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Reportage

Tatwaffen der Parkhausmörderin Caroline H. Bild: SB

Als Polizisten noch den Säbel schwangen

Von: Sacha Beuth

05. April 2016

MUSEUM DER STADTPOLIZEI Der ehemalige Urania-Bunker beherbergt über 1000 Exponate aus über 250 Jahren Polizeiarbeit. Museumsleiter Fritz Hürzeler führte das «Tagblatt» durch die Ausstellung – und sorgte für einen Knalleffekt.

«Willkommen im Museum der Stadtpolizei Zürich.» Fritz Hürzeler, Museumsleiter und ehemaliger stellvertretender Ausbildungschef der Stapo, öffnet die Eingangstür, die sich direkt neben der Kasse des Urania-Parkhauses befindet. Kaum ist der Gast ins Innere der ehemaligen Zivilschutzanlage geschlüpft, beginnt Hürzeler die Führung mit einer amüsanten Geschichte. «Wenn Sie vor 46 Jahren hier eingetreten wären, hätten Sie sich ausserhalb der Landesgrenzen befunden. Damals hatte die Stadt der autonomen Szene das Gebäude zur Verfügung gestellt. Die brachte ein Schild an mit der Aufschrift: Sie verlassen die Schweiz und betreten die Autonome Republik Bunker.» Die Republik hatte allerdings nur rund zwei Monate Bestand. «Dann liessen die Behörden das Gebäude räumen und still­legen.» Bis am 3. Juni 2002 ausgerechnet der «Klassenfeind» einzog. Das Museum der Stadtpolizei, welches 1992 in einem Keller der ETH seine Tore eröffnet hatte, platzte aus allen Nähten und fand im Urania-Bunker auf vier Etagen eine neue Heimat.

Hürzeler weist auf sechs Vitrinen, welche sechs der spektakulärsten Kriminalfälle Zürichs thematisieren und nebst der Beschreibung des Tathergangs auch einige dazugehörige Utensilien beinhalten. Etwa die Messer, mit denen die Parkhausmörderin Caroline H. in den 1990ern ihre Opfer tötete. Oder die umgebaute Maschinenpistole, mit der der berühmt-berüchtigte Bankräuber Deubelbeiss Anfang der 1950er-Jahre für Angst und Schrecken sorgte.

Rund 1000 Exponate sind im Urania-Bunker zu finden. Die Palette reicht von alten handgeschriebenen Fahndungsbüchern bis zu modernen Lasermessgeräten. Hervorzuheben ist etwa die Kopfbedeckung. Die verwandelte sich vom Dreispitzhut über Bobbyhelm zum Béret. Und statt mit Abwehrstock und Pistole waren Zürichs Gesetzeshüter im 19. Jahrhundert mit Gewehr und Säbel bewaffnet. «Damals gehörte darum auch Fechten zum Trainingsprogramm», weiss Hürzeler.

Es geht vorbei an alten Motorrädern, getarnten Oberservierungskameras und Spurensicherungsgeräten hoch in den obersten Stock, wo diverse Schutzausrüstungen zu sehen sind, die etwa bei Demonstrationen eingesetzt wurden. Hürzeler zeigt auf ein Set aus den 1960er-Jahren mit Helm, Eishockey-Brustpanzer und umgebautem Armeeflammenwerfer zum Abschiessen von Tränengas. «Die Sachen boten wenig Schutz und der, der den Flammenwerfer trug, bekam immer am meisten Tränengas ab, da sowohl Werfer wie Helm nicht dicht waren.»

Die Führung dauert bereits eine Stunde, ist aber dank Hürzeler nie langweilig. Der 69-Jährige macht beste Werbung für den Polizeiberuf – was auch ganz seiner Absicht entspricht. Nebst seinen Anekdoten sorgt er unter anderem mit Special Effects für Spannung. Plötzlich knallt es. Wo und warum wird an dieser Stelle nicht verraten. Am besten findet man es selber heraus und meldet sich zu einer Führung an.

Anmeldung für eine Gruppenführung

Das Museum der Stadtpolizei Zürich wird jährlich von rund 2400 Personen besucht. Einlass wird nur Gruppen ab 10 Personen und auf Voranmeldung gewährt. Der Besuch inklusive Führung ist gratis.
Das Mindestalter beträgt 14 Jahre.

Anmeldung: www.stadtzuerich.ch > Stichwortsuche: Polizeimuseum > Online Anmeldung oder Tel. 044 411 71 03 (Frau Kaufmann).

 

 

 

 

 

 

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