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Reportage

Weggetreten: In Vollnarkose wird ein Pferd mittels MRT auf eine chronische Lahmheit untersucht. Bilder: Sacha Beuth

Auf Visite bei Pferd, Katze und Co.

Von: Sacha Beuth

25. Juni 2013

Die Vetsuisse-Fakultät lädt Personen mit Interesse am Tierarzt-Beruf zu einem «Parcours der Lehre» ein. Dem «Tagblatt» wurde schon zuvor ein Einblick gewährt.

Das sechsjährige Hyazinthara-Weibchen kreischt aus Leibeskräften. Allein, es nützt nichts. Durch ein Tuch vor Schnabelhieben geschützt, greift Pflegerin Sandra Mosimann in die Transportkiste und packt blitzschnell den grossen Vogel. «Sandra ist super, die kann alles fangen», lobt Veterinär Marcus Clauss, der durch die verschiedenen Abteilungen der Vetsuisse-Fakultät, sprich: des Tierspitals und angeschlossener Institute, führt. Während sich nun Assistenzärztin Fabia Wyss daranmacht, den blauen Papagei zu untersuchen, ist dieser im sicheren Griff von Mosimann plötzlich verstummt. Der Ara ist ein Neuankömmling im Walter-Zoo in Gossau SG und wird im Tierspital einem eingehenden Gesundheitscheck unterzogen, damit er nicht allfällige Krankheiten einschleppt.

Auch wenn Exoten nur einen kleinen Teil der Patienten auf dem Irchel-Campus ausmachen, so sind sie doch ein gutes Beispiel für die Vielseitigkeit des Veterinärberufs. «Im Gegensatz zu einem Humanmediziner kümmern wir uns um mehrere Spezies. Das Spektrum ist viel grösser. Die Organe eines Hundes unterscheiden sich enorm von denen eines Goldfischs», erklärt Clauss. Zudem würden auch Bereiche der Lebensmittelsicherheit und der Seuchenbekämpfung in die Belange eines Veterinärs fallen. «Viele Menschen wissen nicht, was der Tierarzt-Beruf alles umfasst. Darum veranstalten wir am Tag der offenen Tür am 29. Juni für alle Interessierte den ‹Parcours der Lehre›.»

Zu diesem gehört auch der Einblick in die bildgebende Diagnostik. Dort wird gerade ein Pferd wegen chronischer Lahmheit einer Magnetresonanztomografie unterzogen. «Auf den damit erstellten dreidimensionalen Bildern erkennen wir nicht nur Brüche, sondern auch Unregelmässigkeiten an Weichteilen, also Muskeln oder Bändern», erzählt Felix Theis, Oberarzt der Pferdeklinik.

Im Nebengebäude, im Institut für ­Lebensmittelhygiene, untersucht Assistentin Sophia Johler eine Lebensmittelprobe auf Salmonellen und krank machende Bakterien. Auch dies gehört zur Ausbildung eines Veterinärs. «Wir sind verantwortlich für die Sicherheit von Lebensmitteln tierischer Herkunft von der Gewinnung bis zur Verarbeitung», so Johler. «Bei uns lernen die Studenten, wie ein Produkt hergestellt wird und wie es sich dabei verändert.»

Der Rundgang führt weiter in die Kleintierchirurgie. Der ganze Block sieht aus wie ein Spital für Menschen. Ein grün gekleidetes Team aus Ärzten und Assistenten hat sich um einen OP-Tisch versammelt. Nur liegt auf dem Schragen kein Mensch, sondern eine Katze, der für einen Eingriff die Bauchdecke geöffnet wurde.

Weniger blutig geht es im Klinischen Labor zu, obwohl gerade dort Blut, genauer das Blutbild, untersucht wird. «Dabei müssen wir die weissen und die roten Blutkörperchen unter dem Mikroskop auszählen», erklärt Martina Stirn, Klinische Pathologin, und zeigt auf den Bildschirm. «Sehen Sie hier. Was da so leuchtet wie ein Diamant, das sind bei Säugetieren weisse Blutkörperchen. Und die roten, kernlosen hier sind rote Blutkörperchen. Die Zunahme oder Abnahme einer Kategorie ist entscheidend für die Diagnose des behandelnden Tierarztes.» Mit der molekularen Diagnostik können im Blut sogar direkt Viren und Bakterien nachgewiesen werden.

Letzte Station ist – im wahrsten Sinne des Wortes – die Pathologie. Hier werden Tiere mit unklarer Todesursache untersucht. Abteilungsleiterin Monika Hilbe und Assistentin Karolin Hoffmann haben sich einen Katzenkadaver vorgenommen. «Der Geruch ist schon gewöhnungsbedürftig – aber dafür ist es auch spannend wie die Arbeit eines Detektivs», findet Hoffmann. Gelegentlich komme es eben anders, als man denke, erzählt Clauss. «Nicht jeder, der das Studium beginnt, behandelt später kranke Tiere. Ich zum Beispiel wollte erst wie ‹Daktari› Zootierarzt werden. Doch während des Studiums habe ich gemerkt, dass mir die Forschung viel mehr liegt als die praktizierende Medizin.»

«Parcours der Lehre – Tiermedizin studieren an einem Tag» findet am Samstag, 29. Juni 2013, von 10 bis 16 Uhr auf dem Irchel-Areal (Winterthurerstr. 260) statt. Keine Anmeldung erforderlich.

INFOBOX

Die Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich (inklusive Tierspital) beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter. 2012 wurden auf dem Irchel-Campus 23 612 Tiere behandelt – von A wie Affe bis Z wie Ze­bra. Die meisten Fälle betrafen Hunde (11 123), gefolgt von Katzen (5615) und Pferden (2940).

www.vet.uzh.ch

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