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Reportage

Bewegungsfauler Zeitgenosse, der sein Gift meist nur zu seiner Verteidigung einsetzt: Eine Skorpion-Krustenechse im Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich / Enzo Franchini

Achtung, giftig! (2)

Von: Alex Rübel

30. Januar 2018

Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissens­wertes aus dem Tiergarten. In der Serie «Achtung, giftig!» sind nach den Giftschlangen nun die Giftechsen dran.

Vor zwei Wochen habe ich Ihnen hier die Seitenwinder-Klapperschlange als eine Vertreterin der Giftschlangen vorgestellt. Es gibt nebst den Schlangen aber auch noch andere Reptilien, die einen Giftapparat entwickelt haben – zum Beispiel die Skorpion-Krustenechse, die wir im Zoo Zürich seit über sechzig Jahren halten und züchten. Sie bildet ihr Gift in den Unterkieferdrüsen und setzt es in erster Linie zur Verteidigung ein. Anders als die Klapperschlange injiziert die Krustenechse das Gift nicht zielgerichtet durch einen Röhrenzahn in das Opfer. Stattdessen arbeitet sie es durch kräftige Kau­bewegungen in die Wunde ein. Im gebissenen Tier wirkt das Gift vor allem auf das Zentralnervensystem und kann, je nach Menge, zur Lähmung des Atemzentrums führen. Beim Menschen verursacht es starke Schmerzen an der Bissstelle und kann Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Bluthochdruck sowie Wundinfektionen zur Folge haben.

Wirkstoff in der Medizin

Überraschenderweise ist ein Wirkstoff der Giftmischung der vorwiegend in Mexiko heimischen Skorpion-Krustenechse fast identisch mit einem Wirkstoff im Speichel der viel weiter nördlich lebenden Nordamerikanischen Kurzschwanzspitzmaus. Und ein Bestandteil des Krustenechsengiftes hat sogar Eingang in die Medizin gefunden. Synthetisch hergestellt, wird der Wirkstoff zur Behandlung von Diabetes II eingesetzt.

Die Reptilien sind aber nicht die einzige Wirbeltierklasse mit Giftanwendern. Auch bei den Vögeln sind Beispiele von Arten bekannt, die Giftstoffe einsetzen, wenn auch nur wenige. Sie nutzen das Gift, um für Räuber möglichst ungeniessbar zu sein. Ein Beispiel sind etwa die Pitohuis in Neuguinea. Sie lagern Giftstoffe in den Federn und in der Haut ein. Das Gift nehmen sie vermutlich über die Nahrung auf – so wie auch die in Afrika beheimatete Sporngans. Sie «gewinnt» über den Verzehr von Ölkäfern Reiz- und Nervengifte, die sie in ihrem Gewebe einlagert.

Bei den Säugern gibt es ebenfalls Tiere, die Gift nutzen, und eines davon ist sogar bei uns in der Schweiz heimisch: die Wasserspitzmaus. Sie produziert in der Speicheldrüse des Unterkiefers ein Nervengift, das bei der Futterbeschaffung die Beutetiere lähmt – etwa Kleinkrebse, Insektenlarven, Schnecken und Regenwürmer. Für den Menschen ist das Gift harmlos. Das gleiche System wie die Wasserspitzmaus wenden auch die bereits oben erwähnte Nordamerikanische Spitzmaus und die Schlitzrüssler der karibischen Inseln an.

Gifttiere im Zoo Zürich

Im Zoo Zürich können Sie verschiedene Gifttiere kennen lernen. Die meisten sind im Exotarium zu Hause, etwa die Pfeilgiftfrösche im obersten Stock, die Seitenwinder-Klapperschlange, die Skorpion-Krustenechse und die Rotknie-Vogelspinne im Terrarium oder der Rotfeuerfisch im Aquarium. Aber auch im Kaeng-Krachan-Elefantenpark ist mit dem Riesenskorpion ein Tier anzutreffen, das Gift nutzt.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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