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Reportage

«Hopp, hopp, hopp, Tapir lauf Galopp»: Flachlandtapire sind alles andere als schwerfällig. Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Beim Tapir trügt der Schein

Von: Alex Rübel

10. Mai 2016

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder ­Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Tapire.

Vor wenigen Wochen erhielten die Flachlandtapire im Pantanal prominenten Besuch: Mitten in ihren Olympiavorbereitungen war Nicola Spirig zu Gast. Die Triathletin besuchte ihr Patentier Paz, das jüngste Mitglied unserer Tapirgruppe. Flachlandtapire sind Bewohner des tropischen Südamerika. Ihr Verbreitungsgebiet ist eigentlich riesig: Es wird im Norden und Westen von den Anden begrenzt, umfasst praktisch ganz Brasilien und erstreckt sich im Süden über Paraguay bis in den nördlichen Teil Argentiniens. Trotz dieser immensen Verbreitung gibt es aber immer weniger der ursprünglich wirkenden Tiere. Schätzungen gehen von einem Bestandesrückgang von 30 Prozent innerhalb von nur 30 Jahren aus. Das Hauptproblem der Tapire ist der Verlust und die Fragmentierung ihres natürlichen Lebensraums. Die stressanfälligen Tiere leiden unter menschlichen Störungen und verschwinden so auch aus potenziell günstigen Habitaten. Ausserdem werden sie wegen ihres Fleisches stark bejagt.

Rüssel aus Muskeln

Das optisch wahrscheinlich auffälligste Merkmal des Tapirs ist sein kleiner Greifrüssel, ein hochempfindliches und sehr bewegliches Riech- und Tastorgan. Der Rüssel wird aus Nase und Oberlippe gebildet und besteht komplett aus Muskeln. Der Tapir nutzt ihn nicht nur, um Blätter von den Bäumen zu zupfen und alle Arten von Gerüchen einzufangen, sondern er erzeugt auch Pfeiftöne damit. Sie dienen ihm zur Verständigung mit Artgenossen. Der Körper des Tapirs wirkt im Vergleich zu diesem beweglichen Wunderwerk etwas plump und schwerfällig. Er eignet sich dank seiner keilförmigen Gestalt aber vorzüglich, um an Waldrändern oder Flussufern die dichte Vegetation zu durchstreifen. Ohnehin täuscht der Eindruck von Schwerfälligkeit: Der Tapir ist reaktionsschnell und ausserdem ein ausgezeichneter Schwimmer. Paz muss sich vor ihrer Gotte, der Olympiasiegerin, also nicht verstecken. Anders als es ihr Aussehen vermuten lässt, sind die nächsten Verwandten des Tapirs übrigens nicht die Schweine, sondern das Pferd und das Nashorn. Die Verwandtschaft zu Letzterem zeigt sich unter anderem bei der Art des Tapirs, seinen Lebensraum zu markieren: Er gibt seinen Urin in einem geraden Strahl nach hinten ab.

Zootiere im Zeichen von Olympia 2016

Vom 5. bis 21. August finden in Rio die Olympischen Sommerspiele statt. Aus diesem Anlass stelle ich Ihnen in dieser Serie in den nächs­­- ten Wochen verschiedene Tiere des Feuchtgebietes Pantanal im Zoo Zürich vor, die auch in Brasilien leben. Viele der Tiere sind dabei mindestens so aussergewöhnlich wie die Leistungen, die die Olympiateilnehmer in Rio erbringen werden.

Weitere Infos: www.zoo.ch/pantanal

 

 

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