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Reportage

Ruhende Baumwarane: Gehts ums Fressen, werden sie äusserst agil. Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Akrobatische Jäger mit türkisblauer Haut

Von: Alex Rübel

26. September 2017

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Blaue Baumwarane.

Im August sind bei unseren Blauen Baumwaranen mehrere Jungtiere geschlüpft. Wir halten die erst im Jahr 2001 erstmals beschriebene Tierart seit 2009 im Zoo Zürich. 2011 konnten wir die Erstzucht Blauer Baumwarane in der Schweiz vermelden.

Über die Biologie des Blauen Baumwarans ist noch nicht viel bekannt. Die wenigen biologischen Daten, die bisher vorliegen, sind Erfahrungen und Beobachtungen aus der Terrarienhaltung. Was man weiss: Der Blaue Baumwaran ist ein hervorragender und hoch spezialisierter Kletterer. Er ist leicht und verfügt über spitze Krallen, die ihm auf allen Unterlagen sicheren Halt verleihen. Erstaunlich ist auch seine Fähigkeit, seinen langen und beweglichen «Greifschwanz» als fünfte Extremität zu nutzen. Er gibt ihm im dünnen Geäst zusätzliche Stabilität. Mit seinen spitzen Zähnen kann der Baumwaran seine Beute packen und sie, dank seiner beachtlichen Kraft, auseinanderreissen. Je nach Beute wendet er dabei unterschiedliche Jagdstrategien an.

Fördern mit Futter

Seine besonderen physischen und kognitiven Fähigkeiten benötigt der Blaue Baumwaran auch bei der Nahrungsaufnahme bei uns im Zoo Zürich. Es ist ein wichtiger Aspekt einer guten Tierhaltung, dass Tiere ihre arttypischen Fähigkeiten und Verhaltensweisen abrufen und anwenden können, sprich: sich möglichst so verhalten können wie in ihrem natürlichen Lebensraum. Dazu gehört unter anderem, dass es in der Regel eben keinen Sinn macht, einem Tier das Futter «auf dem Silbertablett» zu servieren.

Beim Blauen Baumwaran heisst das konkret, dass die Tiere verschiedene Futterarten erhalten, die ausserdem auf verschiedene Art und Weise angeboten werden. Ein Beispiel ist die Ganzkörperfütterung. Hierzu hängt der Tierpfleger eine tote Maus oder ein totes Küken in die Anlage. Der Waran braucht zuerst seine speziellen Fähigkeiten, um an die Beute heranzukommen, und dann erneut, um sie zu zerlegen. Eine andere Variante ist die Verabreichung lebender Insekten in einem Dispenser mit kleinen Löchern. Auch hier ist der Baumwaran aktiv gefordert, um zu seinem Futter zu kommen.

In der Wildnis beschränkt sich die Verbreitung des Blauen Baumwarans auf die winzige Insel Batanta, nordwestlich des indonesischen Teils von Neuguinea. Die Weltnaturschutzunion IUCN hat die Art bisher noch nicht evaluiert. Es ist indes zu befürchten, dass auch sie als gefährdet eingestuft wird. Batanta ist nur 450 Quadratkilometer gross.

Warane: Winzlinge und Riesen

Die ersten «Ur»-Warane lebten vor rund 100 Mio. Jahren. Die grösste Art war fast 7 m lang und wog über 500 kg. Daneben nimmt sich der grösste heute lebende Vertreter, der Komodowaran, mit 3,5 m und 150 kg vergleichsweise bescheiden aus. Die kleinsten Warane werden nur gerade 20 cm lang und 20 g schwer. Neben dem Blauen Baumwaran zeigt der Zoo Zürich ab Frühjahr 2018 in der neuen Australienanlage weitere Waranarten.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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