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Reportage

Sind trotz ihres Namens sehr reinliche Tiere: Schmutzgeier im Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Abfallsammler mit weisser Weste

Von: Alex Rübel

12. September 2017

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues

oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Schmutzgeier.

Der Name des Geiers hat in unserer Sprache oft einen negativen Beiklang – man denke etwa an den Aasgeier oder an den Pleitegeier. In der Tierwelt spielen Geier aber eine wichtige Rolle. Indem sie Kadaver aufspüren und zu deren schneller Beseitigung beitragen, erfüllen sie eine wichtige Funktion als Gesundheitspolizisten.

In Europa kommen vier Geierarten vor. Die kleinste davon ist der Schmutzgeier, den wir auch bei uns im Zoo Zürich zeigen. Sein nicht gerade schmeichelhafter Name nimmt Bezug auf den Speisezettel des Vogels: Er gilt als «Sammler des kleinen Abfalls». Der Schmutzgeier ernährt sich von Aas, Kleintieren wie Kleinsäugern, Reptilien und Amphibien, von Kot, faulem Obst und anderem verrottenden organischen Material. Gute Nahrungsgründe bilden Abfalldeponien. Bei grossen Tierkadavern ist der Schmutzgeier auf die Vorarbeit grösserer Geier oder anderer Tiere angewiesen, da er die Kadaver nicht selber öffnen kann. Weiter macht er auch Jagd auf kleine Wirbeltiere und Insekten, oder er betätigt sich als Nesträuber. Um die aus den Nestern erbeuteten Eier zu öffnen, wirft er sie gegen Steine. Oder auch umgekehrt: In einer kleinen ostafrikanischen Population haben die Schmutzgeier gelernt, Strausseneier zu öffnen, indem sie sie mit Steinen bewerfen.

Sauber, nicht schmutzig

Äusserlich ist der Schmutzgeier alles andere als schmutzig. Im «Handbuch der Vögel Mitteleuropas» wird ihm etwa bescheinigt, dass er trotz seines Namens ein «ordentlicher» Vogel sei: «Trotz des widerlichen Unrates im Nest und der oft so schmutzigen Nahrung hält er sein Gefieder immer sauber.» Erwachsene Schmutzgeier sind weitgehend weiss, mit schwarzen Hand- und Armschwingen, die im Flug gut erkennbar sind. Das unbefiederte Gesicht ist intensiv gelb gefärbt. Zum Hals hin ist es von einer Federkrause umgeben. Auch die Wachshaut, die den Schnabel an der Basis zur Hälfte bedeckt, ist gelb. Die mit Horn bedeckte Schnabelspitze ist schwarz. Männchen und Weibchen sehen gleich aus. Die Jungtiere hingegen sind dunkelbraun und färben sich mit zunehmendem Alter um.

Das Verbreitungsgebiet des Schmutzgeiers erstreckt sich von Südeuropa nach Zentralasien bis ins nordwestliche Indien und umfasst auch Teile von Nordafrika bis zum Äquator sowie Arabien. Eine zweite Unterart lebt in Nepal und in Teilen von Indien. Die Bestände haben im ganzen Verbreitungsgebiet abgenommen, die Art wird aktuell als stark gefährdet eingestuft. Grund dafür sind unter anderem illegale Vergiftungsaktionen, die eigentlich auf Raubtiere abzielen, und neue Bestimmungen zur Beseitigung von Tierkadavern.

Schmutzgeier im Zoo Zürich

Im Zoo Zürich halten wir seit 1993 Schmutzgeier. Unser erstes Tier, ein Weibchen mit Jahrgang 1985, lebt auch heute noch immer bei uns. Im Mai dieses Jahres sind nun zwei Jungvögel neu dazugekommen: ein Weibchen aus dem Zoo in Jerez und ein Männchen aus dem Zoo in Prag. Sie teilen sich die Anlage mit den Schwarzstörchen.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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