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Porträt

Für den Swiss Comedy Award nominiert: Sven Ivanic. (Bild: PD)

Jurist, Komiker, Brückenbauer

03. September 2019

Der Zürcher Komiker Sven Ivanic ist nominiert für den Swiss Comedy Award. In seinem Programm «Jusländer» witzelt der Secondo über seine Nationalitäten und seinen Beruf als Jurist.

«Ich habe Rechtswissenschaft studiert. Als zwei Meter grosser, bärtiger Balkanese musste ich aber damit leben, dass man mich im Gericht nicht etwa für einen Praktikanten hielt, sondern für den Beschuldigten. Und alle so, hä, wie kam der in den Pausenraum rein?»

Lautes Gelächter, als Sven Ivanic diesen Witz auf der Comedy Talent Stage von SRF 3 erzählt. Der 29-Jährige aus dem Quartier Seefeld ist seit drei Jahren als Komiker auf den Schweizer Bühnen unterwegs. Und obwohl er noch zu den Neulingen der hiesigen Comedyszene zählt, wurde ihm eine grosse Ehre zuteil: Er ist in der Kategorie «Solo» für den Swiss Comedy Award nominiert, der am 17. September im Bernhard-Theater verliehen wird (siehe Box).

Kampf gegen Klischees

Der eingangs erwähnte Witz aus seinem Programm «Jusländer» charakterisiert den sympathischen Witzeerzähler perfekt. So ist er nicht nur ausgebildeter Jurist, sondern musste sich – halb Kroate und halb Serbe – schon immer mit vielen Klischeevorstellungen auseinandersetzen. Geboren in Jugoslawien, kam er im Alter von anderthalb Jahren in die Schweiz und lebt seit rund zwei Jahren in der Stadt Zürich. Bereits als Kind hatte er so manchen frechen Spruch auf den Lippen, erinnert er sich. «Doch der Gedanke, dass ich mit meinen Sprüchen eines Tages auch ein Publikum unterhalten kann, war damals noch sehr fern.» Erst vor drei Jahren manifestierte sich diese Idee. Warum genau, könne er nicht mehr nachvollziehen. «Ich besuchte einen Rhetorikkurs, merkte, dass mir Worte liegen. Da musste es einfach raus.» Und er wusste schnell, worüber er scherzen möchte: Über seinen Alltag als Jurist, über die Sorgen von jungen Partygängern, über das teils herausfordernde Leben von Migranten. «Selbstironie war schon immer eine meiner grössten Stärken», sagt er. Daher verwundert es nicht, dass Komiker wie Sacha Baron Cohen und Klaas Heufer-Umlauf zu seinen Vorbildern zählen, die dafür bekannt sind, sich gerne auch selbst auf die Schippe zu nehmen.

Vorurteile abgebaut

Seinen ersten Auftritt hatte er am 6. Oktober 2016 im Comedyhaus am Albisriederplatz. Daran erinnert er sich genau, da er einen Tag zuvor die Uni abgeschlossen hatte. Sein humoristischer Blick auf das Zusammenleben von Schweizern und den Menschen aus dem Balkan wurde schnell zum Hit. Von Kritikern wie auch vom Publikum gab es fast ausschliesslich positive Rückmeldungen. «Es gab tatsächlich auch Zuschauer, die auf mich zukamen und meinten, sie hätten Serben oder Kroaten immer mit Gewalt in Verbindung gebracht. Nun wüssten sie, dass wir auch nett und witzig sein können», sagt er und lächelt dabei. Ihm ginge es nicht darum, politisch zu sein; aber dennoch sei es ein schöner Nebeneffekt, dass sein Programm scheinbar auch als Brückenbauer zwischen den verschiedenen Nationalitäten funktioniere.

Glücklicherweise habe er nie gehört, dass seine Witze beleidigend seien. Das liege auch daran, dass Sven Ivanic sein Programm dem jeweiligen Publikum anpasst. Die Meinung mancher Komiker, dass man unter dem Deckmantel der Satire alles immer und überall sagen dürfe, teile er nicht. «Ich finde, dass man über alles Witze machen darf, entscheidend ist dabei, wie man dies tut. Je härter das Thema, desto besser muss der Witz sein, da es sich sonst nur um billige Provokation handelt, und davon gibt es im Leben bereits genug.»

Wünsche für die Zukunft

Innert kürzester Zeit wurden die Bühnen immer grösser, und das Publikum erschien zahlreicher an den Auftritten. So trat Sven Ivanic unter anderem bereits beim renommierten Arosa Humorfestival auf, wo er den Newcomerpreis gewann. Die steigende Popularität setzt einen Künstler zwangsläufig unter Druck. Nervosität ist daher auch für Ivanic kein Fremdwort. Mittlerweile habe er aber ein Rezept gegen Lampenfieber: «Die Minuten vor dem Auftritt verbringe ich damit, laut Deutschrap oder kroatischen Handorgelsound mit fetten Beats zu hören. Das hat eine beruhigende Wirkung auf mich.»

In Kürze beginnt seine bisher grösste Tournee, die den Secondo am 30. Oktober auch ins Kaufleuten Zürich führt. Voll auf die Karriere Komiker kann der 29-Jährige aber noch nicht setzen. Zu 70 Prozent arbeitet er noch als Jurist. «Es ist tatsächlich eine Herausforderung, zwischen meinem ernsten und meinem witzigen Ich hin und her zu wechseln. Dennoch übe ich beide Berufe noch mit gleicher Leidenschaft aus.» Langfristig könne er sich aber vorstellen, nur noch auf die Karte Humor zu setzen. «Eine eigene Late Night Show würde mir auch gefallen.» Es sei ihm aber wichtig, dass er langfristig sein Spektrum an Witzen erweitern könne und nicht nur auf seine Nationalitäten beschränkt werde. «Vorerst bin ich aber noch mit meinem aktuellen Programm ‹Jusländer› mehr als zufrieden und freue mich über alle, die meine Auftritte besuchen und mir ihre Stimme bei den Swiss Comedy Awards geben. Ein Sieg würde mir zeigen, dass ich auf dem richtigen Weg bin.»

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