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Porträt

Mit 70 noch voll in Form: Franz Zablonier während eines Wettkampfs. Bild: ZVG

Die Langlauf-Legende aus den Hardau-Türmen

Von: Sacha Beuth

06. März 2018

Als einer von nur rund einem Dutzend Teilnehmern hat der Zürcher Franz Zablonier bislang jeden Engadin Skimarathon mitgemacht. Und auch am Sonntag, wenn der Langlauf-Event zum 50. Mal ausgetragen wird, wird der 70-Jährige wieder am Start stehen und seiner Passion frönen.

«Durch den Schnee laufen, die Natur erleben und dabei sein eigener Herr sein.» Franz Zablonier muss nicht lange überlegen, um zu beschreiben, was für ihn die Faszination des Langlaufsports ausmacht. Der 70-Jährige aus dem Hardau-Quartier bereitet sich gerade für einen ganz besonderen Anlass vor: den Engadin Skimarathon, der am 11. März sein 50-Jahr-Jubiläum feiert. Schon bei der ersten Austragung im Jahr 1969 war Zablonier dabei und hat seither keinen einzigen «Engadiner» ausgelassen. Ein Umstand, mit dem sich nur rund ein Dutzend Personen rühmen können.

Loipen selbst spuren

Es brauchte allerdings seine Zeit, bevor der gebürtige Davoser den Langlauf für sich entdeckte. Erst mit 19 Jahren schnallt er sich das erste Mal die langen Latten unter die Füsse. «Zuvor hatte ich Eishockey beim HC Davos gespielt, musste aber erkennen, dass mir für die NLA wohl das Talent fehlte. Dafür war ich ein guter Ausdauersportler», erinnert sich Zablonier. Also meldet er sich beim Skiclub Davos an und trifft sich fortan mit zehn Kameraden zwei- bis dreimal pro Woche zum Langlauftraining. «Damals ging alles noch sehr rudimentär zu und her. So gab es anfangs nicht einmal präparierte Bahnen. Wir mussten unsere Loipen erst selbst spuren.» Und auch die Ausrüstung sei mit der heutigen nicht zu vergleichen. «Statt atmungsaktiver Thermotextilien hat man Bauwollbekleidung getragen. Die Ski waren aus Holz, die Stöcke aus Bambus und die Schuhe aus Känguru­leder.» Die Trainingseinheiten wurden aus Rücksicht auf den Berufsalltag meist auf den Abend gelegt. «Da ich damals als Gleisarbeiter bei der Rhätischen Bahn arbeitete und öfter mal Nachtschicht hatte, war es mir auch möglich, tagsüber zu trainieren – und mich zum Illustrator fortzubilden.»

1969 wird dann zum wegweisenden Jahr für Zablonier. Einerseits zieht er nach Zürich und tritt eine Stelle als Reproduktionsfachmann an. Andererseits feiert er seine Premiere am Engadiner. «Ich war der einzige unseres Clubs, der daran teilnahm. Damals waren Volksläufe in der Schweiz neu und darum halt noch nicht so populär.» An den Anlass selbst kann sich Zablonier noch gut erinnern. «Es war ein relativ warmer Tag und der Schnee entsprechend sulzig. Den etwa 800 Teil­nehmern standen gerade mal zwei Spuren zur Verfügung und als Verpflegung wurde auf der Strecke lediglich Tee ausgeschenkt.» Zablonier kommt beim Massenstart gut weg, gerät aber wegen der Wärme schnell ins Schwitzen, wodurch die Bekleidung schwerer und schwerer wird. «Als ich dann nach rund drei Stunden im Ziel ankam, war ich ­nudelfertig, aber auch sehr euphorisch.» Rang 61 lautete das Resultat an seiner Premiere. Die Gedanken daran erzeugen beim rüstigen Pensionär noch heute ein Lächeln auf seinen Lippen. «Da gerät der Umstand, dass ich hinterher mehrere Tage an heftigen Rückenschmerzen litt, in den Hintergrund.»

Von nun an gehört der Skimarathon zum festen Bestandteil im Leben von Franz Zablonier. Er macht dabei nicht nur die Entwicklung vom klassischen Stil über Siitonen bis Skating mit, sondern er erlebt auch die unterschiedlichsten Witterungen. «Einmal gab es so starken Schneefall, dass man kaum noch die Spur vor sich sehen konnte. Und einmal war es so kalt, dass ich Erfrierungserscheinungen an den Füssen hatte, die im Lazarett behandelt werden mussten.» Dafür blieb er bislang immer vor Stürzen verschont. «Anfangs war viel Glück dabei, heute ist es die Erfahrung. Ich bin nicht mehr der Jüngste, da muss man vorsichtiger sein und den Pulk meiden.»

Das bedeutet auch, die Vorbereitung anzupassen. «Ich treibe zwar nach wie vor viel Sport, bike und gebe Spinning-Unterricht. Aber seit ich ein künstliches Hüftgelenk habe, verzichte ich auf Joggen und Bergläufe.» Das eigentliche Langlauftraining hat Zablonier ebenfalls reduziert. «12 bis 30 Einheiten sind es noch pro Saison. Doch wenn das Wetter zu garstig ist, bleibe ich lieber zu Hause und widme mich meiner zweiten Leidenschaft, dem Malen.» Mit Erfolg. So konnte er bereits einige Werke, die er in seiner Wohnung in einem der Hardau-Hochhäuser erstellt, verkaufen. «Solange ich aber beim Engadiner weiterhin fit und gesund an den Start gehen kann, den Spass am Langlaufen nicht verliere – und im Rennen den einen oder anderen Alterskollegen hinter mir lasse, werden die Ski der Staffelei vorgezogen.»

Engadin Skimarathon

Der Engadin Skimarathon, allgemein als «Engadiner» bekannt, wird am 11. März zum 50. Mal ausgetragen. 14 200 Langläuferinnen und Langläufer haben sich zum Jubiläum angemeldet. Die zweitgrösste Langlaufveranstaltung der Welt startet in Maloja und führt über 42 Kilometer bis nach S-chanf. Eine wichtige Info für alle, die unseren Lokalmatadoren anfeuern möchten: Franz Zablonier wird beim Rennen die Startnummer 4002 tragen.

www.engadin-skimarathon.ch

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