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Porträt

Die vier Gesichter der Margrit Bornet

Von: Ginger Hebel

12. November 2013

Margrit Bornet schlüpft beruflich in verschiedene Frauenrollen. Demnächst steht sie bei «Swiss Christmas» als resolute Coiffeuse Sandra auf der Bühne.

Schon als Margrit Bornet klein war, besass sie die Fähigkeit, andere mit ihrem Schalk zum Lachen zu bringen. Auf Kinderfotos schnitt sie Grimassen, und wenn sie etwas Dummes anstellte, dann konnte ihre Mutter nie lange böse auf sie sein. Und wenn sie sich mit ihrer Schwester stritt, dann versuchte Margrit Bornet sie zu besänftigen, indem sie ­etwas Lustiges tat, bis alle lachten und wieder Harmonie einkehrte.

Noch heute, als 42-Jährige, macht Margrit Bornet nichts lieber, als andere zum Lachen zu bringen – sie ist eine Vollblutkomikerin. «Es ist nicht immer einfach. Die Leute lachen spontan und oft nicht dann, wenn man es erwartet. Wenn sie dann lachen, ist das ein sehr schönes Gefühl.» Wenn das Publikum jedoch verhalten ist oder sich die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht richtig auf ihre Show einlassen, dann verunsichert das auch einen Profi wie Margrit Bornet. «Innerlich muss ich dann schnell alle Register ziehen. Manchmal ist es hilfreich, es gleich auszusprechen. Wenn man so tut, als sei alles gut, dann wird es nur noch schlimmer.» Solche Momente gibt es allerdings selten. Das Publikum liebt sie in ihrer Rolle als resolute Coiffeuse Sandra aus Oerlikon. Bornet glaubt, dass es das ist, was einen guten Komiker ausmacht; jemand, der seine eigenen Stärken und Schwächen zulässt und eine Karikatur von sich selber auf die Bühne bringt. «Als Komiker muss man sich verletzlich zeigen, das ­berührt die Leute und bringt sie zum ­Lachen.» Sie weiss, dass man Applaus nicht erzwingen kann, aber die Sympathien der Leute, die kann man sich erkämpfen. «Es ist wichtig, dass ich die Leute auf meiner Seite habe, wenn ich auf der Bühne stehe, manchmal muss ich mehr geben oder mich etwas zurücknehmen, je nach Publikum.»

Privat hat auch eine Komikerin mal einen komischen Tag. Als ausgebildete Schauspielerin wäre sie in der Lage, ihre Gefühle zu überspielen, doch das tut sie nicht. «Ich bin kein Mensch, der mit Humor etwas zu überdecken versucht. Auch traurige Momente haben in meinem Leben ihren Platz.» Im Übungsraum in Altstetten probt sie ihr Programm in Jeans, Shirt und Turnschuhen. Die Verwandlung findet erst hinter der Bühne statt. Dann schlüpft Margrit Bornet in ihre Kostüme, setzt sich die verschiedenen Perücken auf und spielt locker-flockig und mit Sprachwitz einen ganzen Frauenverein; die Coiffeuse Sandra, Teenager-Tochter Susi, Nesthäkchen Gina und Rocker-Oma Fry. Doch wer ist Margrit Bornet wirklich? «Freunde sagen mir oft: ‹Margrit, jetzt lachst du aber wie die Coiffeuse›, oder: ‹Jetzt verhältst du dich wie deine Teenagerfigur.› Aber am ehesten bin ich wohl die Coiffeuse Sandra; eine, die sich nicht unterkriegen lässt und die Dinge positiv sieht.»

Nur noch wenige Tage, dann steht sie in der grossen Weihnachtsshow «Swiss Christmas» in Oerlikon auf der Bühne. Es ist das erste Mal, dass sie in einem Zirkus auftritt, auf dieses Erlebnis freut sie sich. In ihrer Rolle als Coiffeuse führt sie durch das gesamte Programm, ­fungiert als Schnittstelle zwischen den künstlerischen Darbietungen und durchbricht mit ihrer Show die vorweihnachtliche Stimmung.

 

Bereits in jungen Jahren hatte Margrit Bornet die Entscheidung getroffen, Komikerin zu werden. Sie besuchte die Rudolf-Steiner-Schule und liess sich an der Mimenschule in London und an der Zirkusschule in Brüssel zur Schauspielerin und Komikerin ausbilden. Ihre Sporen verdiente sie sich auf der Strasse ab. Einige Jahre lang machte sie Strassentheater mit Partnerakrobatik und arbeitete als Pantomime, die sich nur bewegte, wenn ihr jemand etwas ins Kässeli warf. «Strassentheater zu machen, das ist knallhart, aber es ist eine sehr gute Schule. Wenn die Leute etwas gut finden, bleiben sie stehen, wenn es ihnen nicht ­gefällt, gehen sie einfach weiter.» Zu Beginn ihrer Karriere als Komikerin ging sie mit dem Broadway Variété von David und Irma Schoenauer auf Tournee, trat im Palazzo Colombino auf und beim Humorfestival in Arosa. 2004 lancierte sie ihr erstes Soloprogramm «Spliss», 2011 feierte ihr 2. Programm «Bornet to Be Wild» im Theater am Hechtplatz Premiere. In ihrem Soloprogramm geht es um die Suche nach der wahren Liebe und um das grosse Glück, um Erfolg, Karriere und Teenagerprobleme. Die ­Figur der Coiffeuse Sandra ist in einem Improvisationskurs entstanden. «Es ging darum, die witzigen Seiten an einem selbst zu entdecken, und diese erkennen Aussenstehende meist besser als man selbst.»

Margrit Bornet kann von ihren Engagements als Komikerin leben. Sie tingelt von Kleintheater zu Kleintheater und wird häufig für Privat- und Firmenanlässe gebucht. Sie zelebriert den feinen Humor, wie ihn auch der Kabarettist Emil an den Tag legte. «Er hat es geschafft, die grosse Masse zum Lachen zu bringen, ohne Schenkelklopfhumor oder solchen, der unter die Gürtellinie zielt, auch wenn man damit immer Zwischenapplaus kassiert, egal wie doof der Witz ist», sagt Margrit Bornet. Im Comedy-Rating 2011 der «SonntagsZeitung» wurde sie gar als Entdeckung des Jahres ausgezeichnet, ihr Soloprogramm belegte den 4. Platz.

Bei «Swiss Christmas» baggert sie als draufgängerische Coiffeuse die Artisten an und lebt etwas aus, was sie privat nicht tun würde. «Als Komiker geniesst man Narrenfreiheit, das ist etwas ­Schönes.» Privat mag es Margrit Bornet ruhiger. «Ich suche heute weniger die Ablenkung, ich muss auch nicht mehr überall dabei sein.» Die Singlefrau lebt am Rande der Stadt und kann sich gut vorstellen, eines Tages auf dem Land zu wohnen. Neben Comedy hat Yoga in ihrem Leben eine zentrale Bedeutung. Sie praktiziert es selber und unterrichtet es seit fünf Jahren auch. «Yoga ist meine Lebensphilosophie und meine Kraftquelle.» Die Atemübungen helfen ihr, mit Druck umzugehen und mit Kritik. Deshalb darf die Yogamatte in der Garderobe nie fehlen. «Was man tut, gefällt nie allen, mit Yoga fällt es mir leichter, mit Erfolg und Misserfolg umzugehen.» Wenn ihr Engagement bei «Swiss Christmas» zu Ende geht, fangen die Proben zu ihrem dritten Soloprogramm an. Es feiert im Herbst 2014 Premiere.

Margrit Bornet hat sich ihren Platz in der Comedy-Landschaft erkämpft. «Ich habe ein tolles Team, das mich unterstützt. Das ist sehr wichtig, wenn man solo auf der Bühne steht. Ich bin jetzt an einem Punkt, wo ich das Gefühl habe, dass alles gut läuft und ich auf dem ­richtigen Weg bin.»

«Swiss Christmas», 20. November bis 31. Dezember, offene Rennbahn Oerlikon. www.swisschristmas.com

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