Ein junges Gspäändli für die alte Katze?

Ich hatte immer zwei Katzen, die sich prima verstanden haben. Weil die eine gestorben ist, habe ich für ­meine Lilli (15 Jahre) ein junges ­Gspäändli gekauft. Seither ist Lilli aber wie ausgewechselt. Sie zieht sich komplett zurück, ich verstehe ihr Verhalten nicht. Was soll ich jetzt machen? Die beiden müssen sich doch mögen. Rahel

Liebe Rahel Harmonie lässt sich leider nicht erzwingen. Nur weil zwei Katzen jahrelang in Frieden zusammengelebt haben, heisst das noch lange nicht, dass ein anderes Büsi auch willkommen ist. So wie es aussieht, fühlt sich Ihre Katzenrentnerin gestört, überfordert und genervt ob des neuen Wirbelwinds, der in ihr Revier eindringt und ihren Tagesablauf durcheinanderbringt. Vielleicht wäre sie jetzt einfach gerne einmal der Hahn im Korb gewesen und hätte es genossen, wenn sie all Ihre Aufmerksamkeit bekommen hätte. Ihre Lilli hat ihr langjähriges Gspäändli verloren, die beiden haben den grössten Teil ihres Lebens gemeinsam verbracht. Durch den Verlust hat sich das Leben von Lilli verändert. Jetzt haben Sie sich eine blutjunge Mieze ins Haus geholt, und das war nicht gerade die beste Idee.

Denn wenn der Altersunterschied zweier zusammengeführter Katzen zu gross ist, kann das in einem Desaster enden, weil die beiden einfach keine Gemeinsamkeiten haben und dadurch auch nicht viel miteinander anfangen können. Dass ein junges Kätzchen herumtoben und spielen möchte, ist ganz klar, dazu braucht es aber einen Spielkameraden, der daran Gefallen findet; dieser wäre idealerweise im etwa gleichen Alter. Ihre Lilli hat die wilden Jahre hinter sich. Heute hat sie andere Interessen und Bedürfnisse und auch ihre Eigenheiten, und das ist auch gut so. Mein Vorschlag: Seien Sie der neue Spielkamerad für Ihr junges Büsi. Wenn Sie nicht so viel Zeit haben, um sich mit ihm abzugeben, dann würde ich noch eine Jungkatze kaufen, damit die Wirbelwinde zusammen herumtollen können.

susanne.hebel@gmx.ch

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