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Reportage

Ist nicht nur ein gefürchteter Jäger, sondern kümmert sich auch rührend um alte und kranke Artgenossen: Afrikanischer Wildhund (aufgenommen im Zoo Chester, GB). Bild: Sacha Beuth

Afrikas soziale Hetzjäger

Von: Sacha Beuth

21. Juni 2022

Sie gelten als blutrünstige und brutale Jäger der Savanne. Doch in Wahrheit sind Afrikanische Wildhunde äusserst soziale Tiere, die auch kranke und verletzte Rudelmitglieder nicht im Stich lassen.

Wer an die gefährlichsten Raubtiere Afrikas denkt, dem fallen in erster Linie Löwen, Leoparden oder vielleicht noch Hyänen ein. Doch sie alle hinken in Sachen Jagderfolg einem anderen weit hinterher: dem Afrikanischen Wildhund, wegen seiner schwarz-braun-gelben Musterung auch Hyänenhund genannt. Während Löwen und Leoparden im Schnitt nur in etwa 20 Prozent aller Versuche Beute machen, liegt die Erfolgsquote der Afrikanischen Wildhunde bei phänomenalen 90 Prozent. Einzig der Gepard kann da in etwa mithalten.

Verfolgung über Kilometer

Der Grund für diesen herausragenden Wert liegt in der Jagdtechnik von Lycaon pictus (= lateinisch für «Bunter Wolf»). Ähnlich wie Löwen agieren sie im Rudel, pirschen sich jedoch nicht an ihre Opfer – meist Antilopen und Warzenschweine, seltener Zebras oder Kaffernbüffel – heran, sondern hetzen diese. Angeführt vom Alpha-Männchen, verfolgen sie dabei ihre Beute im Trab bis zu einer Strecke von fünf Kilometern. Ist das flüchtende Beutetier ermüdet, wird es gestellt und gelegentlich bei lebendigem Leib zerrissen. Diese aus menschlicher Sicht brutale Vorgehensweise ist einem anatomischen Manko geschuldet. Grosskatzen wie Löwen und Leoparden verfügen über dolchartige Fangzähne, mit denen sie ihre Beute über einen Genick- oder Kehlbiss töten können. Bei den Wildhunden dagegen sind diese Fangzähne wie bei anderen Hundeartigen dazu zu kurz. Meist stirbt das Opfer erst, nachdem dessen weiche Flanke aufgeschlitzt wurde. An dieser Stelle muss jedoch erwähnt werden, dass auch der Todeskampf eines Löwenopfers mitunter länger dauern kann.

Afrikanische Wildhunde haben aber auch eine sehr einnehmende Seite. Sie zeigen ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Nicht nur der Nachwuchs und stillende Muttertiere, sondern ebenso verwundete, kranke oder alte Mitglieder werden vom ganzen Rudel mitversorgt. Die von der Jagd zurückgekehrten Exemplare würgen Fleischbrocken hervor, wenn sie von den handikapierten Artgenossen dazu durch Anstupsen aufgefordert werden. Auch wurde beobachtet, wie ein von Parasiten wie etwa Flöhen befallener Wildhund sich vom Rudel entfernte und sich abseits der Gruppe kratzte, bis er die Plagegeister abgeschüttelt hatte.

Trotz ihrer erfolgreichen Jagdtechnik und der engen Bande im Rudel sind Hyänenhunde in ihrem Bestand stark bedroht. Nur noch knapp 8000 Exemplare streifen durch die Savannen Afrikas südlich der Sahara. Ursache ist einerseits die Jagd, da Wildhunde bei Farmern als Schädlinge gelten, andererseits die Umwandlung ihres Lebensraums (beziehungsweise dessen Zerstückelung) in Agrarland, die Verdrängung in Schutzgebieten durch Löwen sowie die Übertragung von Krankheiten durch Haushunde wie Staupe oder Tollwut.

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