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Ratgeber

Kann man Goldmedaillen trauen?

Wenn ich für einen Spontankauf vor dem Supermarkt-Weinregal stehe, bin ich oft überfordert. Schliesslich greife ich zu einer Flasche mit goldenem Kleber. Aber kann man den Goldmedaillen überhaupt trauen?

Bekanntlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Beim Wein schon gar nicht. Weinprämierungen boomen. Sie finden überall statt – im kleinen, lokalen und im grossen, internationalen Stil. Sie helfen, sich im enormen Angebot an Weinen besser zurechtzufinden – denn ein prämierter Wein ist in der Regel nicht schlecht. Andererseits sind es nicht immer die wirklich besten Weine, die gewinnen. Das kann daran liegen, dass Winzer ihre Weine gar nicht einreichten (die Wettbewerbsteilnahme ist meist kostenpflichtig), dass sie eh immer ausverkauft sind oder dass die Winzer gar nicht mehr Publizität wollen. Ausserdem ist nicht jede Prämierung gleich wichtig. Weiter ist zu beachten, dass die Jury häufig die grosse Unbekannte ist – es kann sein, dass sie sich aus wenigen, bekannten Teilnehmern zusammensetzt oder aus Dutzenden von Fachleuten, die jeweils nur einen Teil der Weine verkosten. Kommt hinzu, dass die persönlichen Vorlieben der Degustatoren immer eine grosse Rolle spielen. Ein Franzose und ein Australier haben wahrscheinlich eine andere Vorstellung davon, wie ein Pinot noir zu schmecken hat. Kontrollieren Sie immer, dass sich die Medaillen auf den aktuellen Jahrgang beziehen. Manchmal wird das Label so gestaltet, dass ein Element wie eine Auszeichnung aussieht, jedoch gar keine ist. Eine Prämierung kann auch «Kellerei des Jahres» bedeuten, was im Grunde nichts über den spezifischen Wein aussagt. Nichtsdestotrotz sollte man prämierte Weine probieren – aber nicht nur. 

Die Antwort kennt Chandra Kurt, Weinautorin und Herausgeberin des Einkaufsführers «Weinseller». www.chandrakurt.com

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