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Porträt

Zürich ist jetzt eine Freilichtausstellung

Von: Ginger Hebel

23. Juni 2015

Sommeraktion: Ab morgen zeigt sich Zürich von einer ganz neuen Seite. Bis 6. September findet das Sommerfestival Aufsehen! statt. 36 Kunstprojekte beleben öffentliche und private Gebäude.

Wir erinnern uns an frühere Sommeraktionen in der Stadt: 1998 machten die bunten Kühe den Auftakt, es folgten Bänke und Riesenteddys. Die letzte Aktion der City Vereinigung Zürich mit den Blumentöpfen liegt vier Jahre zurück. Morgen startet ein neues Sommerfestival unter dem Namen Aufsehen! mit Kunst im Grossformat. Dabei handelt es sich um ein komplett neues Konzept. Bislang basierten die Projekte allesamt auf der Idee, dass eine möglichst grosse Anzahl an Künstlern und Grafikern Objekt-Rohlinge gestalteten, damit sie bewundert und angefasst werden konnten. «Dieses Konzept kam beim Publikum gut an und wurde dutzendfach von Städten auf der ganzen Welt kopiert», sagt Andreas Zürcher, Geschäftsführer der City Vereinigung Zürich. Doch leider hätten damals auch die Sachbeschädigungen zugenommen. «Bei den letzten beiden Aktionen mit Teddys und Töpfen musste jeweils ein Drittel der Objekte vorübergehend entfernt und repariert werden, was zu hohen Zusatzkosten führte», erinnert sich Zürcher. Das war der Grund, warum man nach etwas Neuem suchte. «Wir stellten fest, dass die Hausfassaden hoch über unseren Köpfen eine ideale Plattform für eine gestalterische Nutzung bieten.» Lange war unklar, ob das Sommerfestival dieses Jahr überhaupt stattfinden würde, denn in der momentan schwierigen wirtschaftlichen Situation sei es nicht einfach gewesen, Partner für die teils komplexen Projekte zu finden. Viele Gespräche mit Sponsoren, Geschäftsinhabern, Künstlern und Technikern waren notwendig, und für jedes der 36 Projekte musste ein Bewilligungsverfahren durchlaufen werden. Bei der City Vereinigung ist man froh, dass die Zusammenarbeit mit den Behörden so gut geklappt hat und alle Projekte, auch an denkmalgeschützten Objekten, realisiert werden konnten. Die einzelnen Installationen und Grosstransparente kosten zwischen 10 000 und 350 000 Franken, die Gesamtkosten belaufen sich auf knapp 4 Millionen Franken und werden von den Projektsponsoren getragen. Die City Vereinigung Zürich hat für die Erarbeitung und die Umsetzung eine halbe Million Franken vorinvestiert. «Wichtig ist für uns die Tatsache, dass alle Kosten von Privaten und nicht vom Steuerzahler getragen werden», hält Andreas Zürcher fest.

Die Projekte verteilen sich in der ganzen Stadt. Sofort ins Auge fällt die Grasfassade des Hauses Hiltl, die mit Kunstrasen und echten Gemüsebeeten vom Künstler Marco D. Jakob begrünt wurde, damit sich der urbane Städter ein bisschen wie im Garten Eden fühlt. Im ShopVille lohnt es sich, den Blick nach oben zu richten, anstatt durch die Masse zu hetzen, um den Anschluss nicht zu verpassen. Das Künstlerkollektiv eBoy gestaltete an den Deckenflächen detailgetreue Pixelbilder. Wer hinschaut, der kann vieles entdecken, was Zürich einzigartig macht: den Böögg, den See, das Grossmünster. Die Kunstprojekte lassen sich aber nicht nur in der Innenstadt bestaunen, auch im Viadukt im Kreis 5 gibt es Kunst für alle. Unter dem Motto Urban Jungle sind zahlreiche Kunstwerke entstanden, darunter die Installation «Butterfly» von Kelsey Montague, die einen Schmetterlingsflügel mit Dschungelflair entwarf, in dessen Obhut man sich fotografieren lassen kann.

Was man mit der Aktion Aufsehen! bezwecken möchte? «Die Leute sollen ihren Blick auch über die Schaufenster hinweg zu den oberen Fassadenteilen richten und unsere Stadt bewusster wahrnehmen», sagt Andreas Zürcher. Welches Kunstprojekt ist denn sein persönliches Highlight? «Das Knitted Parking», sagt er prompt. Über 200 Strickerinnen aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich und Finnland haben die vier Abluftkamine des City Parking an der Gessnerallee eingestrickt und Botschaften von Menschen aus der ganzen Welt eingearbeitet. Auch das Projekt «Historic Faces» fasziniert. Es zeigt entlang der Bahnhofstrasse auf eigenwillige Art und Weise Porträts von historischen Persönlichkeiten wie Alfred Escher und Rudolf Sprüngli, die Grosses für die heutige Luxusmeile geleistet haben.

 Aufsehen! läuft bis im September. Einen Sommer lang erleben die Zürcher ihre Stadt im bunten Kleid und werden auf Dinge aufmerksam, die sie so noch nie gesehen haben. Zu guter Letzt versteht sich der Event aber auch als Werbeaktion. Bei der City Vereinigung hofft man, dass gerade während der Sommerferien, wo viele Zürcherinnen und Zürcher verreisen, Gäste vom Ausland in die Limmatstadt gelockt werden. Andreas Zürcher: «Letztlich ist es ja auch unser erklärtes Ziel, zusätzliche Besucher nach Zürich zu bringen.»

www.aufsehen-zueri.ch

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