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Porträt

Ist seit 25 Jahren für Weltklasse Zürich tätig: Yvonne Haus. Bild: SB

Die gute Fee der Starathleten

Von: Sacha Beuth

15. August 2017

WELTKLASSE ZÜRICH Am Leichtathletik-Meeting kümmern sich Yvonne Haus (52) und ihr Team um Unterkunft, Verpflegung und gelegentlich auch um Extrawünsche der Sportstars – was vom Organisieren von Notfall­terminen beim Zahnarzt bis zur Begleitung ins Kino zum Horrorfilmgucken reicht.

Wer die Idee zum Kinobesuch hatte, daran kann sich Yvonne Haus nicht mehr erinnern. Auch nicht mehr, wann sich die Anekdote ereignete: «Es wird wohl Mitte der 90er-Jahre gewesen sein.» Was sie aber noch weiss, ist, was sie zusammen mit Linford Christie und Colin Jackson anschaute: «‹The Crow› – einen Horrorfilm». Der Olympiasieger von 1992 über 100 m und der zweifache Weltmeister über 110 m Hürden aus Grossbritannien waren früh ans «Weltklasse»-Meeting in Zürich angereist. «Sie suchten unser Büro auf und sagten, dass ihnen langweilig sei. Dem versuchten wir natürlich Abhilfe zu schaffen. Die zwei haben den Sondereffort sehr geschätzt. Es wurde ein amüsanter Abend, und es entstand eine Freundschaft, die darin mündete, dass sie mich nach Florida in ihr Feriendomizil einluden und wir in den Themenparks Achterbahn fuhren, bis uns übel wurde.»

Derartige Erlebnisse bzw. Aufgaben bilden allerdings die Ausnahme in Yvonne Haus’ Arbeit für «Weltklasse Zürich». Als OK-Mitglied ist sie mit ihrem sechsköpfigen Team verantwortlich für Unterkunft und Verpflegung. Nicht nur für die Athleten, sondern auch für die zahlreichen Techniker, Betreuer oder Journalisten. «Pro Meeting sind es rund 500 bis 550 Gäste, die wir betreuen. Die Herausforderung besteht darin, dass wir im Vorfeld oft nicht wissen, wer an welchem Tag anreist. Daher sind die enge Zusammenarbeit und die mehrmals tägliche Abstimmung des Zimmerkontingents mit dem Hotel Crowne Plaza die Basis zum Erfolg.» Das Check-in nehmen Haus’ Mitarbeiter selber an den ersten zwei Schaltern der Réception über das hoteleigene Reservationssystem vor. «Der Grund dafür ist in erster Linie, dass wir die Bedürfnisse der Athleten kennen und wissen, wer ein Einzelzimmer bekommt und wer sich zu zweit ein Zimmer teilt.» Wie an anderen Leichtathletik-Meetings ist es auch in Zürich nicht möglich, alle Gäste in einem Einzelzimmer unterzubringen, daher erhalten lediglich diejenigen ein Einzelzimmer, die an Olympia, WM oder EM brilliert haben. «Alle anderen teilen sich ein Zweierzimmer, wobei wir wenn immer möglich Wünsche berücksichtigen – und selbstverständlich schauen, dass die Geschlechter getrennt sind», fügt die 52-jährige Kauffrau mit einem Lächeln hinzu.

18 h pro Tag im Einsatz

Yvonne Haus, die bei Pro Juventute arbeitet, beginnt mit ihrem Einsatz zwei Wochen vor dem Event. Das Team stösst am Sonntag vor «Weltklasse» hinzu, und von da an stehen alle im Dauereinsatz. Denn einerseits geht es darum, rund 500 Couverts für die Gäste vorzubereiten, die Akkreditierung, Essensbons und für die Athleten unter ihnen zusätzlich eine Welcome-Broschüre mit den wichtigsten Infos zu Trainingsmöglichkeiten und Abreisedetails wie Transfers zum Flughafen enthalten. Anderseits müssen Parkplätze für Handwerker und Techniker reserviert, das Medical Center im Hotel aufgebaut, die Kenntnisse im Reservationssystem aufgefrischt, Kühlschränke und Kaffeemaschinen fürs Athletenbüffet entgegengenommen und die Zusammenarbeit mit dem Hotel- und Sicherheitspersonal koordiniert werden. «Man ist den ganzen Tag auf den Beinen. 17-, 18-Stunden-Tage sind dann normal.» Trotzdem macht ihr die Aufgabe grossen Spass. «Der Job ist enorm vielseitig, man arbeitet in einem internationalen Umfeld und muss vernetzt denken. Ausserdem habe ich als ehemalige Mittel- und Langstreckenläuferin des LCZ ein Faible für die Leichtathletik und will, dass es den Sportlern an nichts fehlt.»

Die seien im Übrigen sehr pflegeleicht. «Starallüren habe ich in den 25 Jahren, in denen ich für ‹Weltklasse› tätig bin, noch nie erlebt, nicht einmal bei Sprintassen wie Usain Bolt.» Die einzigen Extrawünsche, die Haus einfallen, sind grosse Mengen Eis. «Die Athleten lieben es, nach dem Training im Eis zu baden. Dann schleppt man ihnen auch mal einen ganzen Sack Eis zum Zimmer.» Oder hilft in der Not. Etwa, als vor ein paar Jahren die kroatische Hochspringern Blanka Vasic Zahnschmerzen plagten. «Zum Glück habe ich eine Schwester, die in einer Zahnarztpraxis arbeitet, und konnte dank ihr kurzfristig einen Termin für Blanka organisieren.» Als gute Fee der Athleten macht Yvonne Haus auch das Unmögliche möglich.

"Weltklasse"-Programm und Ticketverlosung

Am Mittwoch, 23. 8., findet im Hauptbahnhof mit dem Stabhochsprung der Frauen (18.30 h) der erste Wettbewerb von «Weltklasse Zürich 2017» statt. Das traditionelle Meeting im Letzigrund folgt am Donnerstag, 24. 8, ab 17.54 Uhr. In 16 Disziplinen wird der Final der IAAF Diamond League ausgetragen. Ein spezieller Höhepunkt wird der Auftritt von Mo Farah über 5000 m sein. Der Brite bestreitet sein letztes Rennen auf der Bahn. Grosse Aufmerksamkeit dürfen auch die Schweizer Athleten, darunter Lea Sprunger, Kariem Hussein (beide 400 m Hürden) sowie die 4-×-100-m-Frauenstaffel, erwarten. Stargast der Schlussfeier ist Amy MacDonald. (www.weltklassezuerich.ch)

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