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Porträt

Produzentin Franziska Reck und Shana-Darstellerin Sunshine O'Donovan. Bild: PD

Die mit der Wölfin tanzt

Von: Irene Genhart

11. März 2014

Die Zürcher Filmproduzentin Franziska Reck (55) bringt Federica de Cescos Roman «Shana, das Wolfsmädchen» in die Schweizer Kinos.

In diesen Tagen sind sie nun in der Schweiz, die Indianerinnen Sunshine O’Donovan und Delilah Dick. Damit erfüllt sich für Franziska Reck ein lang herbeigesehnter Moment: Fünf Jahre ist es her, dass die Zürcherin, die bisher vor allem Dokumentarfilme produzierte, ihren ersten Spielfilm in Angriff nahm. Nächste Woche kommt «Shana – The Wolf’s Music» in die Kinos, am 19. März feiert man Vorpremiere. Sunshine spielt in «Shana» eine Halbwüchsige, die sich nach dem Tod ihrer Mutter neu im Leben zurechtfinden muss, Delilah ihre Lehrerin.

Dass Reck nicht einen in vertrauten Gefilden spielenden Unterhaltungsfilm produzierte, versteht sich. Ihr Portfolio zieren Titel von Filmen, die von ihrer Neugierde auf die weite Welt ebenso wie auf die eigene Kultur berichten: Gitta Gsells «Bödälä» und Peter Liechtis «Namibia Crossings», Anka Schmids Film über Schweizer Teenie-Mütter («Mit dem Bauch durch die Wand») sowie «Sira» von Sandra Gysi und Ahmed Abdel Mosen. «Shana» ist aus einem früheren Projekt hervorgegangen. Während der Arbeit an einem Porträt über Federica de Cesco hat Regisseur Nino Jacusso festgestellt, dass bisher kein einziges Buch der Bestsellerautorin verfilmt worden ist. Daraufhin gelangte er mit der Bitte an Reck, de Cescos Lieblingsroman, «Shana, das Wolfsmädchen», zu verfilmen. Franziska Reck versteht sich als Kulturvermittlerin. Ihr Herz schlägt für den Dokumentarfilm, ab und zu realisiert sie experimentelle Filme des Zürcher Künstlers Peter Volkart.
Bittet man die Mittfünfzigerin, ihre Arbeit zu erklären, meint sie kurz und bündig, als Filmproduzentin begleite man die Regie und verantworte einen Film von der ersten Idee, bis er fertig beim Zuschauer ankomme. Konkret bedeutet das, dass ein Regisseur seine Idee an Reck heranträgt und sie deren Filmtauglichkeit einschätzt. Kommt es zu einem Vertrag, geht es los: Reck konzipiert zusammen mit der Regie das Projekt. Sie besorgt die Finanzierung, schaut, dass ein Drehbuch geschrieben wird, stellt eine Equipe zusammen, organisiert den Dreh. Nach dem Schnitt sorgt sie für die Fertigstellung des Films: Farbbestimmung, Vertonung. Zuletzt kommen Lancierung und Auswertung: Premiere, Festivals, Kinostart. Drei bis fünf Jahre dauert es, bis ein Film fertig ist, nicht selten arbeitet Reck an verschiedenen Projekten parallel.

Von Afrika nach Ostsibirien
Ins Filmgeschäft eingestiegen ist sie in den 80er-Jahren, als Verleiherin. In den 90ern hat sie, nebst der Arbeit als Produzentin, die Schweizer Filmverleihförderung mitaufgebaut, auch das nach der Annahme der Massen­einwanderungsinitiative sistierte europäische Filmförderprogramm hat Reck mitinitiiert. Als «dramatisch» bezeichnet Reck die derzeitige «Ein­igelungsmentalität». Doch unterkriegen lässt sich die Umtriebige von solch politischen Bredouillen nicht. Sie besitzt seit 2000 eine eigene Produktionsfirma, hat eine 20-jährige Tochter, ihr Lebenspartner ist Ökonom und ebenfalls in der Kulturbranche tätig. Recks Büro befindet sich mitten im Kreis 4, sucht man nach dem roten Faden ihres Schaffens, bestimmt dieses die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen; bereits ihre erste Produktion – Franz Reichles «Traumzeit» – brachte sie 1989 nach Ostsibirien. Seither ist sie immer wieder unterwegs. In Afrika, Ägypten, Asien. Öfter war sie schon in Indien, so wie jüngst für «Millions Can Walk», dem neuen Film von Christoph Schaub und Kamal Musale, der gleichzeitig wie «Shana» entstand. Er handelt vom Protestmarsch 100 000 indischer Ureinwohner gegen die Landenteignung und läuft derzeit im Kino.

«Shana» brachte Reck nach Kanada. Regisseur Jacusso beharrte darauf, mit kanadischen Ureinwohnern zu drehen und die Story seines Films in deren Wirklichkeit zu verankern. Reck hat Jacusso bei seinen Recherchereisen begleitet und die Co-Produktion mit Kanada sowie den Dreh vor Ort organisiert. Die Zusammenarbeit von Kanadiern, Indianern und Schweizern verlief bisweilen zwar turbulent, war aber immer professionell. Am meisten ins Schwitzen geriet Reck, als sich der für den Dreh ausgewählte kanadische Wolf kurz vor Drehbeginn verletzte und binnen weniger Tagen ein Ersatz dastehen musste; schliesslich drehte man mit dem dafür extra aus Hollywood eingeflogenen «Twilight»-Wolf Brit.

Berührt hat Reck die Offenheit, mit welcher das Volk der Scw’exmx auf das Ansinnen der Schweizer eintrat, und die Solidarität, die sie während des Drehs erfuhr. Im November ist sie mit dem Regisseur und dem fertigen Film nach Kanada geflogen und hat ihn den Darstellern gezeigt. Sie waren begeistert und bezeichneten «Shana» als «Vermächtnis an die eigene Kultur». Zum Filmstart sind Sunshine O’Donovan und Delilah Dick nun in die Schweiz gereist, und damit erreicht für Reck ein aufregendes Abenteuer seinen krönenden Abschluss. Der nächste Film wird die Produzentin zusammen mit Regisseurin Anka Schmid auf den Spuren von vier Raubtierdompteusen von Norddeutschland über Russland bis nach Ägypten führen.  

Zum Kinostart finden verschiedene Veranstaltungen statt:

So, 16. März, NONAM Zürich: 11-14h Führung in Anwesenheit der Hauptdarstellerinnen.

Mi. 19. März, Buchhandlung Lüthy,  Sihlcity 16.30-17.30 h, Signierstunde Federica De Cesco.

Mi. 19. März, Arena Sihlcity, 18h, Vorpremiere mit den Hauptdarstellerinnen, dem Regisseur und der Autorin. Showcase von Anna Kaenzig.

Das Tagblatt verlost für die Vorpremiere 2x4 Tickets für Familien. Senden Sie eine Mail mit dem Stichwort «Shana» an:
redaktion@tagblattzuerich.ch
Einsendeschluss: 14. März.

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