fespo in Zürich (30.1.–2.2.) oder am Country Festival (7.2.–22.3.) besuchen. LEH

Das «Tagblatt» verlost 1 Doppelkabine (aussen/mit Fenster) für 2 Personen (Vollpension) vom 17. bis 24. April 2020, ab/bis Genua (Bus-Anreise auf eigene Kosten). Schreiben Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon, E-Mail und dem Betreff Kreuzfahrt an:
gewinn@tagblattzuerich.ch

Weitere Informationen:
www.countrymusiccruise.ch

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